Peter Weigandt

Zeit und Ort im Markusevangelium


Скачать книгу

49; 7,31), benachbarte Gebiete Syrophöniziens (7,24.31) und der Gaulanitis (8,22.27), die teils zur Tetrarchie des Philippus und teils zur Dekapolis gehörte, und Teile dieser wohl erstmals von Markus so bezeichneten Gegend (5,1.20; 7,31; s.u. S. 72-79). Im zehnten Kapitel wechselt der Schauplatz in die „Gebiete von Judäa jenseits des Jordans“ (10,1), die mit dem von Josephus (BJ III 3,3) Peräa genannten Territorium identisch sein dürften und seit 44 zur römischen Provinz Iudaea gehörten, sowie nach Judäa (10,46), seit dem Jahr 6 Teil dieser Provinz (s.u. S. 102-105). In den Kapiteln 11 bis 16 ist nur noch Jerusalem mit seiner nächsten Umgebung Ort des Geschehens. So wie Markus die Wege Jesu nachzeichnet, wäre dieser nicht über das hier umrissene Gebiet hinausgelangt, das heute unter die Staaten Israel, Libanon, Syrien und Jordanien sowie das Westjordanland aufgeteilt ist.

      Die meisten Orte und Territorien, die im Evangelium mit Namen genannt sind, werden im markinischen Itinerar Jesu je einmal von Jesus aufgesucht. Ausnahmen sind nur Galiläa mit dem See Gennesaret und seinen Ufern, Kafarnaum, die Dekapolis sowie Jerusalem und Betanien.

      Den Antworten auf diese Fragen müßte sich entnehmen lassen, ob Markus überhaupt willens und in der Lage war, ein ein- und durchsichtiges Zeit-Raum-Gefüge für das Geschehen zu schaffen, von dem er berichtet, und ob er zwischen den so zusammengehaltenen Ereignissen Beziehungen entstehen läßt, die über bloße Verbindungen bestimmter Ereignisse mit bestimmten Zeiten und Orten hinausgehen.

      Immer wieder sind Versuche unternommen worden, Antworten auf diese Fragen zu finden. Ich nenne aus der Forschungsgeschichte nur einige Namen, die für einen je anderen Ansatz stehen, angefangen mit William Wrede, Karl Ludwig Schmidt, Rudolf Bultmann, Martin Dibelius, Ernst Lohmeyer, Willi Marxsen, James McConkey Robinson, Walter Schmithals, Cilliers Breytenbach, Gerd Theißen, Adela Yarbro Collins, Marie-Eve Becker, Paul-Gerhard Klumbies, Bärbel Bosenius … Sie alle haben ihre eigene Lösung, aber ob es die »richtige« ist, wird wohl für immer offen bleiben.