Ramona Loriz

Der Weg der Wandlung


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       Ramona Loriz

       Der Weg der Wandlung

       Vom geborenen Mädchen zum gelebten Jungen

       Eine wahre Geschichte

      © 2020 Ramona Loriz

      Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

      ISBN

Paperback:978-3-347-10365-8
Hardcover:978-3-347-10366-5
e-Book:978-3-347-10367-2

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Wir sind nicht immer das, was wir scheinen zu sein.

      Wir sind das, was wir fühlen zu sein.

      Mögen viele den Mut haben, ihr Fühlen zu leben.

       Inhaltsverzeichnis:

      Vorwort

      Wie alles begann

      Bis zum 2. Geburtstag war alles rosa

      Ein Rebell von Anfang an

      Der Weg beginnt

      Die ersten Schritte

      Der langersehnte Termin

      Endlich Endokrinologie

      Therapeutensuche und Therapeutenfindung

      Der Rückschlag

      Namensänderung und Personenstandsänderung

      Jetzt geht alles einfacher?

      Die Hormontherapie beginnt

      Mastektomie und Hysterektomie

      Die Reise zur OP

      Der Tag der OP

      Die weiteren Tage nach der OP

      Starke Nerven für das „Danach“

      Anhang - Sichtweisen

      Die Anträge (Beispieltexte)

      Nachwort: Ein kurzer Appell an Eltern und Verwandte.

      Danksagungen

      Über die Autorin

       Vorwort

      Es gibt Menschen, die einem sehr am Herzen liegen, einem so nah sind, wie man sich selbst.

      Wenn diese Personen zudem eine besondere Lebensgeschichte haben und Sie mitreißen in ihre emotionalen Wogen und Erlebnisse, dann geht es Ihnen genauso wie mir.

      Dieses Buch ist nicht wissenschaftlich und enthält keine Studien.

      Durch die einfache Erzählung der wahren Geschichte von Ryan und Hannah, wobei die Namen abgeändert wurden, besteht die Möglichkeit, sich als Eltern von transidenten Kindern und Jugendlichen wiederzufinden, zu identifizieren, die ein oder anderen Tipps herauszufinden, zu schmunzeln, sich nicht alleine zu fühlen, Motivation zu erhalten, sich seine eigenen Gedanken zu dem Thema Transidentität zu machen und einfach nur Freude beim Lesen zu haben.

      Doch nicht nur die Eltern, sondern auch transidente Kinder und Jugendliche selbst, Großeltern, Verwandte, Freunde, Bekannte und alle Interessierten zum Thema Transidentität sind herzlich zu dieser Lektüre eingeladen, um sich über einen möglichen "Weg der Wandlung" in das andere Geschlecht zu informieren.

      Gerade wenn Eltern sehr junger Kinder und Teenager eine "Andersartigkeit" bei ihrem Kind feststellen, sind sie oft sehr unsicher und denken "das wächst sich heraus, das ist nur eine Phase“. Ebenso finden sie keine oder nur spärliche Unterstützung, da auch Mediziner, Psychologen sowie das soziale Umfeld unsicher sind und den jungen Kindern und Teenagern wenig bis keinen Glauben schenken.

      Auch wenn sich unsere Gesellschaft zu mehr Toleranz entwickelt hat, entsprechen heranwachsende Transjungen und Transmädchen nicht den „Normen“, welche in dem Wort „Normalität“ enthalten sind. Und schon beginnen Schwierigkeiten.

      Denn wer nicht in das Schema der gesellschaftlichen Normen und somit der Normalität passt, stellt eine Herausforderung für sein Umfeld dar. Das Umfeld zeigt zuerst Widerstand, weil es nicht im „normal gewohnten Rahmen“ handeln kann und bereitet somit den transidenten Kindern und Jugendlichen auf der emotionalen Ebene Unverständnis und oft Ablehnung.

