und auf den sie sich komplett verlassen könnte?
Doch in diesem Moment kam ihr das wie eine dumme Frage vor.
Sie schaute in genau diesem Augenblick auf ebendiesen Mann.
Sie und Bill hatten ihre Streitigkeiten und ihre Uneinigkeiten gehabt, genau wie ihre Höhen und Tiefen. Doch schlussendlich hatten sie einander immer mit ihrem eigenen Leben vertrauen können.
Was könnte ich noch von einer Beziehung wollen? fragte sie sich.
Vielleicht war genau das auch das Problem.
Sie stammelte, als sie versuchte die Worte dafür zu finden, was sie sagen wollte.
„Bill, ich… ich habe das Gefühl, dass du mich besser kennst, als irgendjemand mich je gekannt hat. Besser als Ryan sogar. Du hast mich in meinen besten Momenten, genauso wie in meinen schlimmsten gesehen. Du hast mich aus den Tiefen des… naja, des Trinkens, der Verzweiflung, des Selbst-Mitleids, des Versagens gezogen…“
Bill schüttelte den Kopf. „Naja, du hast Schlimmeres mit mir durchgestanden.“
Riley erschauderte ein wenig. Sie wusste nur zu gut, wovon Bill sprach.
Und sie erinnerte sich eindringlich an die SMS, die Bill ihr geschickt hatte, als sie letztes Frühjahr an einem Fall gearbeitet hatte…
Sitze hier mit der Knarre im Mund.
Jenn hatte Rileys Abwesenheit gedeckt, sodass sie zu Bills Apartment in Quantico eilen konnte. Sie wusste immer noch nicht was hätte passieren können, wenn sie nicht dort hingekommen wäre, um ihm zu helfen.
Aber sie hätte es nicht anders gewollt. Ihre Freundschaft war genauso auf schrecklichen Momenten wie diesen aufgebaut, wie auch auf den schönen.
Riley hielt einen Moment lang inne.
Dann sagte sie: „Ich glaube, was ich denke ist… vielleicht sind wir bereits ein perfektes Paar. Vielleicht waren wir all die Jahre ein perfektes Paar. Weiß Gott, ich fühle mich dir sehr viel verbundener, als ich mich jemals Ryan gegenüber gefühlt habe.“
„Und ich fühle mich dir sehr viel verbundener, als ich es jemals mit Maggie war“, sagte Bill.
Riley holte tief Luft und sagte: „Also dann… sollten wir vielleicht nichts zwischen uns ändern. Vielleicht sollten wir die Dinge genauso lassen, wie sie sind.“
Bill lächelte etwas traurig.
Er sagte: „Riley, die Dinge haben sich bereits verändert zwischen uns. Sie haben sich verändert, ob wir es wollen oder nicht.“
Riley wusste genau, was er meinte.
Dieser Kuss.
Er hatte alles zwischen ihnen verändert.
In diesem Moment kam der Kellner mit ihren Sandwiches.
Und Rileys Handy klingelte.
Sie überlegte kurz, ob sie den Anruf ignorieren sollte, doch dann sah sie, dass er von ihrem Boss stammte, dem Teamleiter Brent Meredith.
Als sie den Anruf entgegennahm, kam Meredith wie immer direkt zum Punkt.
„Sind Sie dazu bereit einen neuen Fall zu übernehmen, Agentin Paige?“
Riley musste über die Frage lächeln. Brent Meredith „nein“ zu sagen war keine wirkliche Option.
„Ich bin bereit“, sagte sie.
„Gut. Dann kommen Sie sofort in mein Büro.“
Ohne ein weiteres Wort beendete Meredith den Anruf.
Bill sagte: „Ich nehme an, dass das Meredith war, gesprächig wie immer.“
Riley lachte und sagte: „Ja, manchmal hört er einfach nicht auf zu quatschen. Naja, ich nehme an wir werden gebraucht – und wie immer jetzt sofort. Tut mir leid um das Mittagessen.“
„Wir können es auf dem Weg essen“, sagte Bill. „Das ist uns nicht neu.“
Bill winkte den Kellner heran und bat ihn, ihre Sandwiches einzupacken und die Rechnung zu bringen.
