heißen Sie?
„Knowle Callaghan.“
„Wenn Sie hier bestimmen können, wer ein und aus geht, dann sagt Ihnen sicher der Name Monty Gordon etwas.“
Der Kerl grinste. „Im Gegensatz zu Ihnen frage ich nicht jeden nach seinem Namen, der hier auftaucht!“
Clive hielt ihm den Zeigefinger wie eine Waffe entgegen. „Jetzt hören Sie mir gut zu, Mister Callaghan! Wir können Sie auch mit zur Federal Plaza nehmen, Sie erkennungsdienstlich behandeln und Ihren Namen und Ihr Gesicht durch den Computer laufen lassen. Wenn dieser Abgleich nur irgendeinen Zusammenhang mit Monty Gordon ergibt, dann werden Sie eine Menge Probleme bekommen, denn Gordon sitzt bis zum Hals im Dreck.“
„Sie suchen Gordon?“, fragte er sichtlich beeindruckt. Seine Frage diente einzig und allein dem Zweck etwas Zeit zu gewinnen. „Die Mühe, hier zu suchen, können Sie sich getrost sparen. Monty ist nicht hier.“
„Reden wir drinnen weiter. Wir würden uns nämlich gerne selbst davon überzeugen“, verlangte ich.
Knowle Callaghan knurrte irgendetwas vor sich hin. Dass er plötzlich so handzahm war, musste damit zusammenhängen, dass er auf keinen Fall mit der Justiz in Konflikt kommen wollte. Vielleicht hatte er noch eine Bewährung laufen oder war zu einem Gerichtstermin nicht erschienen.
Im Inneren von ‚The Trap’ herrschte gedämpftes Licht. Heavy Metal Musik lief im Hintergrund. Höchstens ein Dutzend Billardspieler waren an den Tischen und ließen die Kugeln über den grünen Filz schnellen.
Callaghan führte uns zum Schanktisch.
Ein hagerer Mann mit hoher Stirn stand dahinter. Er hatte die Arme verschränkt, die mit Tätowierungen übersät waren.
„Das sind FBI-Agenten, die suchen Monty“, berichtete Callaghan.
Ich hielt dem Hageren meinen Ausweis hin.
„Wollen Sie mir hier das Geschäft ruinieren oder was soll das?“, rief der Mann empört.
„Ganz ruhig!“, versuchte ihn Clive zu beschwichtigen. „Und was Ihr Geschäft angeht, so kommt es ganz darauf an, welches Geschäft Sie meinen. Gegen Billard und Bier hat bei uns niemand etwas.“
Ich ließ unterdessen den Blick durch den Schankraum schweifen. Mir fiel ein junger Mann auf. Er wirkte ziemlich schmächtig und trug eine Baseballmütze mit der Aufschrift ‚Brand New’. Er drückte sich in Richtung einer Tür, die wohl zum Hinterausgang führte. Seine Jacke glitt zur Seite und gab für einen kurzen Moment den Blick auf den Griff einer Automatik frei.
Schon der Waffenbesitz wäre Grund genug gewesen, ihn festzunehmen. Aber angesichts der unübersichtlichen Lage in dem Billard-Lokal wäre es unverantwortlich gewesen, eine übereilte Aktion durchzuführen.
Der Mann mit der Brand New-Mütze verschwand schließlich durch die Tür.
Wir waren alle über ein Head Set miteinander verbunden. Ich wandte mich leise an die Kollegen. „Da kommt jetzt ein Kerl durch den Hintereingang“, sagte ich. „Das ist zwar keines der Gesichter, die wir im Moment im Visier haben, aber ich glaube kaum, dass der sich ohne Grund aus dem Staub macht! Außerdem trägt er eine Pistole unter der Jacke.“
„Verstanden, Jesse! Er taucht hier gerade auf!“, meldete unser Kollege Jay Kronburg. „Jetzt steigt er in einen Wagen. Blauer Ford, das Kennzeichen geben wir gleich mal durch den Computer.“
Nur wenige Augenblicke war das Ergebnis da.
„Der Wagen gehört Cole Davis, zweimal wegen Drogenhandels verurteilt, saß vier Jahre auf Rikers Island und gehört mutmaßlich zu den ‚Spiders’.“
„Dann hinterher!“, meinte ich.
„Das übernehmen wir“, entschied Josy O'Leary. „Der Wagen muss gleich aus der Ausfahrt kommen und bei uns auftauchen. Dann hängen wir uns dran.“
16
FRED LAROCCA SAß AM Steuer des unscheinbaren Chevys aus den Beständen unserer Fahrbereitschaft. Josy O'Leary saß auf dem Beifahrersitz.
„’The Trap’ wird nicht der einzige Treffpunkt sein, den die Spiders kennen“, war sie überzeugt.
„Ja, nur leider kennen wir die Anderen nicht!“, gab Fred LaRocca zu bedenken.
„Was sich aber bald ändern könnte.“
„So wie Jesse das geschildert hat, machte er sich in dem Moment aus dem Staub, in dem ihm klar wurde, weswegen Clive und die anderen im Lokal sind, also denke ich, dass wir eine heiße Spur haben!“
Fred LaRocca lächelte mild.
„Optimistin!“
Josy O'Leary strich ihre schwer zu bändigende rote Mähne zurück und atmete tief durch.
Fred LaRocca hielt immer einen Abstand, der gerade eng genug war, um den Kontakt nicht zu verlieren.
Cole Davis fuhr ziemlich schnell.
Er bog zuerst rechts ein, dann wieder links – nur, um plötzlich in eine Einbahnstraße hineinzurasen.
„Das ist ein Test, aber darauf fallen wir nicht herein“, sagte Fred.
„Nimm die nächste Querstraße, dann müsste wir eigentlich wieder auf seine Spur kommen“, schlug Josy vor.
Fred LaRocca bog als in die nächste Straße links und trat das Gaspedal durch. Ein Lastwagen setzte rückwärts aus einer Einfahrt. Fred hupte und trat dann die Bremsen.
Am Rand parkten Fahrzeuge und verengten die Fahrbahn. Es gab keine Möglichkeit auszuweichen.
Mit quietschenden Reifen und ausbrechendem Heck kam der Chevy zum stehen – nur einen halben Meter bevor er seitlich in den Lastwagen hineinrutschen konnte.
Fred LaRocca schlug mit den Handballen wütend gegen das Lenkrad. „Verdammt, der Kerl ist weg!“
„Das ist einfach nur Pech, Fred!“
Fred und Josy stiegen aus.
Der Lastwagenfahrer gestikulierte aus dem Fenster seiner Fahrerkabine.
„FBI! Fahren Sie den Lastwagen weg! Sofort!“, verlangte Josy O'Leary und hielt dem Kerl ihren Ausweis entgegen.
„Einen Moment! Ich kann auch nicht hexen!“
Der Lastwagen fuhr zurück in die Einfahrt.
Fred und Josy stiegen wieder ein und der Chevy brauste die nächsten hundert Yards entlang. Die Straße, die sie anschließend erreichten, musste Cole Davis ebenfalls benutzt haben. Nur ließ sich jetzt beim besten Willen nicht mehr sagen, in welche Richtung er gefahren war.
„Wir können nur raten“, sagte Fred LaRocca.
Josy O'Leary nahm ihr Handy ans Ohr. Die Funkverbindung über das Head Set reichte nicht so weit, dass man auf diesem Weg noch die Verbindung zu den Kollegen hätte aufrechterhalten können.
Einen Augenblick später hatte unsere irischstämmige Kollegin mich am Apparat.
„Tut mir leid, Jesse, aber wir haben ihn verloren.“