Frank Rehfeld

9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017


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es würde nicht lange dauern, bis sich das Feld ein wenig auseinanderdividierte und sich die ersten Favoriten herauskristallisierten.

      „Hallo, wie geht’s?“, rief hinter ihm jemand.

      Pittkin drehte sich um.

      Zwei Männer, die sich wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sahen kamen auf ihn zu. Sie trugen Smoking, waren etwa dreißig Jahre alt, hatten dunkles, leicht gelocktes Haar und dunkle Augen.

      Ihre Gestik war sehr ausgeprägt.

      Bei ihnen war noch ein dritter Mann, mindestens zwanzig Jahre älter und grauhaarig – aber die charakteristischen Einzelheiten des Gesichts verrieten die Verwandtschaft.

      Pittkin runzelte die Stirn. Einer der Zwillinge schlug ihm auf die Schulter. „Was ist? Erinnern Sie sich nicht mehr an uns? New York… Tony und Mike Scarbucchi! Na, klingelt es wieder? So viele Zwillinge gibt es in der Welt des Big Business nun auch nicht, oder?“

      „Ich erinnere mich noch sehr gut an Sie“, sagte Pittkin leicht überrumpelt. „Auch wenn ich jetzt beim besten Willen nicht mehr sagen könnte, wer von Ihnen nun Mike und wer Tony ist.“

      „Ich bin Mike und er ist Tony! Ist doch ganz einfach. Jedenfalls für mich, weil ich weiß, dass ich Tony bin!“ Er lachte laut und ordinär. „Unser Vater hatte auch immer Schwierigkeiten, uns auseinander zu halten. Leider wurde er nicht alt genug, um das noch hinzubekommen.“

      „Bedauerlich.“ Pittkin musste sich immer ein bisschen Mühe geben, um nicht zu sehr deutlich werden zu lassen, wie sehr er sich den beiden Brüdern überlegen fühlte, die von ihrem früh verstorbenem Vater ein riesiges Mafia-Imperium geerbt hatten und jetzt bemüht waren, die von ihren Vorfahren ergaunerten Millionen reinzuwaschen.

      Immerhin gehörten die Scarbucchis zu den wichtigsten Investoren bei diesem Rennen.

      Ohne ihr Geld wäre es gar nicht zu Stande gekommen und das durfte Pittkin nicht vergessen.

      „Wir möchten Ihnen jemanden vorstellen, Eric. Unseren Onkel Enrico aus Sizilien. Wir haben da zufällig über ein paar Investitionsmodelle gesprochen und da habe ich mir gedacht, dass ich Onkel Enrico unbedingt mit Ihnen zusammenbringen müsste.“

      „Buon Giorno“, sagte Enrico Scarbucchi höflich.

      Pittkins Eindruck nach verstand der Sizilianer kaum Englisch und hatte von der bisherigen Unterhaltung so gut wie nichts mitbekommen.

      Der Organisator des Rennens deutete zur Leinwand. „Ich glaube, jetzt wird es gerade spannend. Ich schlage vor, Ihr Onkel Enrico und ich unterhalten uns später. Wir werden hier sicher noch Gelegenheit dazu finden.“

      Mike Scarbucchi wandte sich seinem Onkel zu und sagte: „Siehst du, ich habe dir ja gesagt, dass mein Freund Eric dir helfen wird, Onkel Enrico!“

      „Si, si!“, sagte Enrico, der wohl nicht viel verstanden hatte, da Mike Scarbucchi Englisch gesprochen hatte.

      Eric Pittkins Handy klingelte.

      „Sie entschuldigen mich!“, wandte er sich kurz an die drei Scarbucchis und ging ein paar Schritte weiter, eher er an den Apparat ging und sich meldete.

      „Hier ist Ray in New York“, hörte er eine Stimme.

      „Was gibt es?“

      „Die Sache mit Clement ist erledigt. Der wird uns nicht mehr schaden können.“

      „Gut.“

      „Was machen wir jetzt mit diesem FBI-Agenten?“

      „Trevellian, nicht wahr?“

      „Ja. Soll ich veranlassen, dass er aus dem Feld geräumt wird? Man könnte das so arrangieren, dass es wie ein Unfall aussieht. Ich habe schon mit jemandem in Cleveland gesprochen, der das übernehmen würde.“

      „Und ich habe mir die Wetten angesehen. Ich will, dass er erst mal bleibt.“

      „Wie bitte?“

      „Er kann maximal das wissen, was Clement wusste – und das ist nichts, was uns wirklich gefährlich werden könnte.“

      „Er wollte die Teilnehmerliste übergeben!“, ereiferte sich Ray.

