Frank Rehfeld

8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009


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hatte.

      „Die ausgedruckten Datenblätter jener Personen, auf deren Anzeige hin die Innere Abteilung ihre Ermittlungen eingeleitet hat. Vielleicht können Sie uns etwas dazu sagen. Schließlich sind alle wegen Drogendelikten vorbestraft und hatten verschiedentlich mit Beamten Ihrer Abteilung zu tun.“

      Cassavetes warf einen Blick auf die Blätter. „Mickey Moreno war die treibende Kraft. Ein Kleindealer, der uns wiederholt ins Netz gegangen war. Ich erinnere mich genau an den Fall. O’Rourke und McKenzie haben ihn als Informanten angeworben, nachdem er mit einer kleinen Menge Crack verhaftet wurde. Später behauptete er, O’Rourke und McKenzie hätten ihm gedroht, sie könnten die Beweismittel so manipulieren, dass er für zwanzig Jahre in den Knast wandern würde. Nur deswegen habe er als Informant gedient!“

      „Und die beiden anderen?“, fragte ich.

      „Victor Beinhower und Benjamin Brown kamen erst aus ihren Löchern, als die Ermittlungen schon liefen. Zu einer Zeugenaussage vor der Grand Jury kam es nie.“

      „Weshalb nicht?“

      „Beinhower war plötzlich verschwunden und tauchte erst zwei Monate nach der Verhandlung wieder auf, als er nach einer Prügelei festgenommen wurde.“

      „Könnte ihn jemand überzeugt haben, dass es besser für ihn wäre, nicht auszusagen?“, hakte ich nach.

      „Das ist reine Spekulation, Agent Trevellian.“

      „Aber möglich.“

      Cassavetes zuckte die Schultern. „Vielleicht entsprach es auch einfach nicht der Wahrheit, was er behauptete und da hat er kalte Füße bekommen.“

      „Und was ist mit Nummer drei?“

      „Benjamin Brown? Der hat seine Aussage offiziell zurückgezogen. War eine ziemlich große Blamage für die Anklage vor der Grand Jury.“

      „Wenn die Sache so eindeutig war, dann verstehe ich nicht, weshalb McKenzie und O’Rourke in andere Reviere versetzt wurden!“

      Cassavetes lachte heiser auf. „Auf meinem Mist ist das nicht gewachsen, dass können Sie mir glauben. Das kam von ganz oben aus dem Rathaus. Man wollte wohl nicht den Anschein erwecken, dass wir die Augen zumachen, wenn einer von uns mal einen Fehltritt begeht.“

      „Mal ganz ehrlich, Captain Cassavetes. Würden Sie denn die Augen in einem solchen Fall schließen?“, mischte sich jetzt Milo ein.

      Cassavetes schluckte. Er stand von seinem Platz auf, ging zum Fenster, blickte kurz hinaus und kratzte sich am Kinn.

      „Über allem steht immer noch das Gesetz“, sagte er schließlich. „Auch über einem Cop.“

      „Es freut mich, dass Sie so denken, Captain“, erwiderte ich.

      Er hob die Augenbrauen.

      „War es das? Wir haben hier nämlich auf diesem Revier einen Job zu erledigen!“

      Ich nickte. „Das war’s.“

      Wir wandten uns zum Gehen. Kurz vor dem Ausgang von Cassavetes’ Büro fragte ich noch: „Hatte O’Rourke eigentlich eine Freundin?

      „Nichts Festes. Jedenfalls nicht in den letzten zwei Jahren. Davor hatte er eine längere Beziehung und ich glaube, die beiden wollten auch heiraten. Ich glaube, der Job hat sie dann wohl auseinander gebracht. Es ist für eine Partnerin nicht unbedingt angenehm, mit einem Cop verheiratetet zu sein. Die Überstunden, die unregelmäßigen Arbeitszeiten, und die ständige Gefahr, dass man den geliebten Menschen nicht wieder sieht, weil irgendein Irrer ihm eine Kugel in den Kopf knallt…“

      „Sagt Ihnen der Name Christine Vistano etwas?“

      „Nein, tut mir leid, Agent Trevellian. Jedenfalls nicht aus dem Stegreif.“

      „Sie hat behauptet, mit O’Rourke eine Beziehung geführt zu haben.“

      „Fragen Sie Atkins und McKenzie. Die kannten Brian O’Rourke noch etwas besser als ich.“

      13

      Christine Vistano ging in Begleitung ihrs Anwaltes Mike Bandella die Stufen des Gerichtsgebäudes hinunter. Bandella war ein untersetzter Mann mit hoher Stirn und ziemlich beleibt. Sein Hals war so dick, dass er den obersten Hemdknopf stets offen und die Krawatte gelockert tragen musste. Aber vor Gericht pflegte Bandella äußerst überzeugend und sehr energisch aufzutreten.

