John F. Beck

5 glorreiche Western 3/2020 - Helden, Halunken, Halsabschneider: Sammelband mit 5 Wildwestromanen


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sauber.

      Tortilla-Buck wäre trotzdem nicht auf die Idee verfallen, davon zu trinken. Er hielt sich so lange wie möglich an die Sattelflasche mit dem Rest Höherprozentigem.

      Die Männer saßen ab und führten die Pferde ans Wasser. Sie hatten unter der Tortur der vergangenen Tage am meisten gelitten. Die Vaqueros nahmen den Tieren die Sättel ab, solange sie soffen und rieben ihnen mit den Satteldecken die Flanken trocken.

      Paco, der Koch, begann, von Tortilla-Buck wohlwollend beobachtet, seine Feldküche aufzubauen, die er auf einem Packpferd mit sich führte. Im Nu brannte ein Feuer unter dem Dreibein mit dem verrußten Wasserkessel.

      Saltillo schielte zum Himmel hinauf und schätzte ab, dass es bis zum Einbruch der Dunkelheit nur mehr eine halbe Stunde dauern würde.

      Es war zu spät, an diesem Tag noch etwas zu unternehmen. Weiler wie Sueco pflegten nachts nicht beleuchtet zu sein.

      Andererseits wollte Saltillo nicht mit seiner ganzen Streitmacht dort einreiten. Nein – da war es schon besser, den nächsten Morgen abzuwarten.

      Aus Pacos Topf duftete es verlockend.

      Tortilla-Buck strahlte, auch wenn es diesmal nur Eintopf gab.

      Während die Pferde das karge Gras abweideten, ließen sich auch die Gefährten rund ums Feuer nieder. Jeder erhielt einen gewaltigen Schlag Linsen mit Speck und abgehangenem Rindfleisch auf seinen Blechteller.

      Buck Mercer nahm danach den Topf.

      Sie aßen schweigend. Die Müdigkeit steckte allen in den Knochen. Die Vaqueros streckten sich bald aus.

      »Ist die Wache schon eingeteilt?«, erkundigte sich Buck und leckte auch noch die Finger ab. Paco brauchte seinen Topf kaum mehr auszuwaschen.

      »Du übernimmst die erste«, antwortete Saltillo, »obwohl ich nicht glaube, dass wir heute noch gestört werden. Es gibt keinen Mond.«

      »In Ordnung. Werd ich mir eben noch die Ohren putzen«, meinte Buck in einem Tonfall, der ehrliches Bedauern ausdrückte. »Du legst dich jetzt hin.«

      Saltillo schüttelte den Kopf.

      »Ich hab noch ‘ne Kleinigkeit zu erledigen.«

      »Dachte ich mir‘s doch. Du willst noch zum Dorf reiten?«

      »Nein. Laufen.«

      Buck Mercer schüttelte sich. Wie vielen Reitern, die ein Drittel ihres Lebens im Sattel verbracht hatten, graute ihm davor, mehr als hundert Schritt zu Fuß zurücklegen zu müssen.

      Saltillo stand auf, ein schwarzer Schatten gegen den etwas helleren Himmel.

      Kurz darauf hatte eine Bodenrinne ihn verschluckt, und so angespannt Buck Mercer auch lauschte, er hörte nicht einen Laut.

      Schon nach einer Stunde war Saltillo wieder zurück.

      Buck Mercer erschrak nicht schlecht, als sich ihm plötzlich eine Hand auf die Schulter legte, eine andere den Lauf der Harpers-Ferry-Rifle zu Boden drückte.

      »Du verdienst ‘nen neuen Spitznamen. Wie gefällt dir Sleepin‘ Buck?«

      »Heiliger Büffelmist! Du bist schon wieder zurück?«

      »Zu deinem Glück.«

      »Du weißt verdammt genau, dass keiner dich bemerkt, wenn du das nicht willst. – Sind unsere Freunde in der Stadt?«

      »Ja.«

      »Warum ziehen wir dann nicht gleich los und zeigen es den Brüdern!«

      Buck Mercer wollte aufstehen, aber Saltillo drückte ihn sanft in die Hocke zurück.

      »Weil mir das zu gefährlich ist, Buck. Sie haben ein paar Mädchen bei sich. Die werden streng bewacht. Sie können sie jederzeit als Geiseln benützen, wenn sie erst mal herausbekommen, worauf wir‘s abgesehen haben. Und Gomez beschäftigt nicht nur Dummköpfe. Der Anführer dieser Burschen gefällt mir gar nicht.«

      6

      Sie waren lange vor Sonnenaufgang wieder auf den Beinen.

