es dunkel wurde, schwang die Tür zum Raum geräuschlos auf. Zuerst schien es Rose, dass die Gestalt, die auf der Schwelle erschien, von einer schwarzen Wolke umgeben war und es ihren Füßen in lächerlichen, purpurroten Schuhen nicht erlaubte, den Boden zu berühren.
Die Vision verschwand sofort. Mara betrat den Raum mit einem hartnäckigen, arroganten Gang. Ein mit Satinblumen und Perlen besticktes Kleid konnte die spitzen Gesichtszüge nicht aufhellen. Im Gegenteil, künstlerische Mode fügte ihren Mängeln eine abstoßende Arroganz hinzu. Der Wunsch, vor allen an der Spitze zu bleiben, ist für die Herrin dieses Palastes zu einer Art Wahnsinn geworden.
Mara schüttelte einen roten Haarschopf, das Stirnband funkelte mit den kleinsten Smaragden und milderte die helle Rötung ihres Haares.
Rose musste begeisterte Grüße und Komplimente hören. Kein einziges Wort von Mara war aufrichtig. Die feuerhaarige Cousine konnte sich mit Reichtum rühmen, aber nicht mit Ehrlichkeit. Aber sie schüttete kühn Höflichkeiten aus. Ihre zusammengekniffenen braunen Augen wanderten neben dem Sofa in der Steinnische und dem ausgepackten Gepäck.
«Ich bin froh, dass du gesund und munter hierher gekommen bist», sagte Mara und zog jedes Wort heraus. Ihr Geschwätz ähnelte jetzt einem Refrain einer faszinierenden Ballade.
«Sie wissen, dass mehrere Dörfer niedergebrannt sind. Und um die verbrannte Erde setzte sich ein giftiger Nebel ab. Die Fauna verschwendet auf Geheiß des Drachen. Die Zwerge verstecken sich unter der Erde. Die Elfen haben mehr Glück, sie haben Löcher. Aber die Bauern sind zum Untergang verurteilt.»
Mara machte eine Pause und schenkte ihrem Begleiter ein schlaues Lächeln.
«Du hast hier nichts zu befürchten, meine Liebe», fuhr sie fort. «Für diejenigen, die sich innerhalb der Mauern meines Schlosses befinden, garantiere ich vollständige Sicherheit.
Mara ging zu den gestapelten Sachen in der Ecke und stieß den Deckel einer massiven schmiedeeisernen Truhe auf. Rose bemerkte nicht einmal, wie es zusammen mit ihren eigenen Sachen gebracht wurde. Die schwere, verkupferte Truhe war ihr völlig unbekannt.
«Ich möchte dir ein Geschenk geben», verkündete Mara und zog ein funkelndes Ballkleid aus der kupfernen Leere. Das Glitzern der fließenden Materie blendete die Augen. Rose fuhr mit der Hand über die üppige Kaskade von Brokatröcken und wich sofort zurück, als hätte sie sich die Finger gehäutet. Ein seltsamer Zufall traf sie. Das Kleid war golden. Nach der Geschichte der Bäuerin konnte nur der Anblick von Gold Übelkeit und Angst verursachen, und die Erinnerung an eine fliegende Schlange wurde mit geheimer und magischer Dunkelheit identifiziert. Was für ein unaufhaltsames Schicksal könnte Glieder in einer Kette seltsamer und aufregender Ereignisse verbinden?
Rose wandte ihren Blick ihrer Cousine zu. Jetzt sah Mara aus wie eine blasse Motte. Ohne den roten Zopf aus Haaren, der mit einem Perlenfaden verflochten ist, wäre diese arrogante Frau nicht schöner als die Verstorbene. Selbst in ihrem schweren, rauchigen Outfit sah sie splitterdünn aus. Lange, zähe Hände ergriffen das Geschenk wie ein tödliches Amulett. Das Kleidungsstück wurde von einem Kopfschmuck im gleichen Stil begleitet.
«Du sollst das heute Abend zum Ball tragen», sagte Mara mit gedämpfter Stimme. Sie reichte Rosa ein Kleid und ging zum Ausgang.
«Um fünf vor zwölf warten wir im Spiegelsaal auf dich», erklärte sie in einem unbestreitbaren Tonfall. Mara blieb an der Tür stehen. Das Licht der Lampe fiel auf ihr Gesicht und zeichnete dünne Wangenknochen. Eine tödlich blasse Stirn war mit einem Ausschlag von Sommersprossen bedeckt, und sein Mund verzog sich zu einem eifrigen, grausamen Grinsen. Im nächsten Moment schlüpfte die Cousine wie ein ätherischer Geist aus dem Raum.
Die Tür schlug mit solcher Kraft hinter ihr zu, dass die Scharniere knarrten und stöhnten. Jede Wand in diesem Gebäude ähnelte einem lebenden Fabelwesen. Jeder Fensterflügel hier hatte Augen, die den Neuankömmling genau beobachteten. Aber sobald man sich umdrehte und die Wände wieder zu Stein wurden und die in ihnen lebenden Geister ihren Ankläger unmerklich auslachten.
