Nena Muck

For that Moment


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verbundene Gefühl zu bewahren. Dann öffne ich die Augen und sehe die Sonne, die tief über dem reifen Feld hinter unserem Haus steht.

      Am Rand des Felds stehen ein paar vereinzelte Mohnblumen und darüber tummelt sich eine ganze Schar Schmetterlinge.

      Es sind diese winzigen Momente. Einer dieser einzigartigen und vollkommenen Augenblicke, einmal blinzeln und man hat ihn verpasst.

      Ich steige in mein Auto, starte den Motor und fahre in den wunderschönen Spätsommerabend.

      Doch je näher ich der Stadt komme, desto fester zieht sich der Knoten in meinem Magen zusammen.

       Wieso bin ich so nervös?

      Ich treffe mich schließlich nur mit Hailee, die ich zugegebenermaßen schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen habe.

      Sie hat keine Ahnung von den jüngsten Ereignissen, weshalb sie mit mir ganz genauso umgehen wird wie früher, und genau darauf freue ich mich! Ich brauche einfach ein kleines Stück Normalität.

      Einen Ort abseits von alldem, was mich verändert hat und weit weg von den Menschen, die mich seitdem nie wieder so angesehen haben wie früher. Deswegen habe ich auch nicht vor, es Hailee zu sagen.

      Genau genommen ist es auch gar keine Lüge, ich erzähle ihr nur nicht ALLES!

      The Avery prangt in großen, gebogenen, orangefarbenen Neonbuchstaben über der Bar, in die Hailee mich bestellt hat.

      Es ist schon verrückt, dass sie mehr über die Bars und Clubs hier weiß als ich, obwohl sie erst seit kurzem hier wohnt.

      Die Straße, in der sich die Bar befindet, ist schmal, obwohl das Wort Partymeile es vermutlich besser trifft. Sie ist von großen, fast identisch aussehenden Häusern umsäumt und jedes von ihnen ziert ein größeres und noch schrilleres Neonschild.

      Die Suche nach einem Parkplatz ist ein Albtraum und ein gemütlicher Abend, allein mit einem Buch, kommt mir immer verlockender vor.

      Als ich aussteige und auf die Bar zugehe, laufe ich an jeder Menge Typen vorbei, von denen die meisten bereits ange-, wenn nicht sogar betrunken sind.

      Eine Gruppe von aufgedonnerten Weibern geht an mir vorbei, während die eine der anderen etwas ins Ohr flüstert und dann alle anfangen zu kichern.

      Okay das hier ist eindeutig noch eine Nummer zu groß für mich.

      »Da bist du ja.«

      Eine schrille, aufgekratzte Stimme schallt aus der Menschenmenge und nach einem kurzen Augenblick entdecke ich Hailee.

      »Hey.«

      Ich laufe auf sie zu und nehme sie in den Arm.

      »Ich freu mich so, dich zu sehen.«

      Und das meine ich vollkommen ernst.

      Als ich mich wieder von ihr löse und sie ansehe, fällt mir auf, dass sie sich kaum verändert hat. Sie ist groß, schlank und ihren roten Haaren hat sie mittlerweile einen Kurzhaarschnitt verpasst.

      Gott, in ihrer Gegenwart fühlt man sich automatisch unsicher, weil sie ein Selbstbewusstsein besitzt, das für zehn Frauen reichen würde.

      Nicht zu fassen, dass ich ihr mal so ähnlich war.

      »Du siehst toll aus.«, gebe ich zu.

      »Und du siehst …«, sie stockt und beäugt mich skeptisch.

      »Anders aus! Aber gut.«

      Dann lacht sie, vermutlich um ihren ungläubigen Blick und die offensichtliche Lüge zu kaschieren.

      »Komm.« Sie nickt in Richtung Bar. »Die anderen sind drin.«

       Die anderen? Oh Gott!

      Ich bleibe wie angewurzelt stehen und sehe sie unsicher an, als sie sich umdreht, sagt sie verwirrt:

      »Ich hab ein paar Leute von der Uni getroffen.«

      Sie schultert sich, neigt dann aber den Kopf nach links und rechts.

