von ihnen der echte Jensen Jones. Sie fühlte sich wie ein Stein in der Mitte eines Flusses, der von der Strömung umspült wurde. Es gab reichlich interessante Dinge, die ihr ins Auge fielen, Winkel und Figuren und Zeichen, aber sie rasten so schnell vorbei, dass sie sie kaum registrieren konnte, bevor sie weg waren.
Shelley kam kopfschüttelnd aus dem dritten Zimmer. Zoe richtete ihre Augen wieder auf die Treppen, gerade rechtzeitig, um jemanden dort herunterlaufen zu sehen. Eine junge Frau, die eine Sammlung von zwölf zusammengebundenen Flaschenverschlüssen um den Hals trug, welche gegeneinander klapperten, während sie lief–
„Da!“ rief Shelley.
Zoe riss ihre Aufmerksamkeit zu spät von dem Mädchen los, sah nur eine verschwommene Gestalt an sich vorbeilaufen. Angesichts der Richtung, in die Shelley zeigte, wusste Zoe, dass es ihr Mann gewesen sein musste. Sie fluchte leise – er war schon durch die Türe.
Sie drehte sich um und raste ihm nach, behielt ihn im Blick, während er weglief. Er war 1,78 m groß, athletisch gebaut, die Muskeln spannten sich leicht in seinen Waden an, während seine Arme hoch und runtergingen. Jung, in Form und offensichtlich ein erfahrener Läufer.
Zoe hatte kaum fünf Schritte gemacht, bevor sie wusste, dass sie ihn auf gar keinen Fall erwischen würde.
In ihrem Kopf breitete der Campus sich wie eine Landkarte aus, Topographie und Neigungswinkel inklusive. Er schlängelte sich links davon, in Richtung einer Gruppe kleiner Gebäude, die am Rand des Campus verteilt waren. Hinter ihnen befand sich ein Zaun, der die Grenze zwischen dem College und der umgebenden Stadt zu markierte.
Zoe dachte schneller als sie rennen konnte. Sein Weg würde notwendigerweise gewunden sein, dem Verlauf des Zaunes folgend, bevor er eine Lücke und einen Fußgängerdurchgang erreichte. Dies auch nur, falls er seinen Studentenausweis bei sich hatte, der ihres Wissens an diesem Punkt, wie auch an weiteren Collegeeinrichtungen, für den Ausgang notwendig war.
„Bleib an ihm dran!“ schrie sie über ihre Schulter, sah Shelley aus dem Augenwinkel, während sie selbst rechts abschwenkte. Bei dieser Geschwindigkeit würde er sie immer abhängen. Aber sie konnte in der gleichen Zeit eine kürzere Entfernung überqueren und wenn sie seine Meilen pro Stunde mit ihren verglich, wusste sie, dass sie ihn beim Durchgang erwischen konnte.
Aber nur, wenn sie einen offenen Hof in direkter Linie überquerte, dann einen engen Weg zwischen zwei Gebäuden nahm und dann direkt über den dahinterliegenden Parkplatz lief.
Nur, wenn niemand ihr in den Weg geriet.
Zoe bewegte Arme und Beine stärker, wurde schneller, selbst als sie dachte, sie hätte ihre Grenze erreicht, kämpfte gegen die kalte Nachtluft, die in ihre Lungen strömte. Es geschah dieser Tage nicht oft, dass sie sich einer wirklichen sportlichen Herausforderung stellen musste. Und sie war nicht so jung wie er. Aber sie trieb sich zum Äußersten, hatte vor, verdammt sicherzustellen, dass sie rechtzeitig dort sein würde – selbst wenn es auf ihrem Weg ein Hindernis gab.
Der Hof flitzte verschwommen vorbei, dann schoss sie durch den engen Weg, zum Glück war dort niemand, der ihr vor die Füße stolpern konnte. Der Boden unter ihr wurde zum harschen, holprigen Asphalt, bestrafte ihre Füße dafür, dass sie normale Schuhe anstelle von Turnschuhen angezogen hatte.
Zoe konnte den Zaun auf der anderen Seite der Gebäude immer noch nicht sehen, aber sie konnte den Durchgang sehen. Ein weiterer Schwung Adrenalin ließ sie vorwärts hasten. Wenn sie nicht rechtzeitig ankam…
KAPITEL ACHT
Sie durfte keine Zeit verlieren. Zoe gab zum Abschluss noch einmal alles, zwang ihren Körper über seine normale Belastungsgrenze hinaus.
Zoes Herz hämmerte im gleichen Takt wie ihre Füße auf dem Parkplatz und sie wurde zu einem abrupten Anhalten gezwungen, als ihr Körper mit einem anderen zusammenstieß. Sie streckte instinktiv die Arme aus, um ihn zu ergreifen und drückte Jensen Jones gegen den drei Meter hohen Zaun, so dass er seine Körpermasse nicht zur Flucht nutzen konnte.
Shelley erreichte sie schon in wenigen Augenblicken. Sie war völlig außer Atem und rot im Gesicht, Haare hatten sich aus ihrem Chignon gelöst, aber sie war da. Sie half Zoe dabei, ihm mit Handschellen die Hände hinter dem Rücken zu fesseln, während sie Warnungen über die Flucht vor Strafverfolgungsbehörden und ihr Recht, ihn zu befragen hervorkeuchten. Er ließ nur den Kopf hängen, versuchte selbst, wieder zu Atem zu kommen.
Zoes ganzer Körper fühlte sich an, als ob er aufgewacht wäre. Luft und Licht hatten ihre Gelenkzwischenräume angefüllt, das Strecken seit langem ruhender Muskeln fühlte sich wundervoll an. Natürlich hatte sie auch Schmerzen, besonders in ihren Knöcheln, die das Gerüttel über den Parkplatz keineswegs genossen hatten. Im Ganzen aber fühlte sie sich phantastisch. Es war ein besonderes Gefühl, den Wind in den Haaren zu spüren, während man gegen jemanden um die Wette rannte – und gewann.
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