“Aber der Begriff der Verbindung führt außer dem Begriffe des Mannigfaltigen und der Synthesis desselben noch den der Einheit desselben bei sich. Verbindung ist Vorstellung der synthetischen Einheit des Mannigfaltigen.*) Die Vorstellung dieser Einheit kann also nicht aus der Verbindung entstehen, sie macht vielmehr dadurch, daß sie zur Vorstellung des Mannigfaltigen hinzukommt, den Begriff der Verbindung allererst möglich. Diese Einheit, die a priori vor allen Begriffen der Verbindung vorhergeht, ist nicht etwa jene Kategorie der Einheit (§ 10); denn alle Kategorien gründen sich auf logische Functionen in Urtheilen, in diesen aber ist schon Verbindung, mithin Einheit gegebener Begriffe gedacht. Die Kategorie setzt also schon Verbindung voraus. Also müssen wir diese Einheit (als qualitative, § 12) noch höher suchen, nämlich in demjenigen, was selbst den Grund der Einheit verschiedener Begriffe in Urtheilen, mithin der Möglichkeit des Verstandes sogar in seinem logischen Gebrauche enthält.”
79 “Diese Vorstellung mag nun klar (empirisches Bewusstsein) oder dunkle sein, daran liegt hier nichts, ja nicht einmal an der Wirklichkeit desselben; sondern die Möglichkeit der logischen Form alles Erkenntnisses beruht notwendig auf dem Verhältnis zu dieser Apperzeption als einem Vermögen.”
80 “Est bien la conscience de la spontanéité de la pensée, mais il ne révèle, de lui-même, aucune existence réellement déterminée. Cette dernière existence suivra la nature de la diversité qui est donnée dans la sensibilité.”
81 “Dagegen bin ich mir meiner selbst in der transzendentalen Synthesis des Mannigfaltigen der Vorstellungen überhaupt, mithin in der synthetischen ursprünglichen Einheit der Apperzeption, bewusst, nicht wie ich mir erscheine, noch wie an mir selbst bin, sondern nur daß ich bin.”
82 “Es sind aber drei ursprüngliche Quellen, (Fähigkeiten oder Vermögen der Seele) die die Bedingungen der Möglichkeit aller Erfahrungen enthalten, und selbst aus teile andern Vermögen des Gemüts abgeleitet werden können, nämlich, SINN, EINBILDUNGSKRAFT und APPERZEPTION. Darauf gründet sich 1) die SYNOPSIS des Mannigfaltigen a priori durch den Sinn; 2) die SYNTHESIS dieses Mannigfaltigen durch die Einbildungskraft: endlich 3) die EINHEIT dieser Synthesis durch ursprüngliche Apperzeption.”
83 The way in which these different functions work together is highlighted through schematism (Hepfer 2006, pp. 111–112).
84 “Die Synthesis der Apprehension, welche empirisch ist, der Synthesis der Apperzeption, welche intellektuell und gänzlich a priori in der Kategorie enthalten ist, notwendig gemäß sein müsse. Es ist eine und dieselbe Spontaneität, welche dort, unter dem Namen der Einbildungskraft, hier des Verstandes, Verbindung in das Mannigfaltige der Anschauung hineinbringt.”
85 “Verstand und Sinnlichkeit können bei uns nur in Verbindung Gegenstände bestimmen. Wenn wir sie trennen, so haben wir Anschauungen ohne Begriffe, oder Begriffe ohne Anschauungen.”
86 “[…] nämlich die Kategorien von Seiten des Verstandes die Gründe der Möglichkeit aller Erfahrung überhaupt enthalten. Wie sie aber die Erfahrung möglich machen, und welche Grundsätze der Möglichkeit derselben sie in ihrer Anwendung auf Erscheinungen an die Hand geben, wird das folgende Hauptstück von dem transscendentalen Gebrauche der Urteilskraft das mehrere lehren.”
