Susanne Kronenberg

Weinrache


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      Milano grinste. »Hatte er weitere Feinde außer dir?«

      Er besaß die schwarzen Augen seiner italienischen Eltern, war aber, wie Norma wusste, ein echter Wissbader Bub.

      Norma begegnete seinem Blick. »Wenn alle, die mir unsympathisch sind, meine Feinde wären … Fischer war ein Egoist. Arrogant und immer auf seinen Vorteil bedacht. Ich hatte wenig mit ihm zu tun, und Arthur wusste ihn zu nehmen.«

      »Und die anderen Geschäftspartner?«, fragte Wolfert. Hinter den Gläsern verschwammen seine wasserblauen Augen. »Wie wusste zum Beispiel Bruno Taschenmacher seinen Freund Fischer zu nehmen?«

      Norma blickte zu einem benachbarten Tisch hinüber, an dem ein junges Paar Platz genommen hatte. Beide hielten sich an den Händen und flüsterten verliebt.

      Norma konzentrierte sich auf das Gespräch. »Fischer besaß alles, was auch Bruno wollte: Anerkennung, Macht, Einfluss, reiche Freunde und eine Frau, mit der er sich bei gesellschaftlichen Anlässen blicken lassen konnte. Bruno ist seit Kurzem wieder allein. Seine Frau hat ihn verlassen.«

      Agnieszka war nach wenigen Ehejahren in ihre polnische Heimat zurückgekehrt. Aus Heimweh, behauptete Bruno.

      Norma zögerte. »Eines kam mir immer seltsam vor.«

      »Und das wäre?«, fragte Milano, während er eine halbe Tüte Zucker in seinen Espresso schüttete.

      »Nun, Bruno ist ein impulsiver Mensch«, erklärte sie, ihre Gedanken ordnend. »Gefühlsbetont. Ein bisschen sentimental sogar.«

      »Du meinst, er ist einer, der im Kino heult?« Milano rührte in der Tasse und lachte glucksend.

      Wolfert schickte ihm einen missbilligenden Blick.

      Norma setzte zu einer ausführlichen Erklärung an. »Was ich meine, ist: Bruno hat niemals Anzeichen von Neid gezeigt, was verständlich wäre. Fischer kommt aus einem reichen Elternhaus, ebenso wie Arthur. Sie bewegen sich auf vertrautem Terrain. Bruno musste sich nach oben kämpfen. Fischer hat er angebetet. Nicht ganz so sehr, wie er Arthur vergöttert. Beide Freunde, vor allem aber Fischer, haben sich Bruno gegenüber oft niederträchtig verhalten. Aber Bruno ist der Typ, der alles in sich hineinfrisst und nach außen die gute Miene macht.«

      Eine rundliche Frau eilte auf ihren Tisch zu. Am Stand sei der Teufel los, erklärte Gabi außer Atem. Sie komme sofort, versprach Norma, und Gabi zog wieder los.

      »Einen Moment noch, Norma«, bat Wolfert. »Taschenmacher und Fischer schmieden große Pläne mit der ›Villa Stella‹, heißt es.«

      Milano kippte den Espresso in einem Zug hinunter. »Gemeinsam mit deinem Mann! Noch seid ihr nicht geschieden, stimmts? Was weißt du über das ›Marcel B.‹?«

      Was ihre Ehe betraf, schienen die ehemaligen Kollegen besser informiert als über Fischers Verrat an Bruno und dessen Vorhaben, das geplante Restaurant ausgerechnet Brunos härtestem Konkurrenten zu überlassen. Sie durfte nicht ausschließen, dass gar nichts dran war und Arthur auf ein Gerücht vertraut hatte.

      »Darüber redet ihr am besten mit Arthur.«

      Milano nickte bedächtig. »Das werden wir. Heute noch. Seine Wohnung liegt in der Taunusstraße?«

      Norma diktierte Wolfert die Hausnummer und Telefonnummern von Geschäft, Wohnung und Mobiltelefon ins Notizbuch.