      „Eigentlich können Sie mit dem Verlauf zufrieden sein – und die Kaution bewegt sich doch in einem annehmbaren Bereich.“

      „Wenn ich sie selbst bezahlen müsste, wäre ich ruiniert!“, erwiderte Christine.

      Mike Bandella lächelte breit. „Jetzt übertreiben Sie aber, Christine! Ich soll Ihnen übrigens Grüße von Mister Vargas ausrichten.“

      „Danke…“

      Ein blauer Ford hielt vor dem Gerichtsgebäude. Zwei Männer stiegen aus. Einer von ihnen war flachsblond, der andere dunkelhaarig.

      „Miss Christine Vistano?“

      „Wer zum Teufel ist das denn?“, fragte Mike Bandella.

      Die beiden Männer kamen auf Christine Vistano und ihren Anwalt zu.

      „Clive Caravaggio, FBI“, sagte der Blonde und hielt seinen Ausweis sowohl Christine als auch Bandella entgegen.

      „Sie wieder?“, schimpfte die junge Frau.

      „Meinen Kollegen Medina kennen Sie bereits ebenfalls!“, sagte Clive.

      „Das grenzt schon an Schikane, was Sie hier machen!“, ereiferte sich die junge Frau. „Erst nehmen Sie mich mit fragwürdiger Begründung fest, lassen mich eine Nacht in einer Ihrer Gewahrsamszellen schmoren und von penetranten Idioten verhören, ehe ich endlich vor einem Richter stehe, der mich freilässt – und jetzt tauchen Sie schon wieder auf! Soll das ganze Spiel vielleicht von vorne beginnen!“

      „Beruhigen Sie sich, Miss Vistano. Den Grund dafür, dass Sie festgenommen wurden, kann Ihnen Ihr Anwalt erklären.“

      „Ich bin Mike Bandella und möchte, dass Sie meine Mandantin bis zur Hauptverhandlung in Ruhe lassen. Sie hat alles, was es zur Sache zu sagen gibt, zu Protokoll gegeben. Im Übrigen tut es ihr ausdrücklich leid, Sie in irrtümlicher Notwehr attackiert zu haben, Agent Caravaggio, was ich hiermit im Auftrag meiner Mandantin vortragen möchte.“

      „Wir möchten Miss Vistano ein paar Fragen stellen, die im Zuge neuer Ermittlungsergebnisse aufgetaucht sind.“

      „Meine Mandantin braucht sich nicht selbst belasten und wird keine Aussage machen“, erklärte Mike Bandella.

      „Ihre Mandantin behauptet, die Lebensgefährtin von Mister Brian O’Rourke gewesen zu sein, aber es scheint ihr ziemlich gleichgültig zu sein, was mit O’Rourke geschehen ist.“

      „Ich beantworte Ihre Fragen, wenn Sie mich dann in Ruhe lassen!“, entschied Christine Vistano.

      „Ich habe Ihnen davon abgeraten!“, stellte Bandella noch einmal klar. „Aber Sie müssen ja wissen, was Sie tun.“

      „Der 22er Revolver, den wir Ihnen abgenommen haben, wurde bei einer Schießerei im Club ‚El Abraxas’ verwendet - genau wie die Waffe, mit der O’Rourke ermordet wurde.“

      „Worauf wollen Sie hinaus? Dass meine Mandantin etwas mit dem Tod an O’Rourke zu tun hat? Es handelt sich um unterschiedliche Waffen, wenn ich das richtig verstanden habe und mir ist schleierhaft, wie Sie da einen Zusammenhang konstruieren können, Agent Caravaggio!“

      „Zwei Waffen mit einer Gemeinsamkeit. Da glaube ich nicht an einen Zufall, Miss Vistano. Sie waren als Callgirl tätig und sind mehrfach deswegen vom Gericht verurteilt worden.“

      „Das tut nichts zur Sache“, behauptete Bandella.