Robert Müller

Der Taugenichtssassa


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auch bei uns zu kaufen. Und nun stehe ich vor dem Original des Firmenzeichens. Vielen Dank!“

      „Gern geschehen“, antwortete ich mit patriotischem Stolz, obgleich ich dafür bisher nichts geleistet hatte, als hin und wieder solche Schnitten zu kaufen und zu verspeisen. „Kosten Sie doch! Dann werden Sie verstehen, warum diese Schnitten ein Exportschlager wurden, warum mehrere Millionen einzelne Schnitten davon produziert werden und wurden – und zwar täglich! Übrigens befand sich das erste Geschäft von Josef Manner, dem Firmengründer, hier am Stephansplatz. Und auch wenn Sie diese Schnitten überall auf der Welt kaufen können – auch in Deutschland, wie Sie sagten –, wären sie in einer der schmucken Geschenkboxen ein schönes, typisch wienerisches Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.“

      Ich hatte die Frau offenbar überzeugt. Sie nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit ein paar Packungen zu kaufen. Für Bekannte und Freunde mit Kindern. Selbst habe sie nämlich keine.

      Sodann ging es, nachdem ich die Fahrkarten gelöst hatte, in die Wiener Unterwelt, sprich viele Stockwerke tief hinab bis zu den Bahnsteigen der U-Bahn-Linie U1, welche uns in wenigen Minuten bis zum Praterstern beförderte.

      Von dort waren es nur wenige Minuten Fußmarsch bis zu einem weiteren Wahrzeichen der Stadt Wien, dem Riesenrad mit seinen 15 Gondeln. Früher waren es 30 gewesen. Aber nach den kriegsbedingten Schäden am Tragwerk hatte man vorsichtshalber nur mehr 15 restauriert und eingehängt.

      Ich blickte angesichts der langen Schlange wartender Touristen auf die Uhr. Es war bereits knapp nach 16 Uhr.

      „Sollen wir warten?“, fragte ich.

      „Unbedingt“, war die Antwort meiner Begleiterin. Und diese erwies sich als goldrichtig, weil wir recht rasch in der Schlange weiterkamen und schon nach 10 Minuten gemeinsam mit vielen anderen Touristen in eine der Gondeln einsteigen konnten.

      Der große Besucherandrang bewirkte, dass jede der 15 Gondeln zum Ein- und Aussteigen anhielt, während das sonst nur nach Bedarf geschah. Das hatte zwei Vorteile:

      Für den Betreiber eine maximale Auslastung.

      Für die Besucher eine längere Fahrtdauer. Die Umlaufzeit einer Leerdrehung, also ohne Aus- und Einsteigen, verlängerte sich von knapp fünf Minuten bei 15 Stopps auf knapp eine halbe Stunde. Damit konnten die Besucher den Blick auf Wien erheblich länger genießen.

      Allerdings nur dann, wenn sie einen Fensterplatz ergatterten, was uns nur dank meiner Körperkraft gelang.

      Meine Begleiterin und ich standen also an einem der Fenster, sie am Fenster, ich dahinter – zwangsläufig dicht gedrängt, weil alle in die Gondel gepferchten Personen zu den Fenstern wollten und pressten und schoben. Zwangsläufig so dicht, dass ich die Rundungen ihrer Pobacken an meinem dafür empfänglichsten Teil spürte, was eine von mir nicht willentlich unterdrückbare körperliche Reaktion auslöste.

      Ob sie das spürte oder nicht, wusste ich nicht. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass sie es nicht spürte und dass es nicht auch sie dabei siedend heiß durchlief. Wie auch immer es gewesen sein mag. Sie sagte nichts und veränderte auch nicht ihre Position, was sie in dem Gedränge aber auch kaum gekonnt hätte. Sie war der Situation ebenso ausgeliefert wie ich.

      Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, kann ich es wohl gestehen, dass ich diese Zwangssituation gleichermaßen lustvoll und anregend empfand wie auch als peinlich erlebte, selbst wenn die anderen Touristen wohl nicht mitbekamen, was hier gerade ablief.

      Nach einer knappen halben Stunde standen wir wieder auf festem Boden. Ich sah sie fragend an: „Wollen wir noch in den Wurstelprater gehen?“

      „Nein“, war die entschiedene Antwort. Und mit einem unergründlichen, vielsagenden Lächeln ergänzte sie: „Ich bin von der animalischen Enge und Drängerei ganz durchnässt. Ich brauche eine Dusche. Zudem bin ich hundemüde und meine Füße schmerzen gehörig. Auch diese brauchen eine spezielle Behandlung. Lass uns ins Hotel fahren!“

      Die frivole Zweideutigkeit, ja Anzüglichkeit dieser ihrer Aussage wurde mir erst später im Hotel klar.

