Marianne Theil

Einmal um die ganze...(halbe) Welt


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befahrene Schnellstraße mit einem Tunnel unterhalb des Meeresspiegels. Die Wedel der Palme, eine Reihe von Privatvillen mit eigenem Strand. Auch David Beckham besitzt hier ein Domizil. Der Preis: mehrere Millionen Dollar. Nun ja, seine Frau verdient gut.

      An der Stirnseite dieser einzigartigen Formation erstreckt sich Atlantis, der kolossale Bau eines Hotels. Dessen teuerste Behausung, die Royal-Bridge-Suite, ganz oben in der Mitte, ist 900 qm groß und kostet am Tag 35.000 Dollar, Frühstück inklusive.

      Es versteht sich von selbst, dass das Atlantis-Hotel auch ein Atlantis-Aquarium beherbergt. Eine gigantische Wassersäule mit Haien, Rochen verschiedenster Art und Größe und etlichen Tausenden Schwarmfischen. Nicht in der Größe eines Guppys, nein, eher in Medizinballgröße. So musste die Vorstellung der versunkenen Stadt Atlantis gewesen sein.

      Im Anschluss an unseren Palmeninselausflug kamen wir eine Prachtstraße entlang, links und rechts gesäumt von Schönheitsund Dentalkliniken. „Schließlich möchte man für sein Gold auch eine Zeit lang etwas davon haben“, denkt sich das begüterte Familienoberhaupt. Überhaupt ist es für diese Frauen sehr existenziell, gut auszusehen, auch wenn sie dies in der Öffentlichkeit nur sehr begrenzt zeigen dürfen. Eigentlich schade, so viel Aufwand für einen Mann, der sich bis zu drei Frauen leisten darf. Aber wahrscheinlich kommt man deshalb so in Zugzwang.

      Danach folgten gleich die Mauern der Privatanwesen des Bruders und der Schwester von Mohammed bin Raschid Al Maktum. (Es ist in Dubai erwünscht, seinen Namen immer ganz zu nennen, also werde ich das auch so halten. Schließlich möchte ich nicht in Ungnade fallen.) Daran schloss sich sein Besitztum an. Wie man vielleicht erahnen kann, noch gigantischer, imposanter, schlicht übermächtig! Schon anhand der Größe dieser Domizile lässt sich der unermessliche Reichtum dieser Familie erahnen. Kein Wunder, Dubai wächst täglich, überall entstehen neue kolossale Hotelpaläste und die drei Baufirmen, die dafür zuständig sind, gehören: Mohammed bin Rashid Al Maktum … ein bemerkenswerter Mann!

      Das Ende unserer Unternehmung war unter anderem der Besuch der bereits erwähnten Dubai Mall. Die Galerie Lafayette darf dort ebenso wenig fehlen wie Chanel, Louis Vuitton, Hermès etc. Aber auch Geschäfte für die Normalsterblichen wie H & M, Adidas und Burger King sind dort vertreten. Kurzum, es gab dort nichts, was es nicht gab. Unsere Reiseleiterin drückte uns jeweils eine Karte für das Burj Khalifa in die Hand und verschwand.

      Mit einem geräuschlosen Fahrstuhl ging es dann in die 124. Etage. Der Ausblick war phänomenal. Allerdings konnte ich ihn schon nicht mehr so hemmungslos genießen, denn die Schmerztablette vom Morgen hatte deutlich nachgelassen und es fühlte sich langsam so an, als hätte ich mir auf meiner Kehrseite einen Nerv eingeklemmt. Mist, eine Blockade!

      Gut, in dieser Beziehung bin ich ein alter Hase, da hatte ich schon einige sehr miese Erfahrungen machen können. So hat halt jeder seine Schwachstellen, meine war das Kreuz mit meinem Kreuz. Deswegen nichts wie runter und eine Apotheke finden! Was nicht so leicht ist, wenn einen die Beschwerden wie eine 99Jährige schlurfen lassen und das inmitten von Burberry- und Escada-Shops. Es war auch nicht sehr einfach, sich in der größten Mall zurechtzufinden, zumal die Entfernungen in so einem Zustand ganz schön groß sein können.

      Inzwischen fror ich entsetzlich, einerseits wegen der übermäßig aufgedrehten Klimaanlagen, andererseits auch wegen der Schmerzen. So schlich ich dann in gebückter Haltung auf der Suche nach Hilfe mit meiner lila-gemusterten Pumphose, meinem rosa Shirt und einem zu einer Stola umfunktionierten Tuch in schwarz-rot, ein absoluter Fremdkörper in dieser schönen reichen Umgebung, herum und freute mich, dass mein Sohn nicht mitgefahren war, um mich in diesem Zustand zu sehen.

      Meine Kollegin sagte einmal zu mir, „Marianne, du wirst auf deiner Reise alles ablegen, was dein Leben die letzten dreißig Jahre ausgemacht hat, und dann wirst du dich selbst finden.“ Und genau das dachte ich mir in diesem Moment auch. Ich war keine Mutter, keine Ehegattin, keine Geschäftsfrau. Sondern ein kleiner, unbedeutender Mensch, der jetzt anfangen würde sich selbst zu finden … und die nächste Apotheke!

