Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter

Wahrheit und Falschheit


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dass ein gutes Urteilsvermögen das wahre Gleichgewicht erreichen kann. Es tut es, für eine gewisse Zeit; doch die nächste Generation wirft dieses schöne Gleichgewicht durcheinander, indem sie einer härteren Prüfung zustimmt oder eine bessere verlangt. Die Religiösen ziehen Inspiration vor, doch Inspiration ist wie der Blitz, der nur einen bestimmten Teil des Landes hell erleuchtet und den Rest in Dunkelheit belässt, die durch das grelle Licht noch intensiviert wird. Unermesslich ist unser Irrtum, wenn wir dieses wenige Land für das ganze Universum halten. Gibt es also kein Instrument des Wissens, das uns das Herz der Wahrheit erschließt und uns das Schlüsselwort des Seins liefert? Ego denke, es gibt es, doch die Evolution der Menschheit in ihrer Gesamtheit verfügt noch nicht darüber; die Höchsten ihrer Vertreter berühren nur gerade den Grenzbereich dieser Erleuchtung. Schließlich trägt uns der reine Intellekt sehr weit empor. Doch weder der Verächter rein intellektueller Ideenbildung, noch ihr fanatischer und ergebener Anhänger kann das Wissen erreichen, in dem nicht nur die Sinne Dinge widerspiegeln oder der Verstand über sie nachsinnt, sondern die ideale Fähigkeit sie direkt erkennt.

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      Worte der Mutter

      Die Wahrheit leuchtet von selbst ein und braucht der Welt nicht auferlegt zu werden. Sie hat es durchaus nicht nötig, von den Menschen akzeptiert zu werden, denn sie besteht aus sich selbst. Sie hängt nicht davon ab, was die Leute sagen, bedarf keiner Zustimmung. Wer hingegen eine Religion gründet, braucht viele Anhänger. Macht und Größe einer Religion wird von den Menschen nach ihrer zahlenmäßigen Stärke bemessen, obwohl es darauf bei wahrer Größe nicht ankommt. Die Größe des spirituellen Lebens liegt nicht in der Zahl. Ego habe das Haupt einer neuen Religion gekannt, den Sohn ihres Gründers, und ihn sagen hören, dass die und die Religion soundso viele Jahrhunderte zu ihrer Errichtung gebraucht habe, während seine, erst 50 Jahre alt, schon über vier Millionen Anhänger habe. „Daran sehen Sie“, fügte er hinzu, „wie groß unsere Religion ist!“ Religionen mögen zwar ihre Größe nach der Zahl ihrer Anhänger berechnen, die Wahrheit aber bleibt immer die Wahrheit, auch wenn sie keinen einzigen Jünger hätte. Der Durchschnittsmensch wird von denen angelockt, die groß angeben. Er geht nicht dahin, wo die Wahrheit sich leise offenbart. Jene, die Großes vorgeben, müssen es laut proklamieren, denn wie könnten sie sonst die Menge anziehen? Die Arbeit, die unbekümmert um das getan wird, was die Leute davon halten, ist nicht sehr bekannt und zieht nicht so leicht Massen an. Allein die Wahrheit braucht keine Reklame. Sie verbirgt sich nicht, aber sie drängt sich auch nicht auf. Es genügt ihr, sich zu offenbaren, ohne sich um die Ergebnisse zu kümmern, ohne Beifall zu suchen oder Ablehnung zu meiden, weder verlockt noch verstört von der Billigung oder Missbilligung der Welt.

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      Worte der