Anna Ruhe

Duftapotheke Bundle. Bände 1-3


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      Impressum

      © 2020 Arena Verlag GmbH

       Rottendorfer Straße 16, 97074 Würzburg

       Alle Rechte vorbehalten

       Cover und Illustrationen: Claudia Carls

       Gestaltung der Handschriften: Suse Kopp

       Lektorat: Anna Wörner

       E-Book-Herstellung und Auslieferung:

       readbox publishing, Dortmund, www.readbox.net

       ISBN 978-3-401-80916-8

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      Anna Ruhe

      Duftapotheke Bundle. Bände 1-3

      Anna Ruhe

       Die Duftapotheke

      Ein Geheimnis liegt in der Luft

      Mit Illustrationen von

      Claudia Carls

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      Anna Ruhe wurde in Berlin geboren. Nach einem Abstecher an die englische Küste studierte sie Kommunikationsdesign und Illustration und arbeitete einige Jahre als Grafikdesignerin in großen und kleinen Designbüros. Spannende Geschichten hatte sie schon immer im Kopf, mit dem Schreiben begann sie nach der Geburt ihrer zwei Kinder. Mit ihrer Familie lebt sie in Berlin.

      Claudia Carls erklärte in ihrer Kindheit abwechselnd, Schriftstellerin oder Künstlerin werden zu wollen, bis sich dieser Konflikt mit dem Beschluss, Buchillustration zu studieren, schließlich auflösen ließ. Als Diplom-Designerin lebt und arbeitet sie in Hamburg und gestaltet Bilderbücher, Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher und Plakate.

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       Für Luk & Milo … wie immer und alles

      1. Auflage 2018

      © 2018 Arena Verlag GmbH, Würzburg

      Alle Rechte vorbehalten

      Cover und Illustrationen: Claudia Carls

      Gestaltung der Handschriften: Anna Ruhe

      ISBN 978-3-401-80752-2

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      1. Kapitel

      Das Erste was mich weckte, war dieser seltsame Duft. Fremd und ziemlich intensiv wehte er um mich herum. Er kam nicht nur aus den Möbeln oder der dunklen Holzvertäfelung an der Wand. Er kam von überall.

      Das Zweite war mein kleiner Bruder, der von unten nach mir brüllte.

      »Luzie! Kooomm!«

      Eisern zog ich die Bettdecke höher. Ich war einfach noch nicht bereit für das, was auf mich wartete. Außerdem war es viel zu früh zum Aufstehen, auch wenn die Vögel draußen schon wie verrückt vor sich hin zwitscherten und es in meinem Zimmer taghell war. Aber das lag vor allem an der blöden Oma-Gardine. Die hing nämlich nur vor der unteren Hälfte des Fensters. Mein erster Gedanke, als ich das hässliche Teil gestern bei unserer Ankunft gesehen hatte, war, es sofort nach dem Aufstehen verschwinden zu lassen. Schließlich war ich nicht hundertzwanzig wie dieser gehäkelte Lappen an der Stange. Aber dann dachte ich, wenn die Gardine es trotz ihres Aussehens geschafft hatte, dort hundert Jahre zu hängen, dann sollte sie wenigstens eine faire Chance bekommen.

      Jedes andere Mädchen hätte bestimmt keinen einzigen Gedanken darüber verschwendet und einfach einen neuen Vorhang verlangt. Aber Ma hatte mir schon immer viel zu viel Respekt vor allem, was alt war, eingebläut. Manchmal sagte sie alberne Sätze wie: »Gebrauchte Dinge hüten Geschichten.« Ob irgendjemand diese Geschichten hören wollte oder nicht, interessierte sie dabei überhaupt nicht. War etwas alt, war es automatisch wertvoll. Punkt. Diesen Grundsatz stellte man in meiner Familie besser nicht infrage. Außer man wollte Ärger mit Ma bekommen. Und Ärger war nicht so mein Ding.

      »Luuuzie! Früüühstück!«

      Benno war wie immer hartnäckig.

      Ich seufzte. Für meinen Bruder war unser Umzug ein riesiges Abenteuer. Die alte Villa, der Garten und der ganze altmodische Krimskrams. Alles war höllisch aufregend.

      Klar, Benno war ja auch erst fünf.

      Ein letztes Mal betrachtete ich die Risse in der Stuckdecke und rutschte dann aus dem Bett. Meine erste Nacht in der Villa Evie hatte ich also schon mal hinter mich gebracht. Und so wie es aussah, würden noch Hunderte folgen.

      Ich schlüpfte in Jeans und T-Shirt und stieg die Treppe runter. Dabei knarrte jede einzelne Holzstufe und kündigte mich Schritt für Schritt an.

      Hier unten roch es genauso komisch. Irgendwie nach zu vielen Dingen gleichzeitig. Nicht unangenehm, aber definitiv komisch. Und dieser Geruchsmischmasch waberte mir gleichzeitig hinterher und entgegen. Er hing überall wie ein zu stark aufgesprühtes Parfüm, das Leute manchmal in engen Räumen wie Fahrstühlen zurückließen und dort einsperrten. Hoffentlich blieb er ab jetzt nicht auch an mir hängen und kündigte mich in Zukunft schon aus der Entfernung an, ob ich das wollte oder nicht.

      Zum Glück gab es auch ein paar vertraute Gerüche, wie den Duft von heißem Toast, geschmolzener Butter und Kaffee, also drückte ich mich im Erdgeschoss zwischen den Umzugskisten durch Richtung Küche. Alle anderen in meiner Familie saßen längst am Esstisch. Benno leckte gerade die Marmelade von seinem Toast und kippelte auf seinem Stuhl.

      »Marmelade pur zählt nicht als Frühstück!« Pa hörte sich an, als erwähnte er das heute nicht zum ersten Mal.

      »Morgen«, sagte ich.

      »Guten Morgen, mein Schatz!« Ma schlürfte ihren Kaffee und blätterte in einer Zeitung.

      Es war also alles wie immer. Ich schnappte mir einen Toast, beschmierte ihn ebenfalls, so dick es ging, mit Marmelade und setzte mich neben Benno.

      »Gut geschlafen?« Ma warf mir einen ihrer Blicke zu, die Eis zum Schmelzen bringen konnten. Normalerweise gelang ihr das. Heute nicht.

      »Geht so«, nuschelte ich und biss in meinen Toast.

      Pas rechter Mundwinkel schob sich nach oben. »Jaja, die erste Nacht ist immer die härteste. Bei uns im Schlafzimmer zieht’s wie auf einer Bergspitze. Mein Nacken ist steif wie ein Brett.« Übertrieben rieb er sich die Schulter. Dazu zog er eine selbstmitleidige Grimasse, als müsste er gleich sterben. So war Pa eben. Er versuchte, jede Situation mit einem Scherz zu retten. Aber auch mit denen biss er bei mir heute auf Granit.

      »Wir hätten ja einfach zu Hause bleiben können«, sagte ich nur. »Oder wenigstens in ein richtiges Haus ziehen. Eins mit elektrischer Heizung zum Beispiel?«

      Ma lachte ungläubig auf. »Wie bitte? Die Villa Evie ist ein Traum! Wir können froh sein, dass wir sie so günstig bekommen haben. Alle anderen Mädchen würden platzen vor Neid!«

      »Ja, aber nur, wenn unser bröckeliges Museum nicht vorher zusammenkracht und sie unter sich begräbt.« Ich atmete einmal tief ein. »Und wenn ich ihnen erst erzähle, dass ich den Badeofen eine Stunde vorheizen muss, damit mal ein bisschen warmes Wasser aus dem Hahn kommt, dann platzen