      Norma wollte aufstehen, aber Milano hielt sie zurück. »Eins noch: Was kannst du uns über die Beziehung zwischen Fischer und seiner Frau Diane erzählen?«

      Sie hatte bereits ausgesagt, dass sie Diane während des Anschlags nirgends gesehen habe. Aber den Mord konnte Diane nicht begangen haben.

      »Diane könnt ihr vergessen«, erklärte Norma. »Sie hätte vielleicht ein Motiv. Ihre Ehe war zeitweilig ein Desaster. Fischer konnte vor Eifersucht rasend werden, und sie hat ihm jede Menge Anlässe dafür geliefert. Aber geschossen hat sie nicht.«

      »Die Füße unter der Kutte.« Wolfert seufzte resigniert. Diese Spur lief ins Leere. »Sie gehörten zu einem Mann. Bist du dir in dem Punkt sicher?«

      Norma nickte bestätigend. »Es steckten Männerfüße in den Sandalen, ganz bestimmt.«

      Milano wollte den Verdacht ungern aufgeben. »Diane Fischer kann einen Komplizen haben, einen zu allem bereiten Liebhaber. Weißt du etwas über eine aktuelle Affäre?«

      »Keine Ahnung«, erklärte Norma ehrlich und stand auf. Sie musste los, Gabi wartete. Wolfert und Milano erhoben sich ebenfalls. Als sie nacheinander am Tisch des jungen Pärchens vorbei gingen, blickte das Mädchen verträumt auf. Norma erwiderte das Lächeln mit einer Spur Wehmut. Am Tresen zahlte jeder sein Getränk.

      »Hoffentlich bringt uns die Waffe auf eine Spur«, bemerkte Milano im Gehen. »Vorausgesetzt, die Pistole wurde bereits für ein Verbrechen benutzt. Dann könnten wir mit einem Projektilvergleich weiterkommen.«

      Draußen drängten sich die Besucher des Weinfestes.

      Norma ließ eine Frau mit Kinderwagen vorbei. »Das macht mir zu schaffen. Ein kaltblütiger Killer läuft frei herum.«

      »Eiskalt, du sagst es!« Milano betrachtete sie mit düsterer Miene, die ihm gut stand. Er bekam etwas Melancholisches, wenn er auf die Scherze und Grimassen verzichtete. »Ist alles ausgelöscht, was du in deinem Beruf gelernt hast? Einen bewaffneten Täter allein zu verfolgen, das war sträflicher Leichtsinn!«

      Norma schnaufte ärgerlich. »Immerhin habe ich euch die Mönchskutte geliefert!«

      »Und was, wenn du den Kerl beim Umziehen erwischt hättest?«, mischte sich Wolfert ein.

      »Das ist allein meine Sache. Ich muss mein Verhalten nicht vor euch rechtfertigen.«

      »Schade, dass du nicht mehr im Team bist, Norma.«

      Ausgerechnet Wolfert sagte das. Sie waren mehrmals aneinander geraten. Meistens wegen unterschiedlicher Auslegungen der Gesetzeslage. Wolfert war ein Pedant, und Norma hatte manche Bestimmungen zugunsten der Betroffenen gern großzügiger ausgelegt. Wobei die Betroffenen sowohl Opfer als auch Täter sein konnten.

      »Ich habe nie kapiert, warum gerade du die Polizei verlassen hast«, fügte er hinzu.

      Sein Bedauern klang aufrichtig und stimmte sie versöhnlich. Bevor sie antworten konnte, schob sich eine Gruppe junger Leute vor beide Männer, und als der Blick wieder frei war, hatten sich die Polizisten abgewandt. Norma blickte ihnen nach, dem massigen Milano in seinem wiegenden Gang und dem dürren Wolfert, bevor sie sich aufmachte, um ihren Platz im Stand für die letzten Stunden einzunehmen.

      Ade, grüne Soße! Ab morgen war sie wieder die Private Ermittlerin Norma Tann.

      Ihr neues freies Leben.

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