selbst erstellten Anlagen, werden die Herstellungskosten bzw. Einstandspreise angesetzt. Werden in jedem Jahr die in diesem Jahr erzielten Preise angesetzt, so wird z. B. vom „BIP in jeweiligen Preisen“ oder kurz vom „nominalen BIP“ gesprochen. Allerdings tritt bei einer solchen Bewertungsmethode das Problem der jährlichen Preissteigerungen auf, die den Nominalwert erhöhen können, ohne dass der Realwert und damit die Güterversorgung entsprechend gestiegen sind.
Freiheit von Geldillusion durch Realgrößen
Besteht Freiheit von Geldillusion (vgl. Abschnitt 6.1.3) und demnach ein Informationsinteresse am Realwert, wird das Problem der Preisänderungen dadurch umgangen, dass die Preise künstlich konstant gehalten werden. Im Gegensatz zum nominalen BIP in jeweiligen Preisen wird daher beim realen BIP in konstanten Preisen eine Preisbereinigung vorgenommen. Das Bereinigungsverfahren erfolgt mit statistischen Methoden, die relativ komplex sind. Für die Interessierten sei es kurz beschrieben:
Preisbereinigung anhand eines Kettenindex
Das mengenmäßige BIP-Volumen eines Jahres (BIPV) wird mit dem auf das Vorjahr normierten Preisindex (P) bewertet. Damit ist sichergestellt, dass die entsprechende Wertänderung fiktiv nur die Mengenänderung widerspiegelt. Die Zeitreihe des realen BIP wird in der offiziellen Statistik nur als Kettenindex ausgewiesen. Zur Ermittlung dieses Kettenindex wird zunächst jeder preisbereinigte Jahreswert des BIP ins Verhältnis gesetzt zum Vorjahreswert des BIP in laufenden Preisen (Volumenindex nach Laspeyres). Die Berechnungsmethode für diesen Teilindex des realen BIP lautet z. B. für das Jahr 2010:
Für das Jahr 2009 würde sich entsprechend ergeben:
Um eine fortlaufende Indexreihe zu erhalten, werden die Teilindizes miteinander verkettet. Dazu wird zunächst der preisbereinigte BIP-Wert eines Referenzjahres (z. B. für das Jahr 2009) gleich hundert gesetzt und so der erste Kettenindex gebildet. Die Kettenindizes der Folgejahre werden dadurch ermittelt, dass der Teilindex eines jeden Jahres mit dem Kettenindex des Vorjahres durch Multiplikation verknüpft wird. In obigem Beispiel ergibt sich dann z. B. für das reale BIP im Jahr 2010 folgender Wert des Kettenindex:
Der Kettenindex für das Jahr 2011 würde entsprechend lauten:
Die Kettenindizes der weiteren Jahre lassen sich entsprechend berechnen. Der verkettete Absolutwert für das reale BIP eines bestimmten Jahres kann bei Bedarf dadurch zurückermittelt werden, dass der Kettenindex des betreffenden Jahres mit dem Kettenindex und dem Absolutwert des realen BIP für ein Referenzjahr (z. B. für das Jahr 2009) durch Multiplikation verknüpft wird.
Wer wissen will, wie sich die volkswirtschaftliche Güterversorgung im Zeitablauf mengenmäßig verändert hat, benötigt die Wachstumsrate (W) des realen BIP (WBIP). Sie lässt sich anhand der Kettenindexreihe des preisbereinigten BIP relativ einfach nach folgender Methode ermitteln:
Wachstumsrate des realen BIP zeigt Veränderung der Güterversorgung
WBIP zwischen den Jahren 2011 und 2010 in Prozent:
WBIP zwischen den Jahren 2011 und 2009 in Prozent entsprechend:
Die Wachstumsrate des realen BIP (WBIP) ist ein weiterer und vielleicht der wichtigste Leistungsindikator einer Volkswirtschaft, da sie die Verbesserung oder Verschlechterung der gesellschaftlichen Güterversorgung anzeigt und auf weitere Leistungsindikatoren wie z. B. die Beschäftigungssituation schließen lässt.