      »Obwohl getroffen wahrscheinlich gelogen wäre, denn wir sind fast jedes Wochenende hier.«

      Sie grinst verlegen und ich würde am liebsten schreiend aus dieser Bar rausrennen.

      Doch der Blick, den sie mir jetzt zuwirft, versetzt mir einen Stich.

      Er ähnelt einfach dem Blick, den mir die Leute seit einiger Zeit zuwerfen, zu sehr. Also zupfe ich meine Strickjacke zurecht, nicke wahrscheinlich viel mehr zu mir selbst und folge ihr.

      Sie zerrt mich durch die Bar, bis wir bei einem großen, runden Tisch in der Ecke angekommen sind.

      Okay, das sind definitiv nicht nur ein paar Freunde, genauer gesagt zähle ich sechs. Vier Typen und zwei aufgetakelte Tussen.

      »Hey«, brüllt Hailee und alle blicken zu uns. Ganz toll!

      Ich spüre förmlich, wie die Hitze in meinen Wangen aufsteigt.

      »Das ist Emmi. Sie war… Quatsch ist … eine sehr gute Freundin von mir.«

      Ich winke unbeholfen in die Runde und einer nach dem anderen nickt und lächelt mir zu. Sie scheinen alle wirklich sehr freundlich zu sein und die Anspannung fällt von mir ab.

      Zumindest alle bis auf einen. Der hält es nicht mal für nötig, den Blick von seinem Handy …ach du Scheiße!

      Das ist der heiße Typ von heute Morgen. Der unfreundliche Typ.

      Na ja, wenigstens bleibt er sich treu.

      »Setz dich doch.«, weist ein Typ mich an, während er ein Stück nach rechts rutscht, um mir Platz zu machen. Ich folge seiner Anweisung und Hailee setzt sich neben mich.

      »Was möchtest du denn trinken?«, fragt er, als die Bedienung auf uns zukommt.

      »Ich nehme ein Wasser.«

      Ich habe es noch nicht einmal ausgesprochen, als Hailee den Longdrink, von dem sie gerade genippt hat, quer über den Tisch spuckt.

      Was den selbstverliebten Typen zum ersten Mal aufblicken lässt.

      Aber seine Miene ist ausdruckslos, als würde ihn das alles hier furchtbar langweilen!

      »Ich muss fahren.«, verteidige ich mich schulterzuckend.

      Es ist nicht ganz die Wahrheit, aber auch nicht gelogen.

      »Scheiße. Stimmt! Okay… Du schläfst bei mir! Problem gelöst. Tadaaa.« Das kann sie wirklich gut.

      »Nichts davon war eine Frage.«, necke ich sie.

      »Du weißt, dass ich sowieso kein nein akzeptiere, also bitte, mach es nicht schwieriger, als es sein muss.«

      Sie wirft mir einen Blick zu, der keine Widerrede zulassen würde, als die Bedienung sich genervt räuspert.

      »Sie nimmt einen Wodka-Red Bull.«, sagt Hailee siegessicher, während die Bedienung die Bestellung notiert und sich, ohne uns eines weiteren Blicks zu würdigen, abwendet.

      »Ich bin übrigens Alex.«, der Mann, der rechts von mir sitzt, streckt mir die Hand entgegen. »Ich hätte ja gewartet, bis Hailee uns vorstellt, aber dazu wird es wohl nicht kommen.«

      Er zieht eine Grimasse in ihre Richtung, die sie angemessen quittiert.

      »Hi«, ich schüttle geistesabwesend seine Hand, als ich mich nach der Bedienung umsehe, denn ich habe wirklich nicht vor, etwas zu trinken.

      »Ich muss nur mal kurz telefonieren.«, flüstere ich Hailee zu, bevor sie nickt und aufsteht, um mich rauszulassen.

      Die Bar hat mehr Klasse, als ich dachte. Bar und Pfosten sind aus massivem Holz, was zusammen mit den modernen Stühlen und Lampen eine wirklich gute Kombination abgibt. Die indirekte Beleuchtung ist warm und sorgt für eine schöne Atmosphäre.

      Nach ein paar Sekunden entdecke