Alfred Bekker

Thriller-Doppel: Erwürgt/Mördertränen


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von mir geben.“

      11

      EIN WAGEN DES EMERGENCY Service holte Jason Shaw ab. Inzwischen hatte Lieutenant Alexander seine Arbeit am ersten Tatort beendet und traf nun bei uns ein. Ich bat ihn darum, Beamten zu Shaws Bewachung abzustellen.

      Barry Alexander seufzte. „George Rizzo und Wayne Smith - zwei Morde innerhalb so kurzer Zeit und so nahe beieinander. Das hat man selbst in meinem Revier selten - und hier in der Bronx sind wir schon einiges gewohnt.“

      „Wir müssen abwarten, ob beide Fälle wirklich zusammenhängen“, sagte Milo.

      „Gehen wir den bisher ermittelten Tathergang doch mal durch“, schlug ich vor. „Jason Shaw wartet auf seinen Crack Dealer und wird von den ‚Spiders’ verprügelt. Der Dealer – Rizzo – taucht auf, bekommt von Monty Gordon persönlich einer Kugel durch die Schulter.“

      „Wahrscheinlich hat er noch ein paar nette Worte zu hören bekommen - so nach der Devise: Lass dich hier mit deinem Stoff nie wieder blicken. Das Gebiet gehört uns!“, ergänzte Milo.

      „Dann haben sie diese Jagd veranstaltet, von der Shaw sprach.“

      „Damit er sich das Ganze gut merkt.“

      „Aber wieso ihn dann noch erschießen?“, fragte ich.

      „Das werden wir genauer wissen, wenn wir diese ‚Spiders’ verhaftet und ihre Waffen überprüft haben, Jesse. Wenn erst feststeht, wer geschossen hat, ist vielleicht auch bald die nötige Gesprächsbereitschaft vorhanden.“

      „Wie passt Wayne Smith da hinein?“, fragte ich.

      „Ganz einfach, der hat den Wagen gesehen, große Augen gekriegt und dachte, dass er sich so eine Gelegenheit nicht entgehen lassen darf“, schlug Milo zur Erklärung vor.

      „Trotzdem bleibt die Frage: Wieso bekommt er dann gleich darauf eine Kugel in den Kopf, Milo?“

      „Leider spricht der Killer nicht mit uns. Aber das kann sich ja noch ändern.“

      Lieutenant Alexander mischte sich nun in das Gespräch ein. „Eines steht jedenfalls fest“, sagte er. „Der Mann, der Smith und unseren Kollegen erschossen hat, hätte das niemals getan, wenn er dazu nicht die Erlaubnis der ‚Spiders’ gehabt hätte.“

      „Dann ist diese Gang der Schlüssel zu allem“, meinte Milo.

      Lieutenant Alexander nickte.

      „Das sehe ich genauso.“

      Wir gingen zum Wagen und gingen mit dem eingebauten Rechner Online. Unter dem Namen Monty Gordon war über das Datenverbundsystem NYSIS eine ganze Palette von Einträgen abrufbar. Er hatte einiges an Vorstrafen auf dem Kerbholz. Körperverletzung und Drogendelikte. Außerdem kamen bei ihm einige Jahre auf Rikers Island zusammen. Aber in den letzten fünf Jahren war es stiller um ihn geworden. Er hatte sich offenbar nicht mehr so leicht erwischen lassen. Jetzt war er fünfunddreißig. Die letzte Adresse war vier Jahre alt und lag in der 142. Straße, wo damals seine Mutter gewohnt hatte.

      Auch Wayne Smith und Jason Shaw überprüften wir. Shaw hatte noch eine Bewährung wegen Diebstahl laufen. Es handelte sich wohl um Beschaffungskriminalität zur Finanzierung seiner Crack-Sucht.

      „Darum wollte der partout in nichts hineingezogen werden“, stellte Milo fest.

      Außerdem überprüften wir noch den Killer, der Wayne Smith und unseren NYPD-Kollegen Sergeant O’Leary abgeschossen hatte. Aber die Suche gestaltete sich nicht so leicht. Es gab zweiundzwanzig straffällig gewordene Männer im Big Apple, die James Myer hießen und in der Vorstrafenkartei zu finden waren. Leider stimmte keines der Bilder, die wir über NYSIS anwählen konnten, mit dem Mann überrein, den wir verhaftet hatten.

      „Ich hab’s dich gewusst“, stieß ich hervor. „Der Name im Führerschein stimmte nicht.“

      „Oder unser Miste Myer war bisher ein Unschuldslamm und ist hier deswegen nicht registriert“, gab Milo zu bedenken.

      „Glaubst du das wirklich?“

      „Es wäre schon sehr unwahrscheinlich“, gab Milo zu. „Dann sollten Max und unsere Kollegen vom Innendienst die Sache übernehmen. Wir verzetteln uns doch hier nur!“

      Sandra Dominguez kam an unseren Sportwagen. Die Mitarbeiterin der SRD klopfte gegen meine Scheibe, woraufhin ich sie hinunterließ.

      „Ich habe noch zwei Dinge, die ich Ihnen gerne über Wayne Smith sagen würde, Agent Trevellian.“

      „Bitte!“

      „Erstens war er selbst wohl auch cracksüchtig. Die Autoknackerei finanzierte ihm vielleicht die Sucht. Wir haben Spezialwerkzeug in seinen Jackentaschen gefunden, die einem beim Kurzschließen helfen könnten. Und zweitens...“

      „Machen Sie es nicht so spannend!“

      Sie reichte mir eine Visitenkarte. Sie war in Cellophan eingepackt. „HELP“, murmelte ich. „Das kommt mir bekannt vor. Rizzo hatte auch so eine Karte bei sich.“

      „Ja, aber drehen Sie diese mal um!“

      Auf der anderen Seite war handschriftlich eine Handynummer notiert, dazu ein Name: James.

      „Dieser James könnte einer der Mitarbeiter von HELP sein“, glaubte Milo.

      „Fragen war dort einfach mal nach, ob jemand bei HELP unsere Fragen beantworten kann.“

      12

      NACHDEM DIE ARBEITEN am Tatort beendet waren, fuhren Milo und ich zu Monty Gordons letzter Adresse.

      Eine Frau in den Sechzigern öffnete uns ihre Apartmentwohnung im fünften Stock eines Mietshauses. ‚Jennifer Gordon’ stand am Klingelschild.

      „Sie lebt also noch immer hier!“, meinte Milo.

      „Allerdings glaube ich kaum, dass sie uns viel über Ihren Sohn verraten wird!“

      „Abwarten, Jesse.“

      Sie öffnete die Tür nur einen Spalt. Milo hielt ihr den Ausweis entgegen. „Milo Tucker, FBI. Mrs Gordon, wir suchen Ihren Sohn Monty.“

      „Er ist nicht hier!“, behauptete Mrs Gordon.

      „Dann haben Sie sicher nichts dagegen, wenn wir uns davon überzeugen“, ergriff ich das Wort. „Außerdem würden wir Ihnen bei der Gelegenheit gerne ein paar Fragen stellen.“

      „Wer ist da?“, rief eine Männerstimme