      Erst ein blass-blauer Streifen stand am Horizont, als in den Kannen schon der Kaffee dampfte.

      Layla und die Männer saßen im Halbkreis um Saltillo, als der Haziendero seinen Plan entwickelte.

      »Wir brauchen die Burschen lebend«, begann er. »Ich muss nachweisen, dass sie und Gomez unter einer Decke stecken. Wenn wir alle zusammen in Sueco aufkreuzen, kommt es nur zu leicht zu einer Schießerei. Vor allem aber besteht die Gefahr, dass auch Unschuldige in Mitleidenschaft gezogen werden.

      Außerdem sichert sich diese Sorte ab. Sie besitzen Kontrakte mit jedem dieser Mädchen. Die werden in Texas als Dokumente anerkannt. In El Paso schert sich bestimmt niemand darum, ob diese Fetzen nun gefälscht sind oder nicht.«

      Saltillo fixierte Layla.

      Die junge Frau schien bereits zu ahnen, was er von ihr erwartete. Sie nickte schon bestätigend mit dem Kopf, noch ehe Saltillo einen Ton gesagt hatte.

      »Natürlich mime ich den Lockvogel für dich, Sam«, meinte sie fest. »Du brauchst schließlich Beweise dafür, wie so ein Handel zustande kommt.«

      Buck Mercer lachte meckernd.

      »Layla als Lockvogel für Mädchenhändler? Ist sie dafür nicht schon etwas in den Jahren?«

      Layla schoss einen vernichtenden Blick auf Tortilla-Buck ab und presste die vollen Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Ihre großen, violett schimmernden Augen versprühten Blitze.

      »Na ja«, schwächte Buck ab. Es war eine seiner erklärten Stärken, ständig in jedes nur erreichbare Fettnäpfchen zu treten. Er hatte es bestimmt nicht abwertend gemeint. Ganz im Gegenteil. Layla gefiel ihm ausgezeichnet. »So war‘s nun auch wieder nicht gemeint«, fügte er hinzu und betrachtete angelegentlich seine Stiefelspitzen.

      »Ich werd schon dafür sorgen«, sagte Layla überzeugt, »dass sie mir die Rolle abkaufen. Es gibt da einige Tricks. – Und wie soll‘s weitergehen, Sam?«

      »Du machst es also wirklich? Du weißt, wenn ich glauben müsste, der Job würde zu gefährlich für dich, hätt‘ ich ihn nicht erst in Erwägung gezogen. Doch wir sind ja in der Nähe. – Es geht mir tatsächlich um hieb- und stichfeste Beweise. Die Mädchen, die sie da in Mexiko aufgabeln, sind meist noch Kinder. Sie verstehen unsere Sprache nicht, und sie sind eingeschüchtert. Einer Gerichtsverhandlung können sie ohnehin nicht folgen. Außerdem möchte ich die armen Dinger nicht nach El Paso schleppen. Die haben so schon genug hinter sich.«

      »Ich verstehe«, sagte Layla. »Dann mach ich mich inzwischen fertig.«

      Sie nahm ihre Satteltaschen und verschwand hinter einigen dichten Kreosotbüschen.

      Saltillo winkte Antonio zu sich heran. Der Junge mit der Gitarre schaute den Patron erwartungsvoll an.

      »Ein Auftrag für mich?«, fragte er freudig erregt.

      »Si, Antonio. Du wirst Layla begleiten. Ich kann das nicht, denn du sollst dich als ihr Bruder ausgeben. Mir nehmen sie das wohl nicht ab.«

      Saltillo strich sich über die indianerhaften Züge.

      Layla war Kreolin. Nein – das Geschwisterpaar würde ihnen niemand abnehmen.

      Layla war kaum wiederzuerkennen, als sie aus den Büschen trat.

      Ihre üppigen Formen waren unter einem Poncho und einem weiten, knöchellangen Rock verborgen. Die Kleidungsstücke stammten von den dankbaren Frauen in Carrizal.

      Ihre Füße steckten in geflochtenen Bastsandalen. Die Flut ihrer Haare war unter einem Kopftuch verborgen. Weil sie ihre sonst wellig fallende Mähne straff nach hinten gekämmt hatte, bekam ihr ovales Gesicht mit den großen schimmernden Augen einen fast