A. F. Morland

Todesspiel ohne Skrupel - Zwei Thriller


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wir uns auf dem Weg zur 150. Straße befanden.

      Ich grinste.

      "Das gäbe einen mittleren Menschenauflauf!"

      "Und vermutlich wäre er auch dann weg, wenn wir ihn mit einer langen Kette am nächsten Laternenpfahl anschließen würden!"

      Ich fuhr ziemlich schnell. Gerade noch an der oberen Grenze des Erlaubten.

      Rooneys Adresse war nicht mehr aktuell. Wir verbrachten einige Zeit damit, uns in der Gegend nach ihm zu erkundigen und zeigten dabei auch Donatos Bild herum. Keinen von beiden wollte irgend jemand kennen.

      Rooney fanden wir schließlich doch.

      Ein ehemaliger Hausmeister verriet uns, dass er ein paar Blocks weitergezogen war. Vor einem halben Jahr.

      Rooneys neue Wohnung lag in einem heruntergekommenen Block, der bestimmt schon einmal bessere Zeiten gesehen hatte. Die Fassade blätterte von den Wänden.

      In der unteren Etage waren früher einmal Geschäftsräume gewesen. Das war deutlich zu sehen.

      Jetzt war das Erdgeschoss mit Brettern vernagelt.

      Die kleinen Geschäftsleute waren aus der Gegend geflohen.

      Sie hatten einfach die Nase voll davon, dauernd überfallen zu werden oder das Fell von Schutzgelderpressern über die Ohren gezogen zu bekommen, die dafür oft noch nicht einmal den versprochenen Schutz gewährleisten konnten.

      Für viele war das einfach auch finanziell nicht durchzuhalten gewesen. Wenn sich die Schadensfälle häuften, kündigten die Diebstahlversicherungen ihre Verträge. Und dann wurde es eng. Jeder weitere Vorfall konnte dann den Ruin bedeuten.

      "Trostlos, zu sehen, wie so ein Straßenzug vor sich hinstirbt", meinte Milo.

      Es war wirklich deprimierend.

      Wir stiegen aus.

      Ich blickte mich um. An der nächsten Ecke lungerten ein paar Kids herum und beobachteten uns mit Gesichtern, die voller Misstrauen waren.

      Ein paar hundert Meter weiter befand sich ein Grundstück, das von einem großen Trümmerhaufen gekennzeichnet wurde.

      Große Betonbrocken lagen auf einem riesigen Haufen, der wie eine bizarre Skulptur der Zerstörung wirkte. Offenbar war hier einer der Blocks vor kurzem abgerissen worden. Mit welchem Hintergedanken auch immer.

      Jetzt brannte dort ein Feuer.

      Ein paar Obdachlose saßen auf rostigen Fässern um das Feuer herum und wärmten sich die Finger.

      Auch ihre Blicke waren auf uns gerichtet.

      Wir gehörten nicht hier her und darüber konnten auch noch so viele Rostbeulen in unserem Dienstwagen nicht hinwegtäuschen.

      Hier waren wir Outsider, denen man mit einer Mauer des Schweigens begegnete. Für gewöhnlich jedenfalls.

      Der Eingang war offen. Das Türschloss herausgebrochen. Milo und ich betraten das Treppenhaus. Der Aufzug war defekt. Auf dem dritten Absatz lag eine benutzte Spritze auf dem Boden.

      Rooney wohnte im 5. Stock.

      Jedenfalls war das die letzte Adresse, die wir von ihm hatten.

      Ich klopfte an seiner Tür. Das Türschild war kaum zu lesen, die Klingel defekt.

      "Mr. Rooney! Bitte machen Sie auf."

      Es kam keine Antwort.

      "Mr. Greg Rooney! Hier spricht der FBI! Machen Sie die Tür auf! Wir wollen Ihnen nur ein paar Fragen stellen..."

      Jetzt waren Geräusche von der anderen Seite der Tür zu hören.

      Das Schloss wurde geöffnet.

      Dann rief einen Augenblick später eine brüchige, heisere Stimme: "Drücken Sie die Klinke herunter. Sie können hereinkommen..."