87 “Wir haben oben an den Begriffen des Raumes und der Zeit mit leichter Mühe begreiflich machen können, wie diese als Erkenntnisse a priori sich gleichwohl auf Gegenstände nothwendig beziehen müssen und eine synthetische Erkenntnis derselben unabhängig von aller Erfahrung möglich machten. Denn da nur vermittelst solcher reinen Formen der Sinnlichkeit uns ein Gegenstand erscheinen, d. i. ein Objekt der empirischen Anschauung sein kann, so sind Raum und Zeit reine Anschauungen, welche die Bedingung der Möglichkeit der Gegenstände als Erscheinungen a priori enthalten, und die Synthesis in denselben hat objective Gültigkeit.”
88 “Daher zeigt sich hier eine Schwierigkeit, die wir im Felde der Sinnlichkeit nicht antreffen, wie nämlich subjektive Bedingungen des Denkens sollten objective Gültigkeit haben, d. i. Bedingungen der Möglichkeit aller Erkenntnis der Gegenstände abgeben: denn ohne Funktionen des Verstandes können allerdings Erscheinungen in der Anschauung gegeben werden. Ich nehme z. B.den Begriff der Ursache, welcher eine besondere Art der Synthesis bedeutet, da auf etwas A was ganz Verschiedenes B nach einer Regel gesetzt wird. Es ist a priori nicht klar, warum Erscheinungen etwas dergleichen enthalten sollten (denn Erfahrungen kann man nicht zum Beweise anführen, weil die objektive Gültigkeit dieses Begriffs a priori muss dargetan werden können); und es ist daher a priori zweifelhaft, ob ein solcher Begriff nicht etwa gar leer sei und überall unter den Erscheinungen keinen Gegenstand antreffe. Denn daß Gegenstände der sinnlichen Anschauung den im Gemüth a priori liegenden formalen Bedingungen der Sinnlichkeit gemäß sein müssen, ist daraus klar, weil sie sonst nicht Gegenstände für uns sein würden; daß sie aber auch über den Bedingungen, derender Verstand zur synthetischen Einheit des Denkens bedarf, gemäß sein müssen, davon ist die Schlussfolge nicht so leicht einzusehen.”
89 “Nun sind aber reine Verstandesbegriffe in Vergleichung mit empirischen(ja überhaupt sinnlichen) Anschauungen ganz ungleichartig und können niemals in irgendeiner Anschauung angetroffen werden. Wie ist nun die Subsumtion der letzteren unter die erste, mithin die Anwendung der Kategorie auf Erscheinungen möglich, da doch niemand sagen wird: diese, z.B. die Kausalität, könne auch durch Sinne angeschaut werden und sei in der Erscheinung enthalten? Diese so natürliche und erhebliche Frage ist nun eigentlich die Ursache, welche eine transzendentale Doktrin der Urteilskraft notwendig macht, um nämlich die Möglichkeit zu zeigen, wie reine Verstandesbegriffe auf Erscheinungen überhaupt angewandt werden können.”
4.Analysis of the schematism chapter
The schematism chapter, which consists of no more than ten pages (A137–147), has often been considered to be the most obscure and controversial chapter of the Critique of Pure Reason. Although the studies on Kant are innumerable, the monographs exclusively dedicated to the problem of schematism are few in number (Califano 1968; Camartin 1971; Kang 1985; Gasperoni 2016; Fisher 2017); on the contrary, this chapter has been analysed and criticised by numerous authors in papers and in book chapters. The reasons for the difficulties of its interpretation are given, on the one hand, by Kant’s terminology, which sometimes seems contradictory and unclear, on the other hand, by the topic itself, which has often been considered as a redundant addition insofar as Kant has already argued in the Deduction that the pure forms of understanding are related to experience. One of the most important divisions in interpretations of the schematism chapter is the one between Cassirer and Cohen: whereas the former believes that the schematism is useless (as he declares in his Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit, 1922–57), the latter (Kants Theorie der Erfahrung, 1871) underlines the fundamental role of schemata in the distinctions between, first, the logical and transcendental domains and, second, analytic and synthetic judgements. Another important contribution is given in 1937 by de Vleeschauwer (La deduction transcendentale dans l’oeuvre de Kant), who declares that the necessity of a schematism chapter can be explained only by referring to Kant’s distinction between two kinds of reason and experience, i. e. the difference between speciosa and intellectual synthesis as presented in the second edition of the Critique of Pure Reason. Other fundamental contributions are given by: Helmut