Pete Hackett

Die Stunde der Revolverschwinger: Wichita Western Sammelband 7 Romane


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aufhören“, quengelte er dann.

      Jimmy räusperte sich nicht einmal. „Himmel und Hölle!“, schimpfte Hep. „Mir wächst der Hintern an den Sattel.

      Begreifst du nichts? Entweder wir reiten jetzt hinunter und sehen nach, was die treiben, oder wir kehren um.“

      „Wir tun weder das eine noch das andere“, sagte Jimmy und stieg ab.

      Hep suchte in der Dunkelheit seinen Blick. „Bist du wirklich davon überzeugt, dass die Schurken auf der Marek-Ranch sitzen?“

      „Die letzte Gewissheit fehlt mir noch“, erklärte Jimmy. „Steig ab! Wir warten, bis entweder mein Vater oder die Sonne kommt.“

      Hep blieb im Sattel hocken. „Warum reiten wir nicht einfach hinunter und nehmen die Bude auseinander, zum Teufel? Haben wir uns nicht genug Nächte um die Ohren geschlagen? Außerdem habe ich für diese Hundesöhne eine Menge Staubzucker im Rohr.“

      „Du wirst deinen Staubzucker schon noch loswerden“, meinte Jimmy trocken.

      Hep schwang sich vom Pferd. „Hoffentlich nicht erst, wenn ich ein alter Mann bin. Worauf wollen wir denn hier warten?“

      „Bis etwas zu sehen ist!“

      Die Zeit verging. Zunächst noch warteten sie eigentlich darauf, dass Buster Tom, Jimmys Vater, angeritten kommen würde. Aber sein Pferd war nicht zu hören. Nur das ferne Licht leuchtete aus der Nacht zu ihnen herauf, bis es in dem Grau des neuen Tages allmählich verlöschte.

      Ein Posten war dort unten nicht zu sehen. Es gab überhaupt keine Anzeichen dafür, dass sich die Banditen auf der Marek-Ranch aufhielten. Doch Buster Tom befand sich noch dort unten. Damit war ihnen klar, dass sie die Fährte aufgestöbert hatten, nach der das ganze County suchte.

      Sie warteten, dass sich dort unten Männer zeigen würden, die ihre Vermutungen bestätigten. Doch auf der Marek-Ranch blieb alles still.

      Als sie die Pferde sattelten, um hinunterzureiten, tauchten im Süden Reiter auf.

      „Wir erhalten Verstärkung, Jimmy“, meinte Hep. „Da kommt Matt Jackson mit der Ranchmannschaft.“

      „Nicht Matt allein“, sagte Jimmy. „Auch die Männer aus Tucson sind dabei.“

      Es waren fast dreißig Mann. Die Circle C-Mannschaft und Rip O’Hagan mit einer Posse aus Tucson.

      Jimmy und Hep sattelten die Pferde und gingen ihnen dann den Hang hinab entgegen. Viel zu besprechen gab es nicht.

      „Sie sitzen also auf der Marek-Ranch“, meinte Rip O’Hagan. „Wie gehen wir vor? Die Schufte haben schließlich Geiseln.“

      „Well!“, brummte Matt Jackson. „Die Mareks, die Frau und unseren Boss“, stellte er fest.

      „Ihr schließt den Kessel ein“, sagte Jimmy. „Ich reite mit Hep hinunter. Dann sehen wir schon weiter. Aber keine Unvorsichtigkeiten, die Unschuldigen das Leben kosten könnten. Ihr lasst euch vorläufig nicht blicken.“

      Rip O’Hagan raufte sich das Haar. „Die beiden Mareks, Marie und Buster Tom! Dann auch ihr. Da können wir unsere Gewehre praktisch einrosten lassen.“

      „Wieso auch noch wir?“, grinste Hep. „Jimmy und ich sind doch gewarnt.“

      „Es ist wichtig, dass wir erst feststellen, was sich auf der Ranch abspielt“, erklärte Jimmy. „Wir wollen zunächst einmal sehen, um wie viele Burschen es sich handelt. Wenn wir alle sofort hinunterreiten, machen wir das Gesindel nur scheu.“

      Damit waren die Männer einverstanden. Jimmy und Hep kehrten auf den Hügelkamm zurück, während die Reiter ausschwärmten und den Kessel, in dem die Marek-Ranch lag, zu umzingeln begannen. Als ihnen Matt Jackson ein Zeichen gab, stiegen sie auf die Pferde und ritten zur Ranch hinunter.