      Ich öffnete die Tür.

      Der Raum, den wir betraten, war mit ziemlich heruntergekommenem Mobiliar ausgestattet. Abgewetzte Polstermöbel, eine klobige Couch und Schränke aus Spanplatte.

      Die Tapete hatte noch ein poppiges Blumenmuster, wie es vielleicht in den Siebzigern populär gewesen war.

      Schimmelpilz fraß sich an einigen Stellen die Wände empor.

      Und es war lausig kalt.

      In der Tür zum Nebenraum stand ein Mann in den Sechzigern mit einer abgesägten Schrotflinte in der Hand.

      Aus den Augenwinkeln heraus hatte ich ihn hervorspringen sehen und eine Sekunde zu langsam reagiert. Meine Hand war zur Hüfte gegangen, um die Pistole vom Typ Sig Sauer P226 aus dem Gürtelholster herauszureißen.

      Milo war schneller gewesen.

      Er hatte seine Waffe in Anschlag gebracht und auf den Kerl in der Tür gerichtet.

      Es war Greg Rooney.

      Ich erkannte ihn sofort von den Fotos wieder, die ich auf dem Computerbildschirm von ihm gesehen hatte. Allerdings musste man schon genau hinsehen. In der letzten Zeit hatte er sich nicht gerade zum Positiven verändert. Er wirkte ungepflegt und ziemlich vernachlässigt. Graue Bartstoppel standen ihm im Gesicht. In der ganzen Wohnung hing ein penetranter Geruch nach Bier und Erbrochenem.

      Rooney zitterte.

      "Die Waffe weg", sagte Milo. "Es liegt nichts gegen Sie vor. Außer ein paar Fragen, wollen wir nichts von Ihnen!"

      "FBI?" Er lachte heiser. In seinen Augen flackerte es unruhig. Er machte einen nervösen Eindruck. Und angesichts der Tatsache, dass er mit seiner abgesägten Schrotflinte vermutlich alle, die sich im Raum befanden einschließlich seiner eigenen Person schwer verletzten konnte, sobald er den Abzug betätigte, war es das beste, ihn nicht unnötig zu reizen.

      Milos Waffe und die Schrotflinte.

      Das war eine Pattsituation.

      Keiner der Läufe senkte sich.

      "Na, los!", schrie Rooney. "Runter damit!"

      "Haben Sie nicht verstanden?", erwiderte ich. "Wir sind..."

      Er lachte heiser. "Was glauben Sie, mit welchen Tricks schon versucht wurde, hier einzubrechen. Ist aber keinem gut bekommen."

      "Ich hole meinen Ausweis, Mr. Rooney..."

      "Glauben Sie, dass Sie mich damit beeindrucken können?"

      Ich griff in die Tasche. Vorsichtig und langsam genug, dass er alles mitverfolgen konnte.

      Und dann hielt ich ihm das Ding so hin, dass er es deutlich sehen konnte.

      "Bis jetzt ist nichts passiert", gab ich zu bedenken. "Aber falls sie hier Theater machen, könnte man das als Angriff auf zwei Bundesbeamten werten. Und das würde bedeuten, dass Sie den Rest Ihrer Tage hinter Gittern verbringen würden."

      Er zögerte noch.

      Nervös blickte er von einem zum anderen. Er schien es nicht so recht glauben zu können. Dann ließ er schließlich die Schrotflinte sinken.

      Aber er behielt sie in der Hand, bereit sie jederzeit wieder hochzureißen.

      Milo senkte die P 226 etwas.

      Aber auch er blieb auf der Hut.

      "Was wollen Sie?", fragte er.

      Ich steckte den Ausweis wieder weg.

      Stattdessen holte ich einen Computerausdruck heraus. In kalendergroßem Format war darauf das Gesicht von Joe Donato zu sehen.

      "Kennen Sie den Mann?"

      "Nie gesehen!"

      Ich sandte ihm einen eisigen Blick zu. "Wenn Sie glauben, Sie können uns nach Lust und Laune belügen, Mr. Rooney, dann sind Sie schief gewickelt. Wir können die Sache auf mehrerlei Weise