      Wir erreichten das Hotel unter Benützung der Straßenbahn um knapp vor 17 Uhr.

      Dort bat sie mich, ihr aufs Zimmer zu folgen. Aber erst in ein paar Minuten und möglichst unauffällig, um uns nicht ins Gerede zu bringen. Dort wolle sie mich dann für meine Dienste entlohnen.

      Ich betrat daher folgsam das Hotel unauffällig durch den Lieferanteneingang, während sie den Haupteingang benützte.

      Kap_5 Die Entlohnung

      Wie befohlen erschien ich knapp 10 Minuten später in ihrem Zimmer, wo sie mich im Bademantel empfing. Sie hatte offenbar inzwischen geduscht.

      „Es wäre nett, Leo, wenn Sie sich meiner geschundenen Füße ein wenig annehmen wollten“, flötete sie mit dem ihr eigenen Schmunzeln.

      Ich war perplex, dass sie mich mit meinem Vornamen anredete und musste darauf natürlich irgendwie reagieren.

      „Woher wissen Sie, gnädige Frau, meinen Vornamen?“

      „Na woher wohl? Von Ihrer Personalkarte, die Sie wie jeder andere Angestellte des Hotels am Revers tragen. Und da dort nur ‚Leo G.‘ steht, blieb mir gar nichts anderes übrig, als den Vornamen zu verwenden. Böse?“

      „Nein, nein, natürlich nicht. Aber bitte sind auch Sie mir nicht böse, wenn ich den Ihren nicht verwende, obwohl ich ihn natürlich kenne. Übrigens werden Sie Ihrem an die schöne Helena der griechischen Mythologie erinnernden Namen Helene mit ihrer wie eine Fackel sonnengold lodernden Frisur in seiner ursprünglichen griechischen Wortbedeutung absolut gerecht. Dennoch werde ich Sie, gnädige Frau, nie mit Vornamen ansprechen. Es ist uns strengstens untersagt, uns mit Gästen zu duzen.“

      „Schön. Aber ist es den Angestellten per Dienstanweisung untersagt, ihnen die schmerzenden Füße einzucremen?“

      „Davon weiß ich nichts“, stammelte ich. „Würden Sie das gerne haben? Wenn gnädige Frau wünschen, kann ich gerne in der Rezeption eine Massage veranlassen.“

      „Nein. So war das nicht gemeint. Sie, lieber Leo sind – oder darf ich nach unserer gemeinsamen Reise DU sagen …“

      Ich nickte. Was sollte ich sonst tun?

      „… also, du, lieber Leo, bist durch deine Routenwahl für den jetzigen Zustand meiner Füße verantwortlich und zudem schon vor Ort. Darf ich dich bitten, meine Füße einzucremen?“

      Sie setzte sich auf die Bettkante, zog aus der Tasche des Bademantels eine Tube irgendeiner Creme heraus und hielt sie mir auffordernd hin. Also kniete ich mich auf dem Bettvorleger vor sie hin und begann wie ein Sklave im alten Rom erst den linken Fuß der Herrin einzucremen, dann ihren rechten.

      „Es wäre lieb, wenn du das auch mit den schmerzenden Waden machst.“

      Bei diesen Worten zog sie den Bademantel höher – und mir stockte der Atem. Sie hatte nichts unter dem Mantel an. Ein leichter, an Moschus erinnernder Geruch schlug mir entgegen und im Dunkel des Mantels konnte ich undeutlich ihre Schambehaarung sehen.

      „Überrascht?“, fragte sie kokett. „Ist ja wohl nicht das erste Mal, dass du so etwas an einer Frau siehst, oder?“

      „Doch“, antwortete ich fast wahrheitsgetreu. „Jedenfalls in natura aus dieser unmittelbaren Nähe.“

      „Das glaube ich dir nicht. Wie alt bist du?“

      „Etwas über 19 Jahre.“

      „Und wirklich noch völlig unerfahren? Vielleicht sogar noch Jungmann?“

      „Ja, wirklich“, was aber nur für die Jungmannschaft richtig war. „Ich war zuletzt ein Jahr beim Bundesheer. Da hat man weder Geld noch Gelegenheit zum Sammeln solcher Erfahrungen.“

      Die Frau wiegte ungläubig ihr Haupt und schien zu überlegen. Dann hatte sie sich offenbar entschieden. Mit unendlicher, aufreizender Langsamkeit löste sie den Knoten im Gürtel des Bademantels, um diesen schließlich über ihre Schultern nach