Situationsbezogene Antwort 7
Gewinne, Umsätze, Kosten etc. sind Nominalgrößen, d. h., sie werden in Geldeinheiten (z. B. in EUR) gemessen. Wenn der Gewinn von Installationsmeister Röhrl steigt, hat er zwar einen höheren Geldbetrag als Nominalbetrag zur Verfügung, aber das heißt noch nicht, dass auch seine Kaufkraft bezüglich eines Gütererwerbs zugenommen hat. Sind nämlich mit dem Gewinn auch die Preise derjenigen Güter gestiegen, die im Rahmen seines Güterversorgungsproblems von Bedeutung sind, so hat der Realwert seines Gewinns abgenommen. Es kommt also darauf an, welcher Effekt (Gewinnsteigerung oder Preissteigerung) größer war. Konkret bedeutet dies, dass Installationsmeister Röhrl angesichts einer Gewinnsteigerung und mit Blick auf sein Güterversorgungsproblem nur dann frei von Geldillusion ist, wenn er von der prozentualen Gewinnsteigerung die prozentuale Preissteigerung der relevanten Güter abzieht. Die Differenz gibt ihm die prozentuale Veränderung seiner Güterversorgung an. Sie kann sich also schlimmstenfalls sogar verschlechtert haben, obwohl sein Gewinn gestiegen ist. So würde z. B. eine Gewinnsteigerung von 2 % bei einer gleichzeitigen Preissteigerung von 3 % zu einem realen Kaufkraftverlust von 1 % führen.
Situationsbezogene Frage 8
Sind die für Installationsmeister Röhrl verständlicherweise unangenehmen Kosten (z. B. seine Personalkosten) auch aus volkswirtschaftlicher Sicht unangenehm?
1.2.8 Betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Kosten
Betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Kosten haben einen unterschiedlichen Bedeutungsinhalt und sind demnach auch unterschiedlich zu bewerten.
Betriebswirtschaftliche Kosten sind unangenehm.
Kosten sind uns einzelwirtschaftlich unangenehm, bedeuten sie im täglichen Sprachgebrauch doch, dass wir anderen Geld und damit Güter geben, die uns dadurch bei der Lösung unseres eigenen Güterversorgungsproblems verloren gehen. Wenngleich wir nach dem bisher Gesagten wissen, dass betriebswirtschaftliche Kosten in der ökonomischen Fachsprache nur in der Produktion bzw. bei den Produzenten auftreten, so werden sie jedoch auch dort unangenehm empfunden, denn sie schmälern den Gewinn als Differenz zwischen Umsatz und Kosten und damit das Einkommen der Unternehmenseigner.
Volkswirtschaftliche Kosten als Summe betriebswirtschaftlicher Kosten sind angenehm.
Betriebswirtschaftliche Kosten sind in der volkswirtschaftlichen Summe – kurz und bündig gesagt – gleich Erträgen. Auch Gewinne bzw. Betriebsüberschüsse und Selbstständigeneinkommen (vgl. Abschnitt 1.2.1) zählen volkswirtschaftlich zu den Kosten, nämlich zur Nettowertschöpfung und damit zu den Faktorkosten, wie uns schon der alte Begriff des Nettosozialprodukts zu Faktorkosten sagt, das mit dem Volkseinkommen identisch ist (vgl. Abschnitt 1.2.4). Wir erkennen diese simple, aber häufig verkannte Tatsache auch, wenn wir uns aus volkswirtschaftlicher Sicht daran erinnern, dass die Kosten des einen (z. B. des Mieters als Kostenträger) gleichzeitig der Ertrag bzw. das Einkommen des anderen (in diesem Fall des Vermieters als Kostenempfänger) sind, nach dem Motto: „Des einen Freud, des anderen Leid“. Die unangenehmen und gleichzeitig auch angenehmen Seiten des betriebswirtschaftlichen Kostenbegriffs halten sich also volkswirtschaftlich die Waage.
Sozialkosten sind Ineffizienzen
Eine höhere volkswirtschaftliche Produktion, z. B. gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), ist in jedem Fall mit höheren betriebswirtschaftlichen Kosten verbunden, wie uns auch bereits ein Vergleich des einzelwirtschaftlichen und gesamtwirtschaftlichen Produktionskontos in den Abschnitten 1.2.1 und 1.2.3 gezeigt hat. Der Ruf nach volkswirtschaftlicher Kostensenkung ist daher eher kontraproduktiv und lässt eine fundierte Kenntnis der volkswirtschaftlichen