bringen.
»Geht es dir jetzt besser?«
»Viel besser, dank dir und dem Eis. St. Peter-Ording hat einfach zu viele verlockende Dinge. Ich wünschte, ich könnte öfter hier sein.«
»Wichtig ist, dass du die Zeit hier genießt und keinen Gedanken an diesen Jungen verschwendest. Lass uns shoppen gehen.«
»Gute Idee. Ich brauch auch noch Gummistiefel, hab meine zu Hause vergessen.«
Sie bummelten durch die kleinen Geschäfte im Zentrum von St. Peter-Ording. Tante Heide fand in einer kleinen Boutique ein T-Shirt und Alicia kaufte gelbe Gummistiefel mit weißen Punkten.
»Weißt du, was ich am jetzt liebsten machen würde?«, fragte Alicia, als sie den Schuhladen verließen.
»Nein. Was denn?«
»Im Meer schwimmen gehen. Das habe ich schon so lange nicht mehr gemacht.«
»Okay, dann lass uns zurückradeln und unsere Badesachen holen. Es ist ein herrlicher Sommertag. Am besten gehen wir am Ordinger Strand schwimmen. Hier im Bad ist es doch immer sehr rummelig.«
Sie fuhren mit den Rädern zurück zur Pension nach Ording und kurze Zeit später stürzten sich Alicia und ihre Tante in die Fluten der kühlen Nordsee.
»Das Wasser ist heute herrlich«, sagte ihre Tante, die auf dem Rücken neben Alicia herschwamm.
»Stimmt! Gar nicht so kalt, wie ich es in Erinnerung hatte.« Alicia tauchte und schwamm einige Meter unter Wasser. Als sie wieder auftauchte, rieb sie sich die Augen. »Dafür hatte ich nicht mehr an das Brennen durch das Salzwasser in den Augen gedacht.«
»Je öfter du im Meer tauchst, umso weniger brennt es. Das lässt sich trainieren.« Tante Heide kraulte zu ihr herüber. »Mir reicht es für heute, ich schwimme zurück an Land. Willst du noch im Wasser bleiben?«
»Ja, ich bleibe noch ein bisschen hier«, sagte sie gut gelaunt.
»Dann bis später.« Ihre Tante schwamm zurück zum Strand und Alicia kraulte immer schön parallel zum Ufer, da sie über die Tücken von Strömungen und Wellen Bescheid wusste, die selbst sehr gute Schwimmer in Seenot bringen konnten.
Auf der Höhe der Surfschule ließ sie sich auf dem Rücken mit den Wellen zum Strand treiben. Sie schloss die Augen und genoss das schwerelose Gefühl, die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht und gleichzeitig das kühlende Salzwasser, das sie umgab. Der Ausflug mit ihrer Tante und das Gespräch im Eiscafé hatten ihr gutgetan. Selbst wenn sie sich nicht vorstellen konnte, dass Elias sie jemals um Entschuldigung oder gar um eine zweite Chance bitten würde.
Mit einem kräftigen Ruck schleuderte die Brandung sie auf den nassen Strandboden und vertrieb damit die Gedanken an Elias. Alicia blieb noch einen Moment auf dem Rücken liegen, während die schäumende Gischt ihren Körper umspülte. Als sie aufstand, entdeckte sie nicht weit von ihr entfernt eine Gruppe Surfer, die draufgängerisch mit ihren Brettern über die Wellen sprangen. Alicia bewunderte sie für ihren Mumm und wünschte sich insgeheim, ein kleines bisschen mutiger zu sein, denn bisher hatte sie sich noch nicht getraut. ein Surfbrett zu besteigen. Doch dieser Sommer schien ihr ideal zu sein, ihren Respekt vor dem Windsurfen endlich zu überwinden. Sie spürte eine ungekannte Abenteuerlust in sich aufkeimen, wollte neue Dinge erleben und dabei über sich hinauswachsen. Vielleicht blieb ihr ja neben dem Praktikum noch genügend Zeit, um einen Surfkurs zu belegen.