      „Und wenn schon, dazu ist es doch nicht mehr gekommen, oder?“

      „Nein.“

      „Na, also! Ich will, dass Trevellian bleibt. Es steht eine Menge Geld auf dem Spiel. Sag deinem Mann in Cleveland, dass er sich bereithalten soll. Es könnte ja eine Situation eintreten, in der wir ihn doch noch brauchen.“

      „Gut.“

      Die Verbindung wurde unterbrochen.

      14

      Es war Nachmittag, als wir gerade die Abfahrt Clearfield mitten in Pennsylvania passierten und uns ein Anruf des Field Office erreichte.

      Unser Kollege Max Carter aus dem Innendienst der Fahndungsabteilung war am Apparat. Da wir die Freisprechanlage eingeschaltet hatten, konnten wir beide mithören.

      „Clement wurde tot aufgefunden!“, berichtete Max. „Man hat ihn in einem leeren Müllcontainer auf dem Firmengelände eines stillgelegten Chemieunternehmens gefunden. Glück für uns, dass sich gerade heute eine Entsorgungsfirma daran machte, die Abfälle einzusammeln und abzutransportieren, sonst hätte es noch ein Jahr dauern können, bis die Leiche gefunden worden wäre.“

      „Dann ist Clement aufgeflogen“, stellte ich fest.

      „Ja, das müssen wir annehmen“, bestätigte Max meine Befürchtung. „Ich nehme an, dass jemand ihm dabei auf die Schliche gekommen ist, als er die Teilnehmerliste an uns übergeben wollte.“

      „Ich bezweifle inzwischen, dass er das jemals ernsthaft vorhatte!“, sagte Milo. „Es könnte genauso gut etwas anderes dahinter stecken.“

      „Jedenfalls solltet ihr auf der Hut sein. Es kann sein, dass es bei der Ermordung von Clement gar nicht um euch ging – aber falls doch, könnte es sein, dass die andere Seite reinen Tisch machen will und ihr auch ins Visier geratet.“

      „Warten wir es ab. Was ist mit dem Porsche 991 Turbo?“, fragte ich.

      „Die State Police von Ohio hat einen Wagen dieses Typs gestoppt und die Papiere des Halters überprüft. Er war mehr als zwanzig Jahre zu alt, um Robert Dawn sein zu können. Definitiv.“

      „Wo fand diese Kontrolle statt?“

      „An einer Tankstelle an der Interstate 90, bei Painesville am Lake Erie, kurz vor Cleveland.“

      „Das könnte von der Strecke her passen“, sagte Milo. „Dann wäre er weiter nördlich gestartet und würde dann in Cleveland auf unsere Strecke stoßen“, stellte Milo fest.

      „Milo? Hast du nicht mitgekriegt, was ich gerade gesagt habe?“, fragte Max. „Der Mann war 67 Jahre alt. Zumindest nach den Angaben in seiner Fahrlizenz.“

      „Gehörte ihm selbst der Wagen?“, fragte ich.

      „Nein, der Wagen gehörte einem Bekannten. Aber die Kollegen haben dort angerufen und der Besitzer hat bestätigt, dass der Mann den Wagen mit Erlaubnis fuhr…“

      „Mit Schminke und den Künsten eines Maskenbildners lässt sich eine Menge machen“, stellte Milo fest.

      „Jetzt übertreib dein Misstrauen nicht“, riet Max ihm. „Der Mann schied definitiv aus. Aber wenn der nächste Porsche 911 Turbo euren Weg kreuzt und ich erfahre davon, dann werde ich es euch wissen lassen.“

      Die Verbindung wurde beendet.

      „Fang ich jetzt schon an, Gespenster zu sehen?“, fragte Milo.

      „Mir kommt die Anzahl der Sportwagen, die uns auf der Interstate begegnen auch plötzlich unverhältnismäßig zahlreich