John F. Beck

5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen


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sich und purzelten in den Staub.

      Sarto Singal blieb die Warnung im Hals stecken. Finster starrte er auf die grüne Wand vor sich, fand kein Ziel für seine Kugeln und riss trotzdem den Abzug durch. Feuerlanzen stachen durch die Nacht.

      Doch da züngelte schon das Ende einer Lederpeitsche zwischen den Halmen hervor und legte sich um Singals Revolverarm.

      Brennender Schmerz raste durch den Arm des Banditen, aber er ließ die Waffe nicht fallen, auch wenn er nicht mehr schießen konnte. Seine Hand war gefühllos.

      Erst als Saltillo heftig am Griff der Peitsche ruckte, entfiel Singal der Revolver.

      Dann folgte ein weiterer gewaltiger Ruck. Singal verlor das Gleichgewicht und stürzte hart.

      Jetzt erst trat Saltillo aus dem Maisfeld.

      Mit einigen geschmeidigen Sätzen war er bei Singal und kickte den Revolver in den Straßengraben.

      »So sieht man sich wieder«, höhnte der große, dunkelhaarige Mann.

      Sarto Singal antwortete mit einem Fluch.

      24

      »Das hast du nicht umsonst gemacht«, zischte Singal hasserfüllt. »Du hast es zu verantworten, wenn meine Männer jetzt mit dem Morden anfangen.«

      »Irrtum, ich kenne diese Sorte. Ohne ausdrücklichen Befehl machen die keinen Finger krumm. Und falls doch einer ausschert, werden dir‘s meine Vaqueros besorgen. Sie haben alle Freunde und Verwandte hier in Nuevo.«

      Sarto Singal wurde unsicher. Im Licht des Mondes war deutlich zu sehen, wie seine Zunge nervös die aufgesprungenen Lippen befeuchtete. Er starrte Saltillo unter halb geschlossenen Lidern an. Pfeifend stieß er die Luft aus. Vermutlich kochte er vor Zorn.

      Saltillo stand breitbeinig über ihm. Er hatte nicht einmal den Colt gezogen, sondern die Hände in die Hüften gestemmt.

      Singal hechtete gegen ihn, doch damit hatte Saltillo gerechnet.

      Elegant wie ein Stierkämpfer wich der Haziendero zur Seite, und wie ein Bulle stampfte Singal mit schwingenden Fäusten ins Leere.

      Saltillo hatte ein Bein stehen lassen. Er lächelte grimmig, als sein Gegner erneut Kontakt zum Sandboden bekam.

      Singal rollte sich instinktiv auf den Rücken ab. Ein Blutfaden kam ihm aus dem Mundwinkel.

      »Gottverdammter Bastard«, keuchte er. »Wenn ich dich zwischen die Finger kriege …«

      »Sprich dich ruhig aus, Hombre, bevor ich dir das Maul für alle Zeiten stopfe.«

      Saltillo stand wieder genauso wie zuvor. Ein geringschätziges Lächeln kerbte seine Mundwinkeln. »Nun, worauf wartest du?«

      Aufheulend kam Singal wieder auf die Beine, doch diesmal stürzte er nicht mehr blindlings los. Er besaß ja noch das Messer.

      Doch er kam nicht zum Wurf.

      Saltillo bewegte einen Sekundenbruchteil früher die Rechte. Schon schnappte die Peitsche vor, doch diesmal wickelte sich das Leder nicht mehr um das Handgelenk, sondern klatschte über die Innenseite von Singals Unterarm.

      Der Hemdsärmel wurde wie von einem Rasiermesser aufgeschnitten. Ein blutiger Riss klappte im Fleisch. Die Finger öffneten sich, und das Messer fiel zu Boden.

      »Noch ein Hieb gefällig, Hombre?«

      Aus den Augen Singals leuchtete Unverständnis und Staunen, dann starrte er den Arm an. Jetzt erst kamen auch die Schmerzen.

      »Endlich begriffen, dass das Spiel aus ist?«, fragte Saltillo. »Ich weiß zwar nicht, wie du den Rurales entkommen konntest, doch keine Sorge: Mir gehst du nicht durch die Lappen. Ich hab ‘ne Abschrift deines Geständnisses. Du wirst hängen, Singal!«

      Die Widerstandskraft des Mannes schien erlahmt. Blut tropfte in den Staub. Sarto Singal schaute zu, wie der trockene Boden es aufsog.