      Durch dieses Buch möchte ich auf einfache Weise für mehr Verständnis und Annahme dieser jungen Transgender sensibilisieren und ihnen sowie ihrem Umfeld Mut machen, sich allen Herausforderungen mit Selbstvertrauen zu stellen.

      Wer Lösungen sucht, der wird sie finden.

       Wie alles begann

      "Gute Nacht Süße", flüsterte Hannah ihrer Tochter ins Ohr, um sich bei ihr, wie jeden Abend, für die Nacht zu verabschieden. Als sie ihr liebevoll den Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn drücken wollte, fing Lea an zu weinen und vergrub ihr hübsches Gesicht tief in ihrem Kissen. Die Bettdecke zog sie über ihren Kopf, so dass nur noch ihre dunkelbraunen, verträumten, aber aktuell sehr verweinten Augen sowie ihre sogar im Bett noch hochgegeelten kurzen schwarzen Haare hervorguckten.

      "Was ist los mit Dir mein Schatz?", fragte Hannah, setzte sich auf die Bettkante und streichelte ihrer Tochter mitfühlend über ihren Haarschopf. "Unser Tag war doch schön, ist denn etwas vorgefallen? Erzähl es mir.“ Hannah war aufgefallen, dass Lea sich schon seit einigen Wochen von ihr und auch dem Rest der Familie zurückzog, wenig redete und völlig verträumt in ihrer Welt war. "Pubertät", dachte Hannah, "die üblichen Phasen eben, ganz typisch, mal wütend, mal beleidigt, mal anhänglich, mal traurig, mal überschwänglich lustig."

      "Mama, ich bin kein Mädchen", platzte es plötzlich aus Lea heraus, "ich bin ein Junge, der in einem Mädchenkörper gefangen ist. Das ist so schlimm. Du weißt gar nicht, was ich fühle. Es fühlt sich so falsch an. Keiner versteht das. Ich bin Junge und kann es nicht wirklich leben. Ich will keinen Mädchenkörper mehr haben. Ich habe mich schon die ganze Zeit, seitdem ich lebe, falsch gefühlt. Ich wusste nie warum. Ich habe am Wochenende, als ich bei Papa war, eine Dokumentation über einen Transjungen im Fernsehen gesehen. Danach wurde es mir ganz klar. Das bin ich. So fühle ich. Jetzt weiß ich, warum ich mich falsch fühle. Es muss sich alles verändern Mama." Während sie das sagte, weinte sie unentwegt und schluchzte so laut und verkrampft, dass sich ihre Gesichtshaut tief dunkelrot verfärbte.

      Hannah war zunächst sprachlos, mit solch einer Erklärung hätte sie heute Abend nicht gerechnet. Sie versuchte, ihre Tochter zu beruhigen, einfach nur durch ihr stummes Verständnis, denn Worte fielen ihr in diesem Moment nicht ein, die passend hätten sein können. Hannah wunderte sich nur über ein so intensives und konkretes Bewusstsein, denn Lea war gerade mal 11 Jahre alt. Die klaren Worte, die entladenden Emotionen.

      Leas Wunsch, Junge zu sein, fühlte sich ernst gemeint an, keine vorübergehende Phase, keine Pubertät, keine Spielerei.

      Leas komplettes Verhalten und ihre äußere Erscheinung waren schon seit dem Kindergarten entsprechend männlich. Für Hannah war ihre Tochter immer ein kleiner Wildfang, eben wie ein Junge, doch sie dachte, es "wächst sich noch heraus".

      Dieser Abend mit dieser klaren, unumstößlichen Ansage Leas war der Anfang ihres Weges, welcher unbewusst schon begann, als sie zur Welt kam.

       Bis zum 2. Geburtstag war alles rosa

      "Es ist ein gesundes Mädchen", teilte die Frauenärztin Hannah telefonisch mit. Das heißersehnte Ergebnis der Fruchtwasseruntersuchung lag vor. Hannah war schon