Zug einverleibt.
Mitfühlend beobachtet Berhane ihn und stellt ihm eine volle Wasserflasche dazu.
Zwischendrin kommentiert Ikem mit vollem Mund und lustvoll schmatzend seine Begeisterung über das köstliche Essen.
Satt und zufrieden wirft er seinen Oberkörper zurück an die Stuhllehne, wobei er lächelnd über seinen prallen Bauch reibt.
Nun kann er sich in Ruhe auf seine Umgebung konzentrieren.
Die Raumgröße beträgt ungefähr 15 m2; an der Wand steht ein Schrank, neugierig öffnet Ikem ihn: Darin sind Stapel gebügelter und gefalteter herrlich duftender Wäsche. Daneben steht ein Waschbecken, welches ihn nahezu einlädt sich die Hände zu waschen, er kann sich an dem glasklaren Wasser gar nicht mehr satt sehen. „Das Wasser ist so rein man kann sich ja beinahe darin spiegeln“, schwärmt Ikem.
„Ja ich weiß, aber man gewöhnt sich viel zu schnell daran“, philosophiert Berhane.
„Geh doch mal darein, dort gibt es noch mehr Wasser“, schlägt er vor und verweist auf eine kleine Kabine am Eingang. Den Ratschlag nimmt Ikem gerne an und öffnet voller Vorfreude die Tür. Dort befinden sich eine Toilette und eine Dusche.
Überwältigt steuert er auf die Toilette zu und betätigt die Klospülung, dabei beobachtet er fasziniert, wie das Wasser abfließt. Nun stellt er sich unter die Dusche, zieht seine Sachen aus und zieht vorsichtig den Hebel nach oben.
Beeindruckt beobachtet er wie das Wasser aus dem Duschkopf auf seine Haut fällt und an ihr prasselt bis es im Abfluss verschwindet.
Dann dreht er den Hebel ein wenig hin und her bis er schließlich die perfekte Temperatur gefunden hat.
„Was für ein Erlebnis!“ Ikem genießt das wohlwollend warme Wasser was seine verschwitzte Haut reinigt, bis er bemerkt, dass sich auf dem hellen Boden das klare Wasser leicht ins Hellrote verfärbt.
Er nimmt zwei volle Hände Duschgel und schrubbt emsig und mit viel Druck seinen gesamten Körper mehrmals sauber, bis seine Haut gerötet ist und schmerzt. Irgendwie fühlt er sich immer noch schmutzig, am liebsten würde er nie wieder aufhören sich zu waschen. Berhane klopft nach einer langen Weile an die Tür, um Ikem ein weißes sauberes Handtuch und neue Kleidung anzureichen.
Ikem streckt einen Arm heraus um es entgegenzunehmen, dabei entweicht eine Wolke warmer feuchter Luft die sich schnell im Raum ausbreitet und in
den Lüftungsschacht Emporsteigt.
Die Wasserperlen tropfen traurig an ihm hinab und verschwinden im Handtuch.
Seine Haut wirkt beim Abtrocknen noch dunkler durch das unschuldige Weiß.
Er hängt das durchnässte Handtuch über einen Bügel, dort kann es trocknen, so dass sich der Wasserdampf in der Welt verbreitet. Nichts geht wirklich verloren.
„Wohin kommt die schmutzige Wäsche?“ Möchte Ikem wissen.
„Warte, ich nehm’ sie dir ab“, Berhane läuft zu einem Wäschekorb und wirft diese mit einem Schwung hinein, dann legt er den Deckel darauf. Ikem zieht sich derweil an er ist begeistert von seinem neuen Outfit, wobei er sich erstmal an diesen westlichen Kleidungsstil mit Jeans und Hemd gewöhnen muss.
„Bist du auch die Nr. 6?“ Erkundigt sich Berhane bei seinem neuen Mitbewohner.
„Warum bist du hier Ikem?“ Fragt er vorsichtig weiter.
Sofort spürt er wie sich sein Herzschlag beschleunigt und ihm abwechselnd heiß und kalt wird. Obwohl diese Frage irgendwann kommen musste war er doch ziemlich unvorbereitet.
„Ach, es ist eine lange Geschichte“, verlegen schaut er weg.
„Ich würde sie gerne hören, du kannst mir ruhig alles anvertrauen,“ entgegnet er mit sanfter Stimme und fügt letztlich noch einen wichtigen Satz hinzu: „Wir sind alle keine Unschuldslämmer, ich habe auch schon sehr viel Mist im Leben gebaut, auf den ich sicher nicht stolz bin.“ Dabei klingt seine Stimme betroffen und bedrückt.