Rose stand mitten im Raum und umklammerte ein Geschenk. Schatten flackerten und walzten um sie herum. Goldbrokat verbrannte ihre Finger. Die verzauberten Schlafzimmerwände flüsterten untereinander.
Scharfe Lichtstrahlen tanzten über die polierte Tischplatte. Aber der Kranz lag nicht mehr auf dem Tisch. Zusammen mit ihm verschwand die jenseitige Kraft auf Befehl des Trolls, der sich in Blumen versteckte und die Prinzessin beschützte.
Als Mitternacht näher rückte, erwachte das Leben im Schloss. Die Gäste zogen sich an und schwebten aus ihren Gemächern, als wären sie aus der Unterwelt auferstanden. Wenn es der Prinzessin auf dem Höhepunkt des Tages so vorkam, als sei dieser Palast unbewohnt, konnte sie sich jetzt nur noch über die Fülle an gekleideten und arroganten Herren wundern, die sich an den Vordertreppen und Gängen drängten. Fußsoldaten in bunten Farben schoben sich beiseite und befestigten die Vorhänge mit Bändern. Und vor den Fenstern in seiner ganzen Pracht erschien der Sternenhimmel.
Das Sonnenlicht hatte kein Recht, das Schlossgelände zu betreten, und die Nacht hier genoss besondere Privilegien. Die Fenster wurden speziell für sie geöffnet, als wäre sie ein Ehrengast und Patronin der lokalen Unterhaltung.
Rosa ging durch die Suite und befand sich in einer Art Galerie. Schwache, spitze Sterne starrten das Mädchen von beiden Seiten durch die gotischen Fenster schweigend an. Egal wie sehr Rose zuvor auf das dunkle Firmament geschaut hatte, sie hatte noch nie so bizarre Konstellationen gesehen. Eine schreckliche Vermutung schoss ihr durch den Kopf. Die bizarre Verflechtung von Sternen duldet Hexerei, weshalb sie im Vergleich zu anderen Leuchten lächerlich erscheinen. Und sie erscheinen ausschließlich über der Wohnung eines Zauberers oder einer Person, gegen die sich die Hexerei richtet. Im Schloss wird also entweder jemand in die Weisheit der verbotenen Wissenschaften eingeweiht oder er hat den Hass eines bösen Zauberers auf sich gezogen und verdient daher eine magische Bestrafung.
Plötzlich peitschte ein kalter, feuchter Wind Rose ins Gesicht. Die Prinzessin war sogar empört. Was auch immer die Zauberer tun und Winterwinde sollten nicht durch die Sommerflächen laufen dürfen. Rose atmete die frostige Luft ein und sie platzte in warmem Dampf aus ihrem Mund. Dampf schwebte über den Boden und umgab die Gestalt des Mädchens in weißen Wolken. Aber sie riss sich hastig aus dem weißen Ring und ging weg.
Wunder wie Winterwinde im Sommer und erschreckende Sternbilder sind normalerweise kein gutes Zeichen. Rose befürchtete, dass ihr Gehör eine weitere Vibration in der Wand oder ein leises, böswilliges Lachen aus der Leere wahrnehmen würde, aber diesmal passierte nichts dergleichen. Wo sich eine Gruppe von Menschen versammelte, hörten die eigenwilligen Wände sofort auf zu flüstern, als würden sie zu einer Anhörung.
Es war ziemlich schwierig, sich im luxuriösen Labyrinth von Hallen und Gästezimmern zurechtzufinden. Rose verirrte sich, bog in einen engen Korridor ein und befand sich in einer Sackgasse. Es gab nur eine klapprige Wendeltreppe, die zu einer runden, schuppigen Tür ganz oben führte. Aus dem rostigen Geländer ragten Schrauben heraus. Die Schritte knarrten. Und die schmutzige, schäbige Tür stand fest an der Wand. Solch ein Elend war unter dem umgebenden Lametta und der üppigen Dekoration unangemessen. Warum wurde diese Treppe nicht repariert und die Tür nicht gestrichen? Mara konnte Schmuck und Edelsteine kaufen, sie konnte ihrem Haus ein fabelhaftes Aussehen verleihen, und sie wollte nicht einmal eine einzige Ecke im Palast aufräumen.
Auf den Stufen befanden sich trockene Blätter und Wollfetzen. Die Diener machten sich nicht einmal die Mühe, diesen Müll wegzuwerfen. Vielleicht hat jemand absichtlich getrocknete Tulpen und nagende Fischgräten hierher gebracht. All dies war wie ein mysteriöses Ritual. Rose wollte nach oben gehen und sehen, was sich hinter dieser Tür versteckte. Sie war bereits auf einen wackeligen Schritt getreten, aber dann tauchten aus dem Nichts zwei kleine Pagen auf und versperrten ihr den Weg.
«Geh nicht dorthin, Lady!» Einer von ihnen flüsterte. Sein Gesicht sah aus wie bei einem Jungen von ungefähr sieben Jahren, aber seine Stimme klang heiser und launisch wie von einem kranken alten Mann.
Beide Pagen waren zart und zerbrechlich wie zwei Wachskerzen. Die losen Ärmel ihrer Anzüge baumelten wie zerrissene Segel. Die grünen Kappen gaben den Jungen ein unmenschliches