Alfred Russel Wallace

Der Malaiische Archipel


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       Naturgeschichte der Papua Inseln

       VIERZIGSTES KAPITEL

       Die Menschenrassen im Malaiischen Archipel

       ANHANG

       Über die Schädel und die Sprachen der Menschenrassen im Malaiischen Archipel

      Charles Darwin, dem Verfasser der „Entstehung der Arten“, widme ich dieses Buch, nicht nur als ein Zeichen persönlicher Achtung und Freundschaft, sondern auch als Ausdruck meiner tiefen Bewunderung für seinen Genius und seine Werke.

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       Orang-Utan von Dajaks angegriffen (auf Holz, gezeichnet von Wolf)

      VORREDE

      Meine Leser werden natürlich die Frage an mich richten, weshalb ich nach meiner Rückkehr sechs Jahre gezögert habe, ehe ich dieses Buch geschrieben, und ich fühle mich verpflichtet, ihnen vollen Aufschluss über diesen Punkt zu geben. Als ich England im Frühjahr 1862 erreicht hatte, sah ich mich von einer Unmasse verpackter Kisten umstanden, welche die Sammlungen enthielten, die ich von Zeit zu Zeit für meinen Privatgebrauch nach Hause gesandt. Diese umfassten nahezu 3000 Vogelbälge von etwa 1000 Arten und wenigstens 20 000 Käfer und Schmetterlinge von etwa 7000 Arten; außerdem einige Vierfüßer und Landmuscheln. Einen großen Teil derselben hatte ich seit Jahren nicht gesehen, und bei meinem damaligen schwachen Gesundheitszustand nahm das Auspacken, das Sortieren und Ordnen einer solchen Menge von Exemplaren eine lange Zeit in Anspruch.

      Ich entschloss mich sehr bald, nicht eher meine Reisebeschreibung zu veröffentlichen, als ich nicht wenigstens die wichtigsten Gruppen meiner Sammlung benannt und beschrieben und einige der interessanteren Probleme der Abänderung und geographischen Verbreitung, über die mir beim Sammeln Lichtblicke geworden, ausgearbeitet haben würde. Ich hätte allerdings sofort meine Notizen und Tagebücher drucken lassen und alle Beziehungen auf Fragen der Naturgeschichte einem späteren Werk vorbehalten können, allein ich empfand, dass das ebenso wenig zufriedenstellend für mich selbst sein würde, wie es enttäuschend für meine Freunde und wenig lehrreich für das Publikum gewesen wäre.

      Seit meiner Rückkehr bis zum heutigen Tag habe ich achtzehn Abhandlungen in den »Transactions or Proceedings of the Linnaean Zoological and Entomological Societies« veröffentlicht, in denen ich von Teilen meiner Sammlungen Beschreibungen und Kataloge gebe; außerdem zwölf andere in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften über allgemeinere damit in Zusammenhang stehende Gegenstände.

      Nahezu 2000 meiner Käfer und viele Hunderte meiner Schmetterlinge sind von verschiedenen hervorragenden britischen und ausländischen Naturforschern schon beschrieben worden; allein eine viel größere Anzahl bleibt noch zu beschreiben. Unter denen, welchen die Wissenschaft für diese mühsame Arbeit Dank schuldet, muss ich Herrn F. P. Pascoe, den früheren Präsidenten der entomologischen Gesellschaft in London, namhaft machen, welcher die Klassifikation und Beschreibung meiner großen (jetzt in seinem Besitz sich befindenden) Sammlung von Bockkäfern, welche mehr als 1000 Arten umfasst, von denen wenigstens 900 vorher unbeschrieben und den europäischen Kabinetten neu waren, fast vollendet hat.

      Die übrigen Insekten-Ordnungen, die wahrscheinlich mehr als 2000 Arten umfassen, befinden sich in der Sammlung des Herrn William Wilson Saunders, welcher dafür Sorge getragen hat, dass der größere Teil derselben von guten Entomologen beschrieben wird. Die Hautflügler allein beliefen sich auf mehr als 900 Arten, darunter 280 verschiedene Arten Ameisen, von denen 200 neu waren.

