Hermann-Otto Leng

Suizid als Freitod


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      Hermann-Otto Leng

       Suizid als Freitod

       Prüfsteine

      © 2020 Hermann-Otto Leng

      Umschlag, Illustration: tredition Gmbh

      Lektorat, Korrektorat: Dieter Goeschel

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN
Paperback978-3-347-07902-1
Hardcove978-3-347-07903-8
e-BookI978-3-347-07904-5

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

       Inhaltsverzeichnis

       1 Einige Gedanken vorab

       2 Was ist für Dich ein würdevoller Tod?

      2.1 Den freien Tod in Würde akzeptieren

      2.2 Das Lebensende

      2.3 Die Freiheit im mors voluntari

      2.4 Erasmus von Rotterdam

      2.5 Dem Tod rational und gelassen ins Auge sehen

       3 Kennst Du genügend Einwände gegen Suizid?

      3.1 Freitodwille und die heftigen Suizideinwände

      3.2 Unsere Suizidkultur

      3.3 Und die Bibel hat doch recht

      3.4 Die Bannkraft des Mythos

      3.5 Der kleinkarierte Hass des großen Immanuel Kant

      3.6 Wann wird es beim Sterben eine Autonomie geben?

      3.7 Das Gesellschaftsargument

      3.8 Der „Lebensschutz“

       4 Tot - und was kommt danach?

      4.1 Sterbewunsch und Jenseitshoffnungen

      4.2 Alles ist wie es ist gut

      4.3 Den Tod entdramatisieren

      4.4 Das wohl älteste Zeugnis der Suizidliteratur

      4.5 Muss der Tod einen Sinn haben?

       5 Der Freitod bedeutet eine individuelle Entscheidung wie kann sie in Dir wachsen?

      5.1 Sterbewunsch und Todesangst

      5.2 David Hume und das Abschiednehmen

      5.3 Freitod als Lebenskunst

      5.4 Friedrich Nietzsche ermuntert zur Tapferkeit

       6 Das Leben vereinnahmt – wie steht es um Deine gefühlten und um die „tatsächlichen“ Unentbehrlichkeiten?

      6.1 Alterssuizid und Bilanztod

       7 Beuteln Dich auch innere Ängste und Zweifel?

      7.1 Die Todesangst und der Vitaltrieb

      7.2 Die Todesfurcht als Maske

      7.3 Loslassen

      7.4 Nicht Knecht sein

       8 Sterbebegleitung und Garantenpflicht – was ergibt sich aus dem § 217?

      8.1 Sterbehilfe

      8.2 Der deutsche § 217

      8.3 Eine neue Lage

      8.4 Der § 217 ist weg

       9 Welche technischen und praktischen Vorkehrungen hast Du bereits getroffen?

      9.1 Sanfte Selbsttötung

      9.2 Kleiner Naturwissenschafts- und Technik- Talk

      9.3 Zwei Edelgasmethoden

       10 Das Schwanken: wann kommt der richtige Zeitpunkt?

      10.1 Sterbewunsch

      10.2 Seelisch geistiges Misslingen

      10.3 Todesfurcht und Lebenstrieb

       11 Was soll denn als Wahrheit gelten?

      11.1 Was als Wahrheit gelten soll

       12 Soll der Mensch in Furcht und Hoffnung leben?

      12.1 Soll der Mensch in Furcht und Hoffnung leben?

       1 Einige Gedanken vorab

      Auf der Startseite steht: „Das Leben nehmen“. Eigentlich gehört Dein Leben doch Dir, denkst du. Also hast auch nur du allein das Recht, es Dir zu nehmen. Oder? Schon sind wir mittendrin im Wust der ungeklärten Gemütslagen, den man auch gerne „Seele“ nennt. Allgemein wird geglaubt, der / die Einzelne besitze zwar sein Leben, das sei sein grundlegendes Eigentum, wie Locke meinte, - aber am Ende wird es uns weggenommen. Von Gott, oder vom Schicksal, oder vom Teufel, oder von wem auch immer. ´Mein Tod gehört mir` (so auch der Titel eines klugen kleinen Buches von Svenja Flaßpöhler, 2013), das wird als eine bornierte und freche, ja sündhafte Behauptung abgewiesen.

      Schon merkwürdig, dass ich etwas, was mir gehört, mir nicht nehmen darf. Aber man kann es ja auch so sehen zu sagen, dein Leben gehört gar nicht Dir, es gehört Gott, dem Staat, der Familie, der Gesellschaft, wem auch immer. Wir werden das aufzugreifen haben.

      Jeder Freitod sollte „wohlerwogen“ sein.

      Wie sieht es aktuell bei Dir aus? Ist Dein Denken und Vorstellen akut von Suizidabsichten besetzt? Dann bist Du hier falsch. Dir geht Pathologisches durch den Kopf. Dir hilft kein Lesen, Du brauchst Gespräche, Gespräche.

      Telefon

      0800-1110111 (auch anonym)

      Wir verhandeln hier den Freitod als einen Bilanz- und Alterssuizid. Dieser eigentliche Freitod fristet noch das Dasein eines Mauerblümchens, die pathologischen und die Verzweiflungssuizide überwiegen eindeutig. Und viele scheitern.

      Die sorgfältig geplante Freitodabsicht klingt anders: „Alles war mir letztlich angemessen, ich hatte ein reiches, ein schönes Leben. Aber nun ist es gut. Es wird Zeit zu gehen.“ Eine schöne kleine Broschüre in dieser Tonlage hat Ines Moll-Schmidhäuser geschrieben, Aus freiem Willen gehen, DGHS-Schriftenreihe Nr. 14.

      An ein bestimmtes Alter ist natürlich auch der Bilanztod nicht geknüpft, natürlich spielt auch die körperliche und geistige Verfassung eine gewichtige Rolle. Es kann dann auch halt zu spät sein. Hast du Deinen Bodensatz an Verdrängungen kritisch im Blick?

      Weitgehend gilt der Freitod noch als ein Tabu. Aber der Tod schlechthin wird ja auch weitgehend tabuisiert. Zumindest solange er für uns noch nicht wirklich da ist. Hernach folgen die salbungsvollen Worte. Eine klarere, nüchterne Betrachtungsweise kommt aber voran, besonders seit dem Beginn dieses Jahrhunderts.

      Traditionell besaß der „Selbstmord“ als heroische Ausnahme von der Regel zwei Rechtfertigungen: zum einen die verlorene „Ehre“ (das letzte Duell in Deutschland wurde 1937 ausgetragen) zum zweiten gab es und gibt es den gewollten (?) Opfertod (die christlichen oder sonstigen Märtyrer/innen). Den einen wurde Respekt zuteil, die anderen hat man oft bewundert.

      Beides ist in unserer demokratischen Zivilgesellschaft nahezu verschwunden. Zugleich aber sehen wir, wie grausam eine künstliche, medizinisch-technische Lebensverlängerung sein kann, mit all ihren Ermahnungen zum Durchhalten - eine neue Version des Opfertods? Werden wir Opfer einer Instrumentalisierung?

      In der Antike wurde Hegesias als „Selbstmordprediger“ bekannt (Peisithanatos =„der zum Tod Überredende“). In dessen Fußstapfen wollen wir nicht treten. Wir sind keine Suizid-Prediger und