sog den Rauch ein.
»Wenn du mich meinst, du Sohn einer räudigen Hündin: Ja! Ich hab’s nämlich satt, vor euch davonzulaufen.«
Sie packten ihre Gewehre fester. Das Grinsen des Sehnigen erstarrte vollends zur hässlichen Grimasse.
»Schau ihn dir genau an, Jim, wenn du wissen willst, wie ein Selbstmörder aussieht«, sagte er zu seinem Kumpan. »He, Coltpoker, du verrechnest dich, wenn du denkst, wir wollen dich lebend zu Morrister zurückschleppen! Da war der Oldtimer, der sich aus dem Staub gemacht hat, ein ganzes Stück schlauer als du.«
Ihre Gewehre bewegten sich mit ihm, als Larry ein Stück von seinem Hengst wegging. Die Zigarette klebte in Larrys rechtem Mundwinkel. Seine Hände hingen locker herab.
»Wie kommst du auf die Idee, dass Slocum fort ist? Ich wette, er beschäftigt sich gerade mit eurem Freund, den ihr irgendwo zwischen den Felsen da hinten zurückgelassen habt.«
Der eisige Spott in seiner Stimme verfehlte seine Wirkung nicht. Die Köpfe der Halunken ruckten herum. Es war nur der Bruchteil einer Sekunde, in dem sie abgelenkt waren. Als dann ihre Karabiner dröhnten, lag Larry bereits am Boden. Blei klatschte gegen die Felsen hinter ihm. Wie von selber sprang ihm der 38er Remington in die Faust. Feuerstoß auf Feuerstoß zuckte aus der Mündung, während Larry, wie von einem unsichtbaren Lasso gerissen, über den felsigen Boden wirbelte. Der Sehnige stürzte mit einem Kugelloch zwischen den Augen vom Pferd. Sein Komplize hatte das Pech, mit einem Fuß im Steigbügel hängen zu bleiben, als er Larrys Blei in die Schulter bekam. Die Hufe seines erschreckt herumkreiselnden Pferdes zertrümmerten ihm den Schädel. Zwei, drei Sekunden, und schon war alles vorbei. Als der Staub und der Pulverdampf sich verzogen, war Larry verschwunden, als hätten ihn die Schüsse der Verbrecher über die Felskante gejagt.
In ungläubigem Entsetzen starrte der im Hinterhalt kauernde dritte Schurke auf die Toten. Die Pferde beruhigten sich. Der Gedrungene hing noch immer im Steigbügel. Die scharfkantigen Hufe hatten ihn grauenvoll zugerichtet.
Nach dem ohrenbetäubenden Geknalle legte sich die Stille nun wie eine Zentnerlast auf den im Schatten kauernden Mann. Sein Blick tastete dorthin, wo Larry sich eben noch niedergeworfen und wo seine Kugeln den Boden gefurcht hatten. Er begriff nicht, wie ein Mann so unheimlich schnell sein konnte.
Unheimlich, das war das richtige Wort! Trotz der Hitze zwischen den Felsen überlief den stämmigen Kerl ein Frösteln. Er horchte gespannt. Nichts! Nur seine eigenen heftigen Atemzüge, die ihm auf einmal verräterisch laut vorkamen. Dann das Schnauben des Pferdes, das er zwei Dutzend Yards entfernt zwischen den Klippen zurückgelassen hatte. Schweiß tropfte vom grobschlächtigen Gesicht des Killers. Mit steifen Fingern hebelte er eine neue Patrone in den Lauf des Spencergewehrs.
Diese verfluchte Stille! Sie zerrte an seinen Nerven. Sein Blick hetzte hin und her. Nirgends ein Ziel. Nirgends der Schatten einer Bewegung. Aber dieser Teufel von Kartenhai lag irgendwo und lauerte darauf, ihn vor sein Eisen zu bekommen. Geduckt richtete sich der Bandit auf und wich vorsichtig, jeden Moment bereit, wie ein Irrer sein Blei hinauszujagen, zwischen den Felsen zurück. Zur Hölle mit der Prämie, die Morrister für diesen Satansbraten ausgesetzt hatte! Nur weg hier! Nur nicht ebenso schlaff und blutbesudelt in der Sonne liegen wie die beiden da drüben!
Ein leises, spöttisches Lachen ertönte hinter ihm. Es traf ihn wie ein Peitschenhieb. Herumwirbeln, schießen!, schrie es in ihm.
»Sei vernünftig, Hombre, lass es bleiben!« Die Stimme war sanft. Aber es war die kühle Sanftheit des Todes. »Kein Mann ist schneller als eine Kugel, die es nicht erwarten kann, den Lauf zu verlassen. Wirf die Knarre weg!«
Der Bandit keuchte. Dann klapperte das Gewehr auf die Steine.
»Jetzt den Colt! Nein, nicht anfassen, Amigo, schnall den Gurt ab! Gut so, mein Freund, nun kannst du dich umdrehen!«
Das Gesicht des Stämmigen sah aus, als hätte er es in einen vollen Wassereimer getaucht. Lächelnd wirbelte Larry seinen Revolver um den Zeigefinger.