Sie beobachtete die vier Surfer noch eine Weile, bis sie mit ihren Brettern zurück an den Strand kamen, wo sich sogleich eine Traube weiblicher Fans um sie scharte. Wie beim Fußball, dachte Alicia und rollte mit den Augen. Ihr fiel auf, dass einer von ihnen besonders umschwärmt wurde. Ein attraktiver Typ mit einem strahlenden, ansteckenden Lachen. Als er auf einmal in ihre Richtung sah, senkte sie rasch den Blick. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie die ganze Zeit unverhohlen zu ihnen rübergestarrt hatte.
Schnell ging Alicia zurück zum DLRG-Pfahlbau, wo sie ihre Sachen bei Tante Heides Bekanntem gelassen hatten, und zog sich dort um. Von der Veranda des Holzhauses aus blickte sie über den Strand und raus auf die weite Nordsee, über der die Sonne schon tiefer stand. Für einen Moment waren all ihre Sorgen wegen Elias weit weg und eine angenehme Ruhe breitete sich in ihr aus. Eine Möwe landete neben ihr auf dem Geländer und beendete die ruhige Stimmung mit einem hellen Schrei. Alicia schulterte ihre Badetasche und ging die Treppe des Pfahlbaus hinunter. Barfuß schlenderte sie durch den warmen Sand am Strand.
Am Abend lag sie todmüde im Bett unter dem Reetdach. Ihre Glieder fühlten sich schwer an, aber in ihrem Kopf liefen die Gedanken auf Hochtouren. Sie schaute auf ihr Handy. In zwölf Stunden war sie schon am Leuchtturm, jubelte sie innerlich. Und gleichzeitig war sie tief in ihrem Innern enttäuscht, denn sie hatte immer noch keine Nachricht von Elias bekommen. Alicia verzog den Mund. Es war gar nicht so leicht, keinen Liebeskummer zu haben. Obwohl Elias sie wirklich mies behandelt hatte und Clara recht hatte, dass sie etwas Besseres verdient hatte. Das sollte eigentlich Grund genug sein, keinen Gedanken mehr an ihn zu verschwenden.
Sie verschränkte ihre Arme über der Bettdecke und überlegte, was sie von ihren Gedanken an ihn ablenken könnte. Sie könnte Clara eine Nachricht schreiben? Aber mit der Zeitverschiebung würde sie ewig auf eine Antwort warten müssen. Vielleicht brauchte sie auch einfach bloß frische Luft, um ihr Gehirn durchzulüften. Sie stand auf und zog sich eine Sweatshirtjacke über. Da sie keine Lust hatte, sich noch mal komplett umzuziehen, entschied sie, dass auch das geöffnete Sprossenfenster für ihr Vorhaben ausreichen würde.
Sie steckte den Kopf hinaus in die kühle Abenddämmerung, schloss die Augen und atmete langsam tief ein und dann wieder aus. Das wiederholte sie so lange, bis das komische Gefühl in ihrem Bauch, das die Gedanken an Elias auslösten, verschwunden war. Nach einer Weile öffnete sie die Augen wieder. Alicia fühlte sich tatsächlich ein wenig besser und fasste einen Entschluss: In den kommenden Wochen würde sie jeden Gedanken an Elias verdrängen. Sie würde die Zeit am Leuchtturm mit jeder Faser ihres Körpers genießen. Jetzt war Zeit für sie!
Das Meer lag ruhig und friedlich hinter dem Deich und ganz weit hinten konnte sie ein regelmäßiges Blitzen ausmachen. Das Leuchtfeuer vom Westerhever Leuchtturm. Andächtig beobachtete sie die Lichtsignale des Seezeichens, bis es so dunkel war, dass sie den Turm und die beiden kleinen, baugleichen Häuschen nicht mehr erkennen konnte.
Morgen würde sie von dort aus hierherblicken, mehr über die Natur und Tiere lernen, vielleicht neue Freunde finden und hoffentlich viele unvergessliche Erinnerungen schaffen. Der Gedanke ließ sie lächeln und Alicia krabbelte zurück ins Bett, um mit dieser glücklichen Vorstellung einzuschlafen.
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