Stuhl zusammenkauerte. Es wurde still. Puh, Erleichterung, wenigstens Ruhe. Nach einer Weile saß Lea wieder auf dem Friseurstuhl. Die Chefin setzte ihre ganze Erfahrung als Frisurenkünstlerin und auch Psychologin ein und machte kurzen Prozess. Der Nacken wurde auf Leas Wunsch hin ausrasiert und auf dem Oberkopf der verbleibende zurechtgeschnittene Schopf mit Haargel nach hinten gestylt.
Die Verwandlung zum Jungen war nach langem Aufruhr und einem eher peinlichen Theaterstück geglückt. Lea strahlte wieder. Die Friseurin war die Heldin des Tages und Lea konnte mit ihrer Mutter und ihrem Bruder endlich zufrieden dieses Friseurgeschäft verlassen.
Ab diesem Tag war Lea in der Öffentlichkeit nicht mehr als Mädchen zu erkennen.
Beim Shoppen fragten die Verkäufer immer, "was kann ich denn für den jungen Mann tun?" Hannah korrigierte diese daraufhin und erwiderte, "das ist kein junger Mann, es ist ein Mädchen. Zwar mit sehr kurzen Haaren, aber ein Mädchen." Leas Gesicht lief bei dieser Erklärung ihrer Mutter stets dunkelrot an. Sie sagte aber nichts und das auch mehrere Jahre nicht.
Doch irgendwann platzte es aus ihr heraus, "Mama, du sollst nicht immer sagen, dass ich ein Mädchen bin. Das will ich nicht. Es ist doch gut, dass alle denken, ich bin ein Junge. Ich will es so. Sag das nicht mehr. Das ist peinlich."
Da zu Hannahs Philosophie als Erziehungsberechtigte dazugehörte, ihre Kinder ernst zu nehmen und in ihrer Persönlichkeit zu schätzen, hat sie von diesem Zeitpunkt an nie wieder jemand eines Besseren belehren wollen.
Nicht nur Verkäufer, auch Ärzte und alle, die Lea noch nicht kannten, erkannten sie nicht als Mädchen. Lea wurde überall als Junge wahrgenommen.
Und Hannah blieb des lieben Frieden willens nichts anderes übrig, als ihr Wissen um ihre Tochter zu verbergen und Leas Wunsch, ein Junge sein zu wollen und auch als dieser erkannt zu werden, Folge zu leisten.
Der Weg beginnt
Die nächsten Tage offenbarten Hannah, was Lea in den Wochen, in denen sie sich zurückzog, für sich alles recherchiert hatte. Lea zeigte ihrer Mutter Videos auf "YouTube "und zahlreiche Berichte über Transsexualität, über die Vorgehensweise der Operationen und was alles möglich war. Sie wusste Bescheid über den Werdegang berühmter Personen, die Geschlechtsumwandlungen haben vollziehen lassen und hatte sogar schon Adressen von Ärzten und Kliniken zur Hand. Es wurde immer deutlicher: So etwas macht ein 11-jähriges Kind nicht aus Langeweile und zur üblichen Freizeitbeschäftigung. Sie meinte es wirklich ernst. Dennoch schwebte ein gewisser Zweifel in Hannah, da ihre Tochter noch so jung war. „Vielleicht verändert sie sich noch, vielleicht wächst sich das Ganze noch heraus?“, dachte Hannah. Vielleicht waren dies aber auch nur klägliche Reste ihrer Wunschvorstellung. Der Vorstellung, wie es die Normen vorgeben. Vielleicht auch Hannahs unterbewusst egoistische Vorstellung, sich in einer perfekten Familie mit einem großen Sohn und einer jüngeren Tochter zu wiegen, um mit dieser im passenden Alter Frauenshopping, Zöpfe flechten, schminken etc. zu unternehmen, was ihr möglicherweise als älter werdenden Frau ein Stück Mädchenhaftigkeit zurückgeben oder etwas in ihrer eigenen Kindheit und Jugend "Verpasstes" ausgleichen könnte.
"Nein, das ist nicht der Sinn einer mütterlichen Unterstützung", dachte Hannah und entschloss sich, mit ihrem Kind in ein spannendes Neuland einzutauchen.
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