»Wie heißt du?«
»Reilly!«, würgte der Überrumpelte hervor.
»Okay, Reilly, dann hol jetzt deinen Gaul her! Aber keine Tricks, Muchacho, du weißt Bescheid!«
»Was hast du vor?«
»Nichts, worüber du dich aufregen solltest«, lächelte Larry. Seine Zähne blitzten im sonnengebräunten Gesicht. »Morrister hat euch ja sicher gesagt, wo ihr ihn wiederfindet, wenn ihr mich geschnappt habt. Well, ich will nichts weiter, als dass du mich zu ihm bringst.«
Reilly klappte den Mund auf, brachte aber keinen Ton heraus. Larry nickte ihm verständnisvoll zu. »Siehst du, so einfach hätten es deine Freunde haben können, wenn sie nicht gleich geschossen hätten.«
Es war ein regelrechtes Kriegslager, das Larry mit seinem Gefangenen nach Einbruch der Dunkelheit erreichte. Mehrere Lagerfeuer flackerten zwischen verwaschenen Armeezelten, einem klobigen Conestoga Planwagen und dem Seilcorral, in dem etwa zwei Dutzend Pferde grasten. Larry war betroffen über diese geballte Stärke, die Morrister gegen die jämmerlichen Überreste der Langtry Cargo Company einzusetzen bereit war. Der Bluebird Creek floss hier durch ein von Grashängen umschlossenes Tal. Buschige Weiden säumten sein im Mondlicht glitzerndes Band.
Als die beiden Reiter ihre Pferde durch den seichten Creek trieben, waren sie im Nu von waffenstarrenden und gefährlich aussehenden Männern umringt. Reilly schwitzte, als wäre er derjenige, der hier seinen Skalp riskierte. Larry stellte wieder einmal sein typisches Pokerlächeln zur Schau. Die Pferde konnten nicht weiter, so eingekeilt waren sie.
»Nur keine Aufregung, Leute!« Beschwichtigend hob der junge Langtry eine Hand. »Ich will nichts weiter als ein Plauderstündchen mit eurem Boss.«
»Reilly, verdammt, wo sind Henderson und Blake?«, schrie ein wildäugiger Bursche, der ein Indianerstirnband um sein schulterlanges Haar geschlungen hatte.
Reilly drehte sein schweißnasses, von den Flammen angestrahltes Gesicht dem Spieler zu. Larry sah den Hass in seinen Augen.
»Dieser Dreckskerl hat sie umgelegt!«, stieß der stämmige Bandit heftig hervor.
Es war eine Aufforderung, ihn vom Pferd zu schießen. Prompt knackten ringsum mehrere Gewehrschlösser. Die Mündungen waren nur mehr Armlängen von dem im Sattel erstarrten jungen Reiter entfernt. Larry wagte keine Bewegung. Er hatte gewusst, was er riskierte, aber nun spürte er das Hämmern seines Herzens doch bis in die Kehle. Coltpoker ... Sein einziger Trumpf dabei waren seine eisernen Nerven.
Neben dem Conestoga Wagen wurde die Klappe eines Zelteingangs zurückgeschlagen. Das Licht der Petroleumlampe, die drinnen an einem Pfosten hing, traf den Mann von hinten. Die sehnige Gestalt im städtischen Anzug war unverkennbar.
»Hallo, Morrister!«, rief Larry. »Vielleicht können Sie diesen Wilden da begreiflich machen, dass ein Hombre, der mehrere Bleipillen geschluckt hat, nicht mehr für Geschäfte taugt.«
Morristers Hand mit der Zeltplane blieb erhoben. Ein Blick auf Reillys leere Colthalfter und den Remington an Larrys Hüfte genügte ihm. Er stellte keine Fragen. Mehrere Sekunden verstrichen, in denen es nur das Prasseln der Lagerfeuer gab. Ein halbes Dutzend durchgeladene Gewehre umschlossen Larry Langtry.
»Bringt ihn rein!«, befahl Morrister kalt. Er trat ins Zelt zurück. Die Plane fiel herab.
Wie ein Mann stürzten sich die Revolverschwinger auf den Ankömmling. Larry wehrte sich nicht, als sie ihn herabzerrten, ihm den Revolver wegnahmen, ihn zum Zelt schleppten. Faustschläge trafen ihn. Verwünschungen schwirrten um ihn herum.
Im Zelt saß Morrister auf einem mit Segeltuch bespannten Klappstuhl. Auf dem Tisch vor ihm stand eine Karaffe mit mexikanischem Rotwein zwischen Gläsern. Ein Päckchen Spielkarten lag daneben. Larry, der sich innerlich auf das Wiedersehen mit dem Bandenboss vorbereitet hatte, spürte einen Stich, als er die Frau sah. Sie saß an der Schmalseite des Tisches, so bleich und schön, wie Larry sie Stunden zuvor durch sein Fernglas gesehen hatte. Das rotbraune