das Zepter ohne Gewalt,
Nimmt Fragezeichen aus dem Dasein.
Sie ist des Guten ganzer Halt.
Hätt` ich die Liebe nicht, allein die Liebe,
Was wäre dann mein Leben?
Und wo sein Sinn, würd` ich die Liebe
Nicht an die Dinge, Euch weitergeben?
Schenkt ihr die Macht, in seinem Himmel
Dies nimmersatte Blau zu sein,
Gibt ihm die Kraft sie zu erblühen
Wie feuchtes Moos den feuchten Stein.
Sie ist der Herbststurm und ist die Stille,
Wird tief durch Antwort, doch bleibt befreit
Von allen Rechten, von allen Grenzen,
Ihr ganzes Licht heißt Ehrlichkeit.
Hätt` ich die Liebe nicht, allein die Liebe,
Was wäre dann mein Leben?
Und wo sein Sinn, würd` ich die Liebe
Nicht an die Dinge, Euch weitergeben?
Und sie macht stark und macht verletzlich,
In ihr ruht Trauer, als auch Glück.
Vergänglich, ewig, ein letztes Geheimnis.
Sie kommt von Gott, und wer sie gibt,
Gibt sie an Gott zurück.
Allein die Liebe!
(März 1992)
E INER
Einer stirbt
Und einer singt.
Einer lacht
Und einer trinkt,
Weil er nicht mehr lachen kann.
Einer kommt von irgendwo
Und einer geht dorthin.
Einer fühlt sich pudelwohl,
Frägt nicht nach dem Sinn.
Einer macht ´nen dummen Scherz
Und einer fällt drauf rein.
Einer sehnt nach Ruhe sich,
Doch er hört nicht auf zu schrei`n.
Wir sind, was wir sind,
Krüppel, Bettler, Sieger.
Lehrer sind wir, Scharlatan.
Wir sind keiner und sind jeder,
Weil sich alles ändern kann.
Einer springt
Und einer fällt.
Einer sucht
Und einer hält,
Weil er endlich finden will.
Einer denkt sich Träume aus
Und einer nimmt sie ihm.
Einer, der nur immer stand,
Beginnt umherzuzieh`n.
Einer fühlt sich ganz allein,
Doch einer steht ihm bei,
Einer, der sich nie gewehrt,
Wehrt sich und ist plötzlich frei.
Wir sind, was wir sind,
Gaukler, Tänzer, Priester.
Schatten sind wir, Sternenlicht.
Wir sind das Nichts und sind die Welt,
Denn das Wort "Niemals" gibt es nicht.
(August bis Oktober 1992)
N ACH VIEL ZU VIELEN GROßEN REDEN
Bowa ko oppolo,
Oppo mi domo.
Fita gam quala,
Salim tu.
Bowa tuala mata,
Emba sin pelini.
Lupa stanza ewola
Taupo ho.
Bisweilen klingen Worte
Hota te kayama
Ehrlicher und schöner,
Kowana piko no
Fehlt Ihnen der Sinn.
(September 1992)
D AS SCHACHSPIEL
(der obdachlosen Männer aus San Francisco)
Ihr ganzes Sein hat sich im Tun der erste Züge
So sehr auf jenes Spielbrett konzentriert,
Dass alles, was daneben, sein Gefüge
Und damit seine Wirklichkeit verliert.
Allein ihr Geist bestimmt der Dinge Lauf und Ende,
Das Hin und Her und wer zuletzt gewinnt,
Und gibt ihnen mit jedem Griff der Hände
Eine Gewissheit, dass sie wirklich sind.
Darauf verschenkt, in seiner Offenheit vollkommen,
Nach außen sich ein würdevoller Blick,
Doch kehrt sogleich, von dort nicht wahrgenommen,
In seine ferne Welt zurück.
(September 1992)
I N EINER GRIECHISCHEN ALTSTADT
Hochgemauert, eng und kühlend
Sind die weißen Gassen.
Deine Sinne, rastlos fühlend,
Wollen sie nicht fassen.
Doch das Spiel von Licht und Schatten
Nimmt dich bald geborgen.
Schon verblassen all die satten,
Mitgeführten Sorgen.
Mit dem Geist nach Schönheit tastend,
Bleibt dein Schritt nicht länger hastend,
Und vor blauen Türen:
Alte Frauen, schwarz gekleidet,
Lassen dich, um nichts beneidet,
Ihren leisen Frieden spüren.
(Kreta, August 1992)
W AS IHR VERERBT
Gelbes Herbstblatt
Schwingt seinem Zweig entrissen,
Schwingt hin und her, sinkt
Und wehrt sich verbissen.
Ein letztes mal
Von einem Wind gehoben,
Findet es Halt
Am luftigen Oben.
Wird Pinselstrich,
Flink gesetzt ohne Reue
Auf einen Himmel
Von endloser Bläue.
Darüber tanzt
Ein warmes Licht der Sonne.
Das Blatt verwandelt
Die Wärme in Wonne.
Und stirbt hinab
Zu laubgefärbter Erde,
Dass es der Erde
Neue Nahrung werde.
Es