      Buck Mercer kam heran. Er war schon bei den anderen Vaqueros gewesen.

      »Du hast ihn verarztet?«, höhnte er grimmig.

      »Übernimm ihn, Buck.«

      »Nichts, was ich lieber täte«, antwortete der Hüne und rutschte vom Pferd. Seine Fäuste öffneten und schlossen sich. »Dann komm schon, mein Junge«, sagte er. »Und glaub ja nicht, dass ich dich mit Samthandschuhen anfasse, wenn du was versuchst.«

      Singal traten die Augen aus den Höhlen. Seine Lippen zitterten. Vermutlich hatte er jetzt weiche Knie.

      Buck Mercer packte den Banditen.

      »Wo willst du ihn haben?«

      »Am anderen Ortsende. Wenn er schon Dutzende Geiseln nimmt, sollte uns eine erlaubt sein.«

      Tortilla-Buck verstand auf Anhieb.

      »Dann wollen wir mal. Setz dich in Bewegung, Bruder.« Er gab dem Banditen einen Stoß.

      »Alles in Ordnung«, meldete sich Joaquin. »Die drei anderen sind im Maisfeld gut aufgehoben – bestens verschnürt.«

      »Sehr gut. Wir gehen jetzt los. Bleibt hinter uns«, sagte Saltillo. »Hat einer von euch eine Fackel? Ich möchte nicht, dass die Kumpane von Singal noch nervöser werden und versehentlich auf den Abzug drücken. Sie müssen Bucks Schüsse schließlich mitgekriegt haben.«

      Saltillo und Tortilla-Buck nahmen die Spitze. Buck hielt Sarto Singal das Schießeisen an den Kopf. Modesto hielt die Fackel so, dass die Dreiergruppe gut beleuchtet war.

      Am Pferch wurden sie schon erwartet.

      Saltillo ergriff das Wort.

      »Ihr seht, um was es geht, Leute. Wenn auch nur einer von euch eine falsche Bewegung macht, ist Singal seine Sorgen für immer los.«

      »Nun werft schon die Knarren weg«, keuchte Singal. »Sie haben uns überrumpelt.«

      Langsam senkten sich die Waffen der vier übrigen Gomez-Männer.

      Der Rest war schnell erledigt. Auch Singal und die Bewacher wurden gefesselt.

      Dann öffnete Layla Sheen den Pferch.

      Es wurde nicht gejubelt. Die Dankbarkeit der Bewohner von Nuevo brauchte keine Worte.

      25

      Sie hielten sich höchstens eine Stunde im Dorf auf. Es war weit nach elf Uhr nachts, als Saltillo, Buck und die Vaqueros aufbrachen.

      Layla blieb in der Bodega zurück.

      Saltillo hatte sich mit den wenigen Männern unterhalten, die inzwischen auf der Hazienda gewesen waren. Er kannte die Verhältnisse dort jetzt einigermaßen, wusste auch über die Kopfzahl von Gomez‘ kleiner Privatarmee Bescheid.

      Um die dreißig Mann standen im Sold des fetten Ex-Advokaten. Acht von ihnen waren bereits ausgeschaltet. Ein paar der anderen würden Wache schieben, der Rest schlafen.

      Da sollte es Saltillo, Buck und den Vaqueros doch gelingen, sie zu überwältigen. Sie brauchten ja nicht höflich ans Tor zu klopfen.

      Die Pferde ließen sie in einem kleinen Waldstück zwischen dem Dorf und der Hazienda zurück.

      In der Deckung von Bodenwellen arbeiteten sie sich in einer weit gezogenen Kette an die Mauern heran.

      Sie näherten sich der Hazienda von der Westseite. Ihre Mienen drückten Entschlossenheit aus, und Antonio hatte sich sogar von seiner Gitarre getrennt.

      Buck hielt den Schaft der Rifle umkrampft und wischte sich ab und zu die schweißigen Hände an der Hose ab.

      Saltillo hatte sich am weitesten vorgewagt. Er lief geduckt am buschbestandenen Saum einer Wasserrinne entlang.

      Auf dem Wehrgang