Er sagte: „Was meinst du, wie oft wurden wir bereits während des Mittagessens irgendwo hinbestellt?“
Riley kicherte und sagte: „Ich nehme an, einige Dinge ändern sich nie.“
Bill zahlte die Rechnung und, mit ihrem Mittagessen in der Hand, gingen sie hinaus zu seinem Auto.
KAPITEL DREI
Als sie das Gebäude der Verhaltensanalyse betraten, dachte Bill immer wieder an Rileys Worte, als ihr erster Versuch eines Dates zu so einem abrupten Ende gekommen war.
„Ich nehme an, einige Dinge ändern sich nie.“
Bill fand, dass es beinahe komisch war, wie dieser Anruf ihr Gespräch unterbrochen hatte… genau wie so oft zuvor.
Sie hatten eilig ihr Essen einpacken lassen und waren zum Auto geeilt… genau wie so oft zuvor.
Nun eilten sie durch einen vertrauten Flur zu Merediths Büro. Der heutige Tag war allzu typisch was die Unvorhersehbarkeit anging, mit der er und Riley seit vielen Jahren lebten.
Und doch wusste er, dass der Kuss, der vor einigen Wochen zwischen ihnen passiert war, alles zwischen ihnen verändert hatte. Es war ihm klar, dass auch Riley das wusste. Er wünschte sich wirklich, dass sie mehr Zeit gehabt hätten, um über alles zu reden. Früher oder später würden sie diese Veränderungen akzeptieren müssen.
Früher wäre besser.
Doch nun war offensichtlich nicht die Zeit dafür. Sie hatten fast nicht gesprochen während der Fahrt hierher. Sie waren damit beschäftigt gewesen, die Sandwiches zu essen, die sie aus dem Restaurant mitgenommen hatten, doch Bill merkte auch, dass Rileys Gedanken bereits bei dem Fall waren, der auf sie zukam.
Das sollten meine auch sein, dachte er.
Er fragte sich – würde es nun immer so sein? Würde ihre gemeinsame Arbeit immer wichtiger sein als alles andere, was zwischen ihnen passieren könnte?
Als sie Merediths Büro betraten, schaute der gewaltige Abteilungsleiter, der schwarze, kantige Gesichtszüge hatte, von seinem Schreibtisch auf. Sein Gesichtsausdruck war streng, als er bemerkte: „Ich habe nicht erwartet, Sie hier zu sehen, Agent Jeffreys.“
Bills machte vor Überraschung große Augen. Er konnte sehen, dass auch Riley verwundert war.
Bill stammelte während er und Riley vor Merediths Schreibtisch Platz nahmen: „Naja – Agentin Paige sagte, dass… Sie wegen eines neuen Falls angerufen haben und ich hatte einfach angenommen…“
Meredith zuckte mit den Schultern. „Ja, ich habe einen neuen Fall für sie. Ich habe nicht nach Ihnen gefragt. Tatsächlich werden Sie für diesen Fall nicht gebraucht. Agentin Paige wird mit einer anderen Partnerin zusammenarbeiten.“
Bill war alarmiert.
Was geht hier vor? fragte er sich.
Hatte Meredith bereits irgendwie begriffen, dass zwischen ihm und Riley irgendetwas los war, noch bevor die beiden es selbst klären konnten? Er konnte sich nicht vorstellen wie, doch Meredith hatte eine beinahe gruselige Art, Einzelheiten über seine Agenten zu wissen.
Will er unser Team auflösen? fragte Bill sich.
„Ich versuche bloß eine neue Agentin einzuarbeiten“, erklärte Meredith. „Ein Frischling. Ich habe mir gedacht, dass es eine gute Erfahrung für sie sein würde, mit Agentin Paige zusammenzuarbeiten, zumindest dieses eine Mal.“
Eine neue Agentin? dachte Bill.
Er war erleichtert, dass sich die Regelung nicht nach etwas Langfristigem anhörte, spürte aber auch, wie sich Besorgnis bei ihm einschlich. Ihre Zusammenarbeit mit den letzten zwei Anfängerinnen war schlecht gelaufen. Er konnte es nicht ertragen auch nur an Lucy Vargas zu denken, die seine Bewunderung erlangt hatte, die aber in einer schrecklichen Schießerei ums Leben gekommen war. Die letzte neue Rekrutin, Jenn Roston, hatte andere Probleme