Ikem fasst seinen ganzen Mut zusammen, setzt sich auf eines der zwei sehr weichen Betten und erzählt ihm alles, denn Berhane ist auch ein Teilnehmer dieses Spieles und somit sitzen sie beide im selben Boot, außerdem lehrte seine Mutter ihm stets wie wichtig Ehrlichkeit sei.
Betroffen und sehr aufmerksam hört Berhane ihm zu.
Es fällt Ikem sichtlich schwer darüber zu reden, immer wieder muss er Pausen einlegen, seine Augen sind Tränen erfüllt, er hat Probleme dabei Töne herauszubringen, es fühlt sich so an, als würde ihm Jemand die Kehle zuschnüren.
„Ich bin mir sicher du bist ein guter Mensch, sonst würden sie dir nicht helfen“, baut er ihn auf.“ Daraufhin platzt es aus ihm heraus und er bricht in Tränen aus.
Berhane setzt sich zu ihm und nimmt ihn ganz fest in die Arme.
„Jetzt wird alles besser, das Leben bietet dir eine zweite Chance, ergreife sie, schaue nach vorne, wie sehr dich auch die Vergangenheit quält. Lass sie los, sprenge deine Fesseln, zeige es denen da draußen erhobenen Hauptes! Du bist stark und liebenswert Nun hast du sogar die Möglichkeit mit dem Geld die Welt zu einer besseren zu machen!“
„Ikem hat sich ein wenig beruhigt, er sieht ihn mit verquollenen Augen an:„ Du hast recht ich bin ein Harmonie bedürftiger Mensch, nicht mal einer Fliege kann ich etwas zu leide tun.
Wir haben wirklich sehr viel getrunken, so viel, dass ich nicht mehr zurechnungsfähig war. Es war nicht ich, sondern der Alkohol.“ Gestärkt wischt er sich die Tränen aus dem Gesicht. „In Zukunft werde ich nie wieder einen Schluck davon trinken, dann werde ich dieses Spiel hier gewinnen und von dem Geld meine Heimat aufbauen, oft haben wir darüber philosophiert, was wir alles mit sehr viel Geld tun würden. Dabei war es immer sein Wunsch in unsere Wirtschaft zu investieren, Infrastrukturen aufzubauen und leicht zugängliche Bildung für alle zu gewährleisten. Darin waren wir uns immer einig.“ Überzeugt erhebt er sich und ergänzt:„ ich werde es alles nur für ihn tun, er hätte es so gewollt, denn er verdient es in Frieden zu ruhen.“ Seine Augen beginnen zu funkeln, eine gewisse Leichtigkeit stellt sich ein.
„Das ist eine sehr gute Einstellung“, lobt Berhane.
„Darf ich denn auch deine Geschichte hören Bene? Aus welchem Ort in Afrika stammst du eigentlich?“, erkundigt er sich.
„Aber natürlich.“ Bene freut sich Ikem ein wenig Hoffnung gegeben zu haben.
„ Ich stamme aus Kongo, wohnte in dem Dorf Bageanha, das ist schon eine Weile her.“ Bin nach Amerika ausgewandert um ein neues besseres Leben zu beginnen.“ Sein sonst so unbeschwertes Gesicht zieht sich ernst zusammen.
„Mir wurde an einem Tag alles genommen, mein Haus, meine Familie, mein Leben.“ Sein Blick ist gefüllt mit Leere.
Ikem schaut ihn entsetzt und emphatisch an.
„Ich war eines Nachts weg, hatte mit meiner Frau einen heftigen Streit. als ich zurückkam war unser Haus in Trümmern, alle waren dort, meine liebe Frau und unsere 2 kleinen süßen Kinder.“ Berhane versucht sich krampfhaft die Tränen zu unterdrücken. Sein Mund beginnt zu zittern, seine Atmung wird schwer.
„Oh nein das tut mir so schrecklich leid“, stammelt Ikem schockiert und unbeholfen, dabei begleitet ihn das Gefühl, dass das egal was er nun sagte, unangebracht sei.
Berhane muss sich schwer konzentrieren um nicht die Fassung zu verlieren.
Ikem bringt ihm ein Glas Wasser, um nicht ganz so nutzlos zu erscheinen.
Nachdem er einige Schlucke getrunken hat, scheint es so, als hätte er sich wieder gefangen.
„Bin nach der ganzen Sache schwer abgestürzt, habe mir durch Drogengeschäfte das Geld zusammengespart… Jedenfalls, kam ich dann nach Georgia, bekam einen Job in einer Fast Food Kette, arbeitete fast genauso viel wie damals auf dem Feld aber kam dennoch kaum über die Runden. Den amerikanischen Traum hatte ich mir immer ganz anders vorgestellt.
Als