      Drei Tage später war alles wieder gut, die Medikamente hatten die Muskeln entspannt, der beleidigte Nerv hatte sich beruhigt und ich war zu neuen Unternehmungen bereit. Die größte Moschee der Vereinigten Arabischen Emirate und achtgrößte der Welt, die Sheikh-Zayed-Moschee wollte ich mir doch nicht entgehen lassen. Sie steht in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Emirate, und ich wollte diesen Tag zugleich mit einem Besuch des arabischen Louvre verbinden.

      Für dieses Ereignis hatte ich mich wiederum bei einer Reisegesellschaft angemeldet, allerdings gab es sie nicht in deutscher Sprache. Aber sei’s drum, irgendwann musste ich ja beginnen, mich auf dieses Wagnis einzulassen.

      Gleich morgens um 8 Uhr ging’s los. Ich wurde von einem englischsprechenden arabischen Fremdenführer mit dem Bus am vereinbarten Treffpunkt abgeholt und los ging die Fahrt nach Abu Dhabi, das eine gute Stunde mit dem Auto von Dubai entfernt lag. Unsere Gruppe bestand aus ca. 20 Leuten, die meisten einige Jahre jünger als ich. Noch im Bus wurden wir auf die strengen Besucherregeln hingewiesen. Die Männer durften zwar kurzärmlige Shirts tragen, lange Hosen waren allerdings Pflicht. Wer dem nicht entsprach, bekam eine Kandoora, ein langes weißes Nachthemd, auferlegt.

      Noch strenger wurde die Kleiderregelung bei den Damen gehandhabt. Lange, weite Kleidung bis zu den Knöcheln, langärmlig und eine Kopfbedeckung waren dort ein Muss. Da wir Frauen bei 40 Grad Außentemperatur nicht dem Ideal entsprachen, wurde uns allen ein Abaya-Dress vom Reiseleiter geliehen. Ein langes, langärmliges schwarzes Kleid aus Polyester mit Goldstickerei, dazu ein passender Schleier als Kopfbedeckung, schön anzusehen, allerdings eine Tortour bei diesen klimatischen Verhältnissen. Ich denke, man könnte es auch als Saunaanzug patentieren lassen …

      Mitnehmen durfte man: Handy, Geldbeutel, Sonnenbrille, eine kleine Wasserflasche und eine Digitalkamera. Lippenstift, Nagelfeile, Kugelschreiber oder Ähnliches waren tabu.

      Nach dem Check-in gelangten wir über mehrere unterirdische Gänge und Rolltreppen endlich zur Moschee.

      Von Bildern kennt man sie, ein wunderschönes schneeweißes Gebäude. Man hat immer ein bisschen das Gefühl, das die Abbildungen bearbeitet wurden, so riesig, rein und herrlich erstrahlt sie dort.

      Aber weit gefehlt! Was uns dort erwartete, übertraf sämtliche Vorstellungen. Dieses Bauwerk war so einzigartig, dass man nur staunen konnte. Vier Minarette, 82 verschieden große Kuppeln, alles in schneeweißem Carrara-Marmor aus Italien, wunderschöne geflieste Böden aus den verschiedensten Marmorsorten, überall symmetrisch angelegte Pools, grandiose Säulen in Weiß und Gold. Der Rasen dazwischen war gleichmäßig kurz gehalten und vervollständigte durch sein lebendiges Grün das Gesamtbild. Ständig war man versucht, immer und immer wieder alles zu fotografieren, und konnte sich nicht sattsehen an dieser baulichen Schönheit.

      Als wir nach etlichen Fotostopps endlich ins Innere kamen (Gott … nein Allah sei Dank mit Klimaanlage!), waren wir doch erstaunt, dass es nach diesem Anblick noch eine Steigerung gab. Der größte Kronleuchter, zum Großteil aus verschieden bunten Swarovski-Kristallen und 24-karätigem Gold hergestellt, wetteiferte mit dem weltweit größten handgeknüpften Teppich, ein Traum aus zarten Blumen- und Blütenranken, 5.627 Quadratmeter groß und 47 Tonnen schwer. Verschiedenste Mosaike, eingemauert in weiß-goldene Nischen, die herrlichen Säulen dazwischen, es war grandios.

      Das alles hat natürlich auch seinen Preis: ca. 545 Millionen Dollar.

      Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das Taj Mahal mich mehr beeindrucken würde als dieser imposante Prachtbau. Vor allem die Vorstellung, dass diese Moschee zu Ehren ihres Gottes Allah gebaut wurde, dessen 99 Namen im Inneren die Wände schmückten. Sie bietet Platz für bis zu 40.000 Gläubige, die dort gemeinsam ihre Gebete abhalten können. Da darf man schon mal vor Ehrfurcht ergriffen sein.

      Der Nachmittag war dann dem Louvre gewidmet. Was sollte uns jetzt noch beeindrucken? Und genauso war es auch.

      Das Museum glich einem Ufo, architektonisch sehr futuristisch, das hinter einem flachen Bau, dem Eingangsbereich, fast verschwand. Im Inneren zeigte sich alles sehr weitläufig und großzügig eingeteilt. Vielleicht war ich ungerecht, aber da ich in Paris schon des Öfteren das Original besucht hatte, war ich nun doch ein wenig enttäuscht.