      „Sieht verdammt verlassen aus“, meinte Jimmy.

      „Das ist der beste Eindruck, für den die Schurken sorgen können“, erwiderte Hep.

      Als sie in den Hof einritten, ging die Tür auf, und Jack Marek trat auf die Schwelle.

      „Hallo, Jack!“, rief Jimmy. „Als wir das letzte Mal hier gewesen sind, hat uns noch John empfangen.“

      Hep warf Jimmy einen kurzen Blick zu. Aber er verstand schon, weshalb Jimmy den jungen Marek an dessen Bruder erinnerte.

      Jack Marek kam zu ihnen, als sie am Hitchrack aus den Sätteln stiegen, und gab jedem die Hand.

      „Ich werde meinen Vater in die Stadt bringen und mich dann selbst auf die Suche nach den Banditen machen, die John umgebracht haben“, erklärte er. „Oder habt ihr eine Nachricht für mich, die uns Mareks endlich beruhigen könnte?“

      „Nein!“, erwiderte Jimmy. „Ich möchte mit meinem Vater sprechen.“

      Jack lächelte. „Mit meinem Alten?“

      „Nein!“, versetzte Jimmy wieder. „Du hast richtig gehört.“

      „Wie kommst du darauf?“

      „Wir wissen, dass Buster Tom hier ist“, sagte Hep. „Seit gestern Abend, Jack!“

      „Ich verstehe zwar kein Wort“, sagte Jack. „Aber ich schwöre euch ...“

      „Lass uns ins Haus!“, unterbrach ihn Hep.

      Jack sah von einem zum anderen und trat zur Seite.

      „Geh voran!“, sagte Jimmy.

      Jack Marek zuckte die Schultern und setzte sich in Bewegung. Jimmy und Hep folgten ihm. Hep sah sich dabei lauernd und gespannt um.

      Der alte Marek saß auf seinem Stuhl. Jimmy und Hep grüßten höflich.

      „Sie suchen den alten Copper“, sagte Jack zu seinem Vater. „Ist er hier gewesen, Vater? In den letzten vierundzwanzig Stunden.“

      Der alte Marek sah Jimmy lange an. Dann schüttelte er den Kopf.

      „Hep, sieh im Stall nach, ob sein Brauner dort steht!“, sagte Jimmy.

      „Traut ihr uns nicht?“, fragte Jack scharf.

      Jimmy sah ihn an und lächelte. „Wenn ich meinen Vater in Gefahr weiß, traue ich niemandem.“

      Jack starrte ihn an. „Soll das eine Beleidigung sein?“

      „Nein!“

      „Ich fasse das aber so auf!“, bellte Jack.

      „Hep, sieh nach!“

      „Mr. Copper ist nicht hier“, sagte der alte Marek. „Geht wieder, Jimmy. Reitet!“

      Seine Stimme hatte beschwörend geklungen, und Jimmy und Hep war das nicht entgangen.

      „Jack, hier ist doch etwas nicht in Ordnung“, sagte Jimmy.

      „Wie kommst du darauf? Du spinnst!“, zischte Jack.

      „Ihr könnt euch ja noch eine Weile darüber unterhalten“, sagte Hep trocken. „Ich bin gleich wieder da.“

      Hep ging zur Tür.

      „Halt, verdammt!“, bellte Jack. „Wohin?“

      „Lass ihn gehen“, sagte Jimmy scharf.

      Jack sah Jimmy wütend an. Jimmys Hand lag auf der Waffe, und Jack wusste, wen er vor sich hatte.

      Die Hand auf dem Eisen, trat Jimmy an die Seite des alten Marek. „Sie müssen das verstehen, Mr. Marek. Es geht um meinen Vater. — Sie sollten sich jetzt erklären.“

      „Also meinetwegen kommt!“, schnaufte Jack, um seinen Vater nicht zu Wort kommen zu lassen. „Sehen wir im Stall nach, in der Scheune. Danach könnt ihr auch das Haus durchsuchen und im Kleinviehstall umherkriechen. — Doch dann, Copper, lasst euch hier nicht mehr sehen.“