Pete Hackett

Die Stunde der Revolverschwinger: Wichita Western Sammelband 7 Romane


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      „Du hast ihn?“, raunte Jimmy.

      „Ja, ja!“, antwortete Hep. „Er liegt hier vor meinen Füßen, wie ein fauler Bernhardiner in der Sonne. — Ob uns Marie gesehen hat? Ich kann mir das gar nicht vorstellen.“

      „Bestimmt nicht!“, erwiderte Jimmy, während er angestrengt in die Richtung spähte, in der die drei Männer Marie gefolgt waren. Es war aber zu dunkel. Er hörte sie auch nicht mehr. „Die Burschen hatten eine Auseinandersetzung, und diese Augenblicke hat Marie genutzt.“

      „Wir müssen aufpassen. Sie werden die Frau bestimmt erwischen.“

      „Pack den Burschen auf ein Pferd, Hep, und führe die Tiere weg“, sagte Jimmy. „Ich warte hier.“

      Sie hörten einen der Männer rufen. Flüche drangen aus der Nacht.

      Jimmy war Hep behilflich, den bewusstlosen Banditen auf ein Pferd zu binden. Dann führte Hep die vier Pferde langsam davon. Jimmy nahm das Gewehr wieder in beide Fäuste und lauschte gebannt. Geräusche klangen von einem höher gelegenen Platz herab. Aber dann drang das Geschrei eines Mannes aus ganz anderer Richtung zu ihm.

      Jimmy blickte auf das Feuer. Die auseinandergezogenen Scheite brannten und qualmten. Er ging hin und kehrte sie mit dem Fuß zusammen, dass es wieder loderte. Danach kehrte er zur Felswand zurück. Von Hep und den Pferden war nichts mehr zu hören.

      Plötzlich tauchte ein Mann vor ihm aus der Dunkelheit auf. „Diese Hexe!“, schimpfte er. „Entweder ist sie in die Berge hinauf, oder sie kommt tatsächlich gleich hier an, um sich ein Pferd zu holen.“

      Jimmy hob das Gewehr. Er wollte den Mann näher kommen lassen. Doch da schwenkte er plötzlich wieder ab und war Augenblicke später wieder verschwunden.

      „Pinky!“, schrie jemand in einiger Entfernung. „Da ist sie!“

      Jimmy wartete gespannt. Aber er hörte dann lange nichts mehr. Nach einer Weile kam Hep die Felswand entlanggeschlichen.

      „Sie sind zäh, die Brüder!“, meinte er. „Sie suchen sie immer noch, was?“

      „Die Halunken wissen schließlich, was sie an ihr haben“, erklärte Jimmy. „dass sie überhaupt noch frei herumlaufen, haben sie allein ihr zu verdanken.“

      Da näherte sich wieder ein Mann der Feuerstelle. Jimmy und Hep pressten sich gegen die Felswand und nahmen die Gewehre hoch.

      „Ellys, wir haben sie!“, rief er japsend.

      Jimmy und Hep warteten, bis er in den Feuerschein kam, dann traten sie aus dem Nachtschatten der Felswand.

      Es war Mart Simpson. Er blieb stehen und starrte ihnen entgegen.

      „Lass den Revolver fallen!“, raunte Hep. „Deinen Ellys, den haben wir schon.“

      Mart Simpson hielt die Waffe in der Faust. Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde er sie achtlos wegwerfen. Doch da waren Stimmen in der Nähe zu vernehmen. Keine Zweifel, die anderen beiden kamen mit Marie zurück. Für Simpson war das jedoch nicht ausschlaggebend. Er blickte auf Forsters Sattelpacken, in dessen Ledertaschen das gesamte Geld steckte, und hinter dem Jimmy und Hep standen. Nur darum ging es ihm.

      Er sprang plötzlich zurück und riss den Colt hoch. Sein Revolver knallte zweimal, während er bereits selbst getroffen wurde. Die Echos der Schüsse hallten wie Donnerschläge durch die Bergnacht.

      Hep hatte einen Satz nach rechts gemacht. Jimmy hatte sich nur geduckt. Sie trafen beide, während die Geschosse ihres Gegners hinter ihnen die Felswand aufschrammten.

      Mart Simpson kam in den Feuerschein zurückgewankt, ließ den Colt nun fallen und krallte die Fäuste in die Jacke, als habe er die Absicht, sich etwas aus dem Körper zu reißen. Dann sackte er in die Knie und fiel vornüber in das Feuer hinein.

      Jimmy lief um ihn herum, packte ihn an einem Stiefel und zog ihn aus der Glut. Seine Jacke brannte. Er klopfte die Flammen aus und lauschte dabei gebannt. Aber es war nichts mehr zu hören. Die Schüsse hatten die anderen gewarnt.

      „Sie rennen zurück!“, schnaufte Hep an der Felswand. „Sie fliehen!“

      Jimmy ging zu ihm an die Felswand, um wieder in deren Schlagschatten zu sein. Aber er konnte nur Heps Atem vernehmen und das Prasseln des trockenen Holzes. Wind kam mit einmal auf, und die Böen fuhren in das Feuer hinein, dass die Flammen aufleckten.

      Jimmy sah sich unbehaglich um. „Verziehen wir uns, bevor sie zurückkommen, um uns mit der Frau zu erpressen. Die werden sehr bald merken, dass wir nur zu zweit sind.“

      „Sie werden in die Berge fliehen“, raunte Hep. „Da hinterlassen sie zu Fuß überhaupt keine Spuren.“

      Jimmy starrte in die Dunkelheit. „Bringen wir erst einmal ihre Pferde in Sicherheit, bevor sie hier auftauchen und uns zwingen, die Tiere wieder herauszurücken. Lauf schon! Ich nehme den Verletzten mit.“

      Hep glitt davon und verschwand hinter Jimmy in der Dunkelheit. Jimmy wartete noch einen Augenblick, dann ging er zum Feuer, hob den Mann auf die Schulter und folgte Hep. Dabei sah er sich ständig um. Er blieb auch hin und wieder stehen, um zu lauschen. Aber er hörte nichts mehr.

      10

      Forster blieb lange an der Felswand stehen und lauschte angestrengt. Aber nur Maries heftiger Atem war zu vernehmen. Manchmal schnaufte auch Hackett, der die Frau festhielt und ihr jedes Mal den Mund verschloss, sobald er das Gefühl hatte, dass sie schreien wollte.

      Plötzlich hörten sie in der Ferne Hufschlag. Er entfernte sich rasch.

      Forster fluchte und blickte zum Feuer. Er konnte aber nicht erkennen, ob die dunklen Schatten dort ihre Packen oder tote Männer waren.

      „Die Simpsons sind ziemliche Idioten!“, schimpfte er verhalten.

      Hackett presste die Frau fester an sich. „Sie hat uns das eingebrockt, Pinky!“

      ,,Warte hier mit ihr!“, raunte Forster. Dann setzte er sich langsam in Bewegung. Er lief an der Felswand entlang auf das Feuer zu, blieb nach wenigen Schritten immer wieder stehen, duckte sich und versuchte angestrengt die Dunkelheit ringsum zu durchdringen. Dann lief er am Feuer vorbei und stellte erleichtert fest, dass es ihre Packen waren, die am Feuer lagen. Auch die Sättel der Simpsons lagen noch dort. Er konnte seine Neugier bezähmen, zuerst nachzusehen, ob sich das Geld noch in seinen Satteltaschen befand, lief geduckt weiter, bis er den Platz erreichte, an dem sie die Pferde angeleint hatten. Er wartete, bis ihn Hackett raunend rief. Dann machte er kehrt und ging zum Feuer.

      Hackett tauchte an der Felswand mit Marie auf, wagte es aber nicht, in den Feuerschein zu kommen.

      Forster presste die Hand auf die Satteltaschen, knöpfte eine auf, fühlte das Geld und schnallte die Taschen vom Sattel. Nachdem er sich noch einmal umgesehen hatte, warf er sie sich über die Schulter, nahm ihre Gewehre und lief zu Hackett und Marie.

      „Komm!“, sagte er. „Wir müssen zu Fuß weiter.“

      Hackett fluchte. „Und unsere Sättel?“

      „Die sind wertlos geworden“, erwiderte Forster trocken und lief los.

      Hackett stieß Marie wütend vorwärts. „Schlange!“, schimpfte er. „Hau bloß noch einmal ab! Dann wirst du hinterher etwas zu erdulden haben. Das schwöre ich dir.“

      „Lass sie in Ruhe, Pinky!“, verlangte Forster. „Wir haben das Geld, und wir haben es jetzt für uns. Das ist doch auch etwas.“

      „Aber dafür treten wir uns jetzt die Füße blutig!“, schimpfte Hackett. „Und sobald die Hundesöhne wieder auftauchen, können wir nicht schnell genug weg.“

      „Wir suchen uns einen Pfad, auf dem sie zu Pferd nicht folgen können“, meinte Forster. „Damit wäre die Sache ausgeglichen.“

      „Deinen