Robert Müller

Der Taugenichtssassa


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wie von mir unter der lila Bluse vermutet, voll, straff und wohlgeformt, ihre Haut glatt. Gleiches galt für ihren Bauch, die Schenkel und den Po, die ja häufig im Matronenalter ein wenig aus der Form geraten. Gott könnte sich zu Recht sagen:

       Siehe, welche Pracht ich aus einer Rippe gemacht.

      „Zufrieden damit, eine Frau erstmals ganz nackt ganz aus der Nähe zu sehen?“, fragte sie kokett.

      „Ja, ja“, stotterte ich verlegen. „Insbesondere eine so schöne. Wie ich schon sagte: Sie sind eine wunderhübsche Frau, wie sie sich ein Mann nur wünschen kann.“

      „Aber nicht nur das“, erwiderte die Frau. „Ich bin auch eine, die gerne Sex macht. Die Gelegenheit, dies mit einem Jungmann wie dir zu tun, reizt mich ganz besonders. Wie oft hat man schon Gelegenheit, auf einen Jungmann zu treffen?“

      „Aber Ihr Mann?“, stotterte ich mit rotem Kopf, hin und her gerissen zwischen Verlegenheit, Verlangen und totaler Unsicherheit.

      „… kommt erst in frühestens vier Stunden hierher. Die Zeit sollten wir nützen. Zudem ist mein Mann zu dem, was mir vorschwebt, kaum mehr fähig, was man von dir sicher nicht behaupten kann, wie ich in der Gondel spüren durfte. Also lass dich nicht zweimal bitten, zieh dich aus und komm zu mir ins Bett.“

      War das jenes ‚Ausruhen‘, von dem die Frau am Ende unseres Stadtbummels gesprochen hatte, fragte ich mich, während ich mich ungeschickt der Überhose, des Hemdes und der Socken entledigte.

      Die Frau hatte sich derweil zurück ins Bett sinken lassen und sah unübersehbar amüsiert zu, wie ich vor Aufregung linkisch meinen ersten Striptease vor einer nackten Frau vollführte. Als ich die aus gutem Grund weit abstehende Unterhose vorerst anbehalten wollte, hörte ich nur ein ‚tststs‘ von ihr. Als ich darauf nicht gleich reagierte, setzte sich die Frau abrupt auf und befreite mich ohne viel Federlesens von meinem letzten Kleidungsstück.

      Dabei begutachtete sie mein bestes Stück aus nächster Nähe, zunächst mit den Augen, dann auch mit ihren Händen. Ich zitterte vor Aufregung am ganzen Körper. Sie nicht. Für sie war es etwas, was sie offenbar schon viele Male in ähnlicher Form gemacht hatte.

      „Du bist wirklich gut gebaut, lieber Leo“, flötete sie schließlich. „Komm, lege dich zu mir und gib mir das, was alle Frauen vor der Vereinigung wollen: intensiven Hautkontakt. Streichle mich, wo immer du magst. Aber beginne bitte nicht gleich an den intimsten Stellen. Die Burg will belagert und vor Hunger fast ohnmächtig sein, bevor sie sich dem Belagerer ergibt.“

      Und so begann ich folgsam, sie an den Armen und Beinen zu streicheln und mich immer mehr ihren Brüsten und ihrer Scham zu nähern. Kussversuchen wich sie aus. Sie wollte ersichtlich nicht Zärtlichkeit, sondern Sex. Nur Sex. Animalischen Sex!

      Also begann ich ihre Brüste zu kneten, ihre Nippel zu zwirbeln und schließlich daran zu saugen und zu knabbern, während sich gleichzeitig meine Hand gegen ihren gespielten Widerstand einen Weg durch den feuchten Dschungel zwischen ihren Beinen suchte und letztlich erfolgreich zum innersten Burghof bahnte, wo die Tore zu den (Bei-)Wohnräumen bereits weit offen zum Eintritt einluden.

      Sie war währenddessen weitgehend inaktiv geblieben, sieht man von gelegentlichen Lauten des Wohlgefühls ab. Sie wusste offenbar aus langer Erfahrung, dass ich gleich kommen würde, wenn sie auch an mich Hand anlegte, und unterließ dies deshalb. Schließlich drehte sie mich auf den Rücken, setzte sich auf mich und begann mich zu reiten. Ohne jeden Zweifel wollte sie die Kontrolle über den Akt haben.

      Aber sie hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Schon nach wenigen ihrer schlangengleichen Bewegungen entlud ich mich in ihr. Für mich war es das erste Mal und schon allein deswegen ein weltbewegender Augenblick.

      Für sie wohl weniger. Sie gab mir wohl im Geiste ein ‚Ungenügend‘. Denn man konnte ihr ansehen, dass sie ziemlich enttäuscht war. Aber was hatte sie sich von einem Jungmann, einem völlig unerfahrenen Lover erwartet?

      „Lass uns duschen gehen“, sagte sie endlich mit unüberhörbarem Frust in der Stimme.

      Kurze Zeit später standen wir gemeinsam unter der Dusche. In einem Nobelhotel wie diesem waren die Duschen nicht so eng und mickrig wie die, welche man in den billigen Hotels findet, sondern geräumig und mit allerhand Wanddüsen ausgerüstet.

      Während wir uns gegenseitig einseiften und säuberten, verspürte ich, wie neues Leben in meinem besten Stück erwachte.

      Die Frau hatte das mit ihrer langen sexuellen Erfahrung offenbar gewusst, ja bezweckt. Ihre Laune hatte sich angesichts des Erfolgs schlagartig gebessert. Und so landeten wir wenige Minuten später wieder im Bett. Diesmal stand ich meinen Mann bis zu jenem Zeitpunkt, wo die Frau nach immer heftigerem Keuchen schließlich schrille Schreie von sich gab und letztlich vom heftigen Ritt erschöpft und offenbar befriedigt von mir heruntersank. Ich hatte den Initationsritus im zweiten Anlauf wohl mit ‚Befriedigend‘ bestanden!

      Anders als vorher war die Frau nun auf Zärtlichkeit aus. Sie kuschelte sich an mich, ihre Lippen suchten die meinen, und ihre Hand streichelte in einem fort meinen Bauch. Wollte sie womöglich noch eine Runde, fragte ich mich. Aber wo nichts mehr ist, hat auch der Kaiser sein Recht verloren. Schließlich gab sie sich frustriert geschlagen und sagte:

      „Morgen um die gleiche Zeit! Ok?“

      „Ok!“

      Kap_6 Schönbrunn

      Am nächsten Tag empfing sie mich um 14 Uhr im gleichen Gewand wie tags zuvor. Sie erschien mir ausgeglichen, jedenfalls weniger frustriert als bei meinem Weggehen am Vortag. Vielleicht hatte sie am Abend ihren Mann doch dazu gebracht, ihr die fehlende Nachspeise im Bett zu servieren. Aber das konnte ich sie natürlich nicht fragen.

      „Was steht heute am Programm?“, wollte sie wissen.

      Diesmal war ich derjenige, der frivol, ja vorlaut war. „Meinen Sie das Besichtigungsprogramm oder das Programm danach?“

      Sie sah mich überrascht an, lächelte dann aber vielsagend und erwiderte: „Das Besichtigungsprogramm. Da führst du mich. Beim Programm danach ist es umgekehrt. Da werde wieder ich die Führung übernehmen.“

      „Gut“, antwortete ich. „Ich schlage ein weiteres Highlight jedes Wien-Besuchs vor, nämlich Schloss Schönbrunn, das seit kurzem sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe gezählt wird.“

      Helene stimmte zu und so gingen wir vom Hotel zum nahen Karlsplatz, wo wir die U-Bahn-Linie U4 bestiegen und bis zur Station Schönbrunn fuhren. Von dort erreichten wir nach wenigen Minuten einen der Eingänge in den Schlosspark.

      Es ist dies ein mit nachgebauten Ruinen, Grotten, Brunnenanlagen, Teichen und wunderschönen Blumenrabatten nach barockem Geschmack gestalteter Park, der mit seiner Größe von nahezu zwei Quadratkilometern fast die der Wiener Altstadt innerhalb der früheren Stadtmauer hat. An seinem nördlichen Rand liegt das Schloss mit seinen 1441 Zimmern und diversen Nebengebäuden.

      „Oh, hier würde ich gerne wohnen“, bemerkte die Frau voller Bewunderung.

      „Das können Sie“, antwortete ich. „Hier wohnen wirklich Menschen. Gewöhnliche Menschen. Natürlich keine Kaiser mehr. Aber dass eine der Wohnungen zur Miete frei steht, bezweifle ich. Wollen Sie vielleicht das Innere des Schlosses besuchen? Oder die Wagenburg, wo es deutlich prunkvollere Kutschen gibt als die Fiaker, die Sie beim gestrigen Bummel durch die Stadt sahen.“

      Die Frau schüttelte den Kopf, wobei sie mich wieder schelmisch schmunzelnd anblickte „Das dauert wohl sehr lange und würde die Zeit für das von mir anschließend geführte Programm im Hotel arg kürzen, oder?“

      „Ja, sofern man an einer Schlossführung teilnehmen will“, ging ich auf ihre unüberhörbar zweideutige Bemerkung nicht ein. „Als Alternative ohne Führung kann ich den hier im Schlosspark gelegenen Tiergarten anbieten. Er ist übrigens der weltweit älteste noch existierende Zoo. Oder wollen Sie lieber den Berg hinauf zur sogenannten Gloriette wandern? Von diesem Gebäude, das man heute als Kaffeehaus nützt, hat man einen wunderbaren Blick auf Wien, allerdings einen anderen Teil von Wien als gestern vom Riesenrad aus.