      Der sechsjährige Aufschub der Veröffentlichung meiner Reisebeschreibung setzt mich daher in den Stand, eine, wie ich hoffe, interessante und lehrreiche Skizze der Hauptresultate, zu welchen ich durch das Studium meiner Sammlungen gekommen bin, zu geben; und da die Gegenden, welche ich zu beschreiben habe, nicht stark besucht werden und über dieselben nicht viel geschrieben ist, auch ihre sozialen und physischen Verhältnisse einem schnellen Wechsel nicht unterworfen sind, so glaube und hoffe ich, dass meine Leser viel mehr gewinnen werden, als sie dadurch verloren haben, dass sie mein Buch nicht schon vor sechs Jahren gelesen, in welchem Fall sie es bis heute vielleicht schon wieder ganz vergessen hätten.

      Ich muss nun einige Worte über den Plan meines Werkes sagen.

      Meine Reisen nach den verschiedenen Inseln hin wurden durch die Jahreszeiten und die Beförderungsgelegenheiten geregelt. Ich besuchte einige Inseln zwei oder drei Mal in verschiedenen Zwischenräumen und musste in einigen Fällen dieselbe Strecke vier Mal zurücklegen. Eine chronologische Anordnung hätte meine Leser verwirrt. Sie hätten nie gewusst, wo sie sich befinden, und meine häufigen Beziehungen auf Inselgruppen, welche den Eigentümlichkeiten ihrer tierischen Produkte und menschlichen Bewohner gemäß klassifiziert sind, wären kaum verständlich gewesen. Ich habe daher eine geographische, zoologische und ethnologische Anordnung getroffen, indem ich von Insel zu Insel in ihrer scheinbar natürlichen Aufeinanderfolge fortschreite, während ich die Ordnung, in welcher ich sie selbst besucht habe, so wenig als möglich berücksichtige.

      Ich teile den Archipel in die fünf folgenden Inselgruppen:

I. Die indomalaiischen Inseln: Sie umfassen die Halbinsel Malakka und Singapur, Borneo, Java und Sumatra.
II. Die Timor-Gruppe: Sie umfasst die Inseln Timor, Flores, Sumbawa, Lombok und mehrere kleinere.
III. Celebes – die Sula Inseln und Buton mit inbegriffen.
IV. Die Molukken-Gruppe: Sie umfasst Buru, Ceram, Batchian, Dschilolo und Morotai; ferner die kleineren Inseln Ternate, Tidore, Makian, Kaioa, Ambon, Banda, Goram und Matabello.
V. Die Papua-Gruppe: Sie umfasst die große Insel Neuguinea mit den Aru Inseln, Misole, Salwatti, Wageu und mehrere andere. Die Kei Inseln sind infolge ihrer ethnologischen Beziehungen zu dieser Gruppe gestellt, obschon sie zoologisch und geographisch zu den Molukken gehören.

      Auf die Kapitel, welche den verschiedenen Inseln jeder dieser Gruppen gewidmet sind, folgt eines über die Naturgeschichte der betreffenden Gruppe, und es zerfällt demnach das Buch in fünf Abschnitte, von denen jeder eine natürliche Abteilung des Archipels behandelt.

      Das erste Kapitel ist ein einleitendes: über die physische Geographie der ganzen Region; und das letzte gibt eine allgemeine Skizze der Menschenrassen des Archipels und der umliegenden Länder. Mit dieser Erläuterung und einem Hinweis auf die Karten, welche dieses Werk begleiten, hoffe ich, dass meine Leser stets wissen werden, wo sie sich befinden und in welcher Richtung sie wandeln.

      Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass mein Buch für die Bedeutung der Gegenstände, welche es berührt, viel zu wenig umfangreich ist. Es ist lediglich eine Skizze; aber soweit das Thema behandelt wird, habe ich danach getrachtet, es genau zu tun. Fast der ganze erzählende und beschreibende Teil wurde an Ort und Stelle niedergeschrieben und hat wenig mehr als Wortänderungen erlitten. Sowohl die Kapitel über die Naturgeschichte als auch viele Auslassungen an anderen Stellen des Buches sind in der Hoffnung geschrieben worden, Interesse für die verschiedenen Fragen, welche mit der Entstehung der Arten und ihrer geographischen Verbreitung verknüpft sind, anzuregen. In einigen Fällen war ich in der Lage, meine Ansichten im Einzelnen darzulegen; in anderen dagegen hielt ich es wegen der größeren Kompliziertheit des Gegenstandes für besser, mich auf eine Angabe der interessanteren, die Probleme betreffenden Tatsachen zu beschränken, Probleme, deren Lösung