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Marianne Theil
Einmal um die ganze… (halbe) Welt
© 2020 Marianne Theil
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN | |
Paperback: | 978-3-347-10778-6 |
Hardcover: | 978-3-347-10779-3 |
e-Book: | 978-3-347-10780-9 |
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Inhalt
Bestandsaufnahme
Der Ursprung
Los geht die Reise
Vereinigte Arabische Emirate – Dubai
Indien – Neu Delhi
Indien – Goa
Thailand – Bangkok
Thailand – Chiang Mai
Kambodscha – Phnom Penh
Kambodscha – Siem Reap
Singapur, Teil I
Thailand – Phuket
Malaysien – Kuala Lumpur
Malaysien – Perhantian Inseln – Palau
Singapur, Teil II
Indonesien – Bali
Indonesien – Bali –Gili Trawangan
Japan – Tokio
Australien – Perth
Australien – Brisbane
Australien – Sydney
Neuseeland – Auckland, Teil I
Neuseeland – Christchurch
Neuseeland – Auckland, Teil II
Zwei Wochen Quarantäne
Die Rückholung
Deutschland, zwei Wochen später
Zwei Monate später
Bestandsaufnahme
55 Jahre alt, geschieden, drei Kinder, selbstständig und mit zahlreichen Hobbys gesegnet. So würde ich mich mit einem Satz beschreiben. Und so fühlte ich mich auch. Von morgens bis abends durchgeplant, nicht unglücklich, nicht krank, nicht einsam. Aber trotz allem machte sich bei mir eine innere Leere breit. Manchmal dachte ich, es könnte an den Wechseljahren liegen, die letzte Periode lag schon einige Zeit zurück, kleinere unbedeutende Hitzewallungen kamen und gingen, manchmal schlief ich schlecht. Warum sollte nicht auch die Psyche an der hormonellen Veränderung leiden?
Vielleicht war das der Grund, dass ich diese wagemutige Idee jetzt in die Tat umsetzte und mich entschloss, einen Schnitt in meinem Leben zu machen. Warum nicht noch mal so leben und handeln wie ein junger Mensch? Meine Kinder waren alle volljährig, die zwei Großen waren mittlerweile aus dem Haus und meisterten ihr Leben ganz gut. Mein Jüngster war gerade mal achtzehn geworden, was nicht unbedingt aussagt, dass er erwachsen war, aber ohne mich würde er es auf jeden Fall schneller werden. Tja, wo kein Schaden, da auch kein Nutzen! Ich hörte von meinen Bekannten oft: „Ach, das ist noch die Spätpubertät, das gibt sich!“ Man könnte meinen, die Pubertät sei eine Krankheit, mit der sich die Jugendlichen einen Freifahrtschein für schlechte Manieren, Taktlosigkeiten und Faulheit ergattert hätten. Ich verstand ja, dass oft die Hormone verrücktspielten und das ganze Seelenleben durcheinandergeriet. Schließlich haben wir alle diese Zeiten durchgemacht.
Die erste Liebe, nach der das Leben zu Ende zu gehen scheint, die aufregenden Nächte mit Bacardi Cola und den ersten Zigaretten. Wie schnell fühlten wir uns erwachsen. Die Eltern hatten ja keine Ahnung, wie cool wir damals waren. Okay, das Kopfweh und der fahle Geschmack waren am nächsten Morgen nicht ganz so toll, aber das gehörte zum Erwachsenwerden eben auch dazu, und bis der Abend kam, war alles wieder vergessen. Trotzdem kann ich mich nicht daran erinnern (und das liegt nicht an meinem gehobenen Alter), dass ich zu meinen Eltern in dieser Zeit besonders frech gewesen wäre oder meine auferlegten Hausarbeiten nicht erfüllt hätte. Dass diese mir in dieser Zeit nicht unbedingt Spaß gemacht haben, steht außer Frage. Aber weiß sein muss, muss sein!
Deswegen war ich schon manchmal perplex, wenn ich auf eine normal gestellte Frage keine oder nur eine patzige Antwort bekam und gefühlte hundertmal darum bitten musste, dass der Geschirrspüler ausgeräumt werden sollte. Auf die Gefahr hin, gesteinigt zu werden, gestehe ich hiermit, obwohl ich kein Freund erzieherischer Maßnahmen bin, manchmal schreit so ein Fehlverhalten nach einer winzig kleinen Kopfnuss.
Natürlich wäre es besser gewesen, im normalen Umgangston miteinander zu reden, würde nicht auf einer Schulter so ein kleines Teufelchen sitzen und dir ins Ohr flüstern: „Jetzt zeig dem Nachwuchs mal, wer hier das Sagen hat, oder willst du dir ständig auf der Nase herumtanzen lassen!“ Wahrscheinlich blieb deswegen auch das Erfolgserlebnis aus, wurden die Anweisungen, wenn auch widerwillig, tatsächlich einmal befolgt. Vielleicht hätte man doch auf das Engelchen der anderen Schulterseite hören sollen, das leise vor sich hin säuselte: “Lass ihn doch in Ruhe, vielleicht hat er gerade andere Sorgen. Er wird sich schon wieder beruhigen.“ Aber das sind schließlich die unerforschten Gefühlsschwankungen, die es dem pubertierenden Teenager und vor allem den Eltern unmöglich machen, miteinander zu kommunizieren. Vielleicht war auch das ein Grund, einmal raus aus dieser Schublade der autoritären und anstrengenden Mutter zu kommen.
Deswegen würde ich jetzt für ein Jahr meine Podologiepraxis meinen beiden Mitarbeiterinnen anvertrauen und zwei Studenten in meinem Haus wohnen lassen, damit die laufenden Unkosten gedeckt waren und mein Jüngster nicht sich allein überlassen blieb. Und ich würde mich ausloggen …
Denn ich hatte einen Entschluss gefasst: Ich mache eine Weltreise, die mich ein ganzes Jahr rund um den Globus führen soll.
Ein Jahr Auszeit bedeutete allerdings auch ein Jahr Vorbereitung. Das ist nicht so einfach, vor allem wenn man so ein Computersteinzeitmensch ist wie ich. Nun habe ich ja drei Kinder, aufgewachsen mit Smartphone, Apple und digitalem Alltag. Glück gehabt, so könnte man meinen, aber weit gefehlt. „Keine Ahnung“, „keine Zeit“, „keine Lust“, das waren die Antworten, die ich zu hören bekam, wenn ich mal wieder nicht weiterwusste. Na, hätte ich das mal gesagt, wenn man mich zum tausendsten Mal anrief wegen Liebeskummer, Geld oder ähnlichen Dingen.
Aber das ist das Los einer jeden Mutter: allzeit bereit und immer für alles da zu sein. Und bitte, bitte keine Fragen stellen oder Unwissenheit zeigen. Ich fühlte mich innerlich so zerrissen, zwischen Fürsorge, Loslassen und Verständnis für alles, dass ich manchmal selbst gar nicht wusste, was noch richtig war. Einmal nur für sich selbst verantwortlich zu sein, keinem Rechenschaft für sein Handeln abzulegen, nicht als emotionaler Mülleimer herhalten zu müssen, das wäre schon sehr verlockend. All diese Gedanken schossen mir durch den Kopf und bestärkten mich in meinem Tun. Mein Ehrgeiz war ungebrochen. Ich würde doch diese Reise um die Welt auch ohne das Fachwissen meiner Kinder hinkriegen. Allerdings war ich fest entschlossen, bei nächster Gelegenheit auch mal keine Ahnung, keine Zeit und keine Lust zu haben.
Also druckte ich die Formulare für die Visa für Indien, Australien, Kambodscha und die USA aus, genauso wie den gescannten Reisepass und das digitale Passbild und schickte es mit der Post. „Mal sehen“, dachte ich mir, „vielleicht geht das ja auch. Wenn nicht, dann lass ich mir von meiner örtlichen Druckerei helfen. Denn dort konnte ich sämtliche Dokumente auch digital verschicken lassen. Außerdem nehmen sie sich wenigstens die Zeit und sind auch nicht teurer als der Dank, den ich dann meinen Kindern wieder schulde.“
Zwei