L. G. Castillo

Lash (Gefallener Engel 1)


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»Schluck’s runter.«

      Megan schluckte, stand dann langsam auf und rieb ihren dünnen, nackten Körper an seinem. »Komm schon, Baby, gib mir ’nen Schuss.«, schnurrte sie.

      Er griff nach seiner Jeans, zog ein Tütchen voller klarer Kristalle heraus und warf es ihr zu.

      Sie kreischte auf und lief zur anderen Seite des Zimmers, wo ihre Handtasche lag. Sie schüttete den Inhalt auf den Boden, was ein Gewimmel an Schaben dazu brachte, Deckung zu suchen.

      Lash ging zur Küche, wenn man das in einer Einzimmerwohnung so nennen konnte. Er goss sich ein Glas Whiskey ein, während er Megan beobachtete. Mit der Präzision einer Chirurgin bewegten sich ihre Hände. Sie hielt mit der einen Hand ein Feuerzeug unter einen rostigen Löffel und in der anderen eine Kanüle.

      Für einen kurzen Moment regten sich Schuldgefühle in seinem Gewissen.

      »Oh, Baby, das hier ist verdammt gutes Zeug!« Sie löste die Bandage von ihrem Arm, kroch ins Bett und sah ihn verführerisch an. »Warum leistest du mir nicht Gesellschaft?«

      Im gedämpften Licht sah er einen Abglanz der Schönheit, die sie einst gewesen war. Es war offensichtlich, dass ihre Drogenabhängigkeit ihren Tribut gefordert hatte – ihr Haar hing kraftlos und fettig herunter und ihre Haut war bleich. Nadelzerstochene Arme streckten sich ihm entgegen. »Komm her. Ich helf dir.«

      »Ich würde viel mehr als das brauchen, um auch nur den kleinsten Kick zu fühlen.« Er sammelte ihre Kleider vom Boden auf und warf sie ihr zu. »Zieh die an.«

      Sie zog sich ein ausgeleiertes, dunkelrotes T-Shirt über den Kopf. »Wieso das denn? Bist du so ’ne Art Supermensch oder so?«

      Er schnaubte. »Wenn ich dir was zeige, versprichst du, es für dich zu behalten?«

      Sie kroch an die Bettkannte. »Ich schwöre es bei meinem Leben.« Sie machte das Zeichen eines Kreutzes über der linken Seite ihres Oberkörpers.

      Lash grinste und trat einen Schritt zurück. Er ließ die Arme an seine Seite fallen, die Handflächen nach oben gerichtet, und entspannte seine Schultern. Dann presste er.

      Das Mädchen keuchte auf, als das Geräusch zerreißender Haut erklang.

      »Was machst du da?«, rief sie, als Blutstropfen zu Boden fielen.

      Er lächelte. »Warte. Da kommt noch mehr.«

      Ihre Augen weiteten sich, als sich zwei weiße Objekte hervorschoben, die sich über die Länge seines Rückens erstreckten. Er presste ein letztes Mal und sie entfalteten sich.

      »Was zum…« Sie rieb sich die Augen. »Scheiße! Du bist ein Engel.«

      Sie fuhr hoch, als es jemand an der Tür klopfte.

      »Lahash, ich bin es, Raphael. Öffne die Tür. Ich weiß, dass du da drinnen bist.«

      »Geh weg!«, knurrte Lash.

      Die Tür schwang auf und Raphael trat ein. Kalte blaue Augen starrten Lash zornig an. »Ich habe genug von deinem Unsinn, Lahash.«

      »Oh Gott«, sagte Megan und ihre Augen weiteten sich. »Bist du Er? Bist du –« – sie schluckte – »Gott?«

      Raphael blickte herab auf das halbnackte Mädchen. Seine Augen wurden sanft. »Wie ist dein Name, mein Kind?«

      »Megan.« Glasige Augen sahen ihn ehrfürchtig an.

      Lash machte einen Schritt nach vorn. »Raphael, du hast kein –«

      »Ich weiß, was du sagen willst. Und du irrst dich. I habe sehr wohl das Recht, hier zu sein.« Raphaels Lippen pressten sich zu einer dünnen Linie zusammen, als er zwischen Lashs Flügeln und Megans schockiertem Gesicht hin- und hersah. »Du hättest dich vor ihr nicht so zeigen sollen. Es wird nur eine Belastung für das arme Mädchen sein.«

      »Oh, ich habe Teile von mir gezeigt, von den du nicht einmal träumen könntest.« Lash zog den Reißverschluss seiner Jeans hoch und grinste.

      »Was ist mit dir passiert?« Raphael trat einen Schritt nach vorn und sein Gesichtsausdruck wechselte von wütend zu besorgt. »Du hast noch nie mit solcher Verachtung zu mir gesprochen.«

      »Fünfunddreißig Jahre sind passiert! Was hast du denn erwartet?« Lash faltete seine Schwingen in seinen Körper und griff nach seinem Hemd. »Sie wird wahrscheinlich denken, es ist ein Teil ihres Trips.« Um ihretwillen hoffte er, dass sie sich an nichts erinnern würde. Raphael hatte Recht – er hätte sie nie hierher bringen sollen. Er hatte allerdings nicht vor, das ihm gegenüber zuzugeben. Gabrielle mochte diejenige gewesen sein, die seinen Rauswurf veranlasst hatte, aber bis jetzt hatte er nichts von seinem sogenannten Freund gehört.

      Raphael schüttelte den Kopf und wandte sich mit mitleidigem Blick Megan zu. »Komm her, mein Kind.«

      Megan stolperte auf Raphael zu und war kurz davor, zu Boden zu stürzen, als er sie auffing. Er hob ihren Kopf und musterte sie aufmerksam. »Weißt du, wer ich bin?«

      »Gott?«, flüsterte sie.

      »Ich bin Raphael, Erzengel des Heilens, des Mitleids und der Liebe. Du hast deinen Körper entweiht, um den Schmerz zu lindern, der tief in deiner Seele wütet. Er weiß, wonach dein Herz sich sehnt. Du musst nur darum bitten, dann wird es dir gewährt.«

      Sie zwinkerte verwirrt. »Wer ist Er?«

      »Er ist unter vielen verschiedenen Namen bekannt: Gott, Herr, Allah, Jahwe… sie sind alle ein und derselbe. Wisse dies: Er liebt dich.«

      »Worum soll ich bitten?«

      »Um was immer du wünschst.« Raphael streichelte sanft ihr Gesicht.

      Sie blickte in Raphaels Augen und ihr Gesicht verzerrte sich. Sie ließ sich auf die Knie fallen und schlang ihre Arme um seine Beine. »Mach, dass es weggeht, bitte. Ich will den Schmerz nicht mehr fühlen.«

      Raphael hockte sich auf den Boden und nahm Megans Hände in seine eigenen. »Der Mann, der sich dein Vater nennt, wird dir nicht länger weh tun. Du bist kein Sexobjekt oder die persönliche Sexsklavin, zu der er dich gemacht hat. Du bist ein Kind Gottes, und mit Vertrauen in Ihn wirst du Frieden finden.«

      Es tat Lash im Herzen weh, als er sah, wie ihr Tränen über die Wangen liefen, und wieder nagten Schuldgefühle an ihm. Sie war nicht die erste Frau, die er benutzt hatte. Es war leicht, von einem Mädchen zum nächsten zu ziehen; es war nur Sex. Sie waren zufrieden – er war zufrieden. Was war schlimm daran? So lange er sich auf One-Night-Stands beschränkte und sie nicht näher kennenlernte, war er in der Lage, die Mauer, die er um sich selbst errichtet hatte, aufrecht zu erhalten. Aber tief im Innern hatte er gewusst, dass das, was er tat, egoistisch und falsch war.

      Raphael fasste nach ihrem Arm und fuhr mit seiner Hand über die frischen Nadelstiche. Megan stöhnte, als ein Kräuseln die Länge ihres Arms hinauffuhr wie ein Wurm, der unter ihrer Haut gefangen war. Die Bewegung kam an der kleinen Einstichstelle zum Stillstand, wo sie sich die Injektion gesetzt hatte, und eine weiße, gel-artige Substanz quoll hervor.

      Megans Augen weiteten sich und sie schauderte, als das weiße Gel auf den Fußboden tropfte. Als es vorüber war, sah sie zu Raphael. Ihre Augen waren klar und wach. »Danke.«

      »Gehe nun und sündige nicht mehr.«

      Megan küsste seine Hände. Eilig zog sie sich ihre Jeans an, griff nach ihrer Handtasche und warf deren Inhalt und ihr Drogenbesteck hinein. Als sie zur Tür ging, begegneten ihre Augen denen Raphaels und ihre Wangen röteten sich vor Scham.

      Raphael berührte leicht ihre Wange. »Denke daran, was einmal war, ist nicht mehr.«

      Sie begann zu lächeln. Mit einem Blick hinunter auf ihre Handtasche, drehte sie sich um und warf sie in den Mülleimer, bevor sie mit erhobenem Kopf hinausging.

      Lash ging zum Mülleimer und durchsuchte die Tasche, um ein Feuerzeug und einen Joint herauszuholen. Er funkelte Raphael an und forderte ihn stumm heraus, einzugreifen, als er ihn anzündete und einen Zug nahm.

      »Lahash, du kannst mir nicht weißmachen, dass dieses… dieses Zeug bei dir tatsächlich wirkt«, tadelte Raphael. »Unsere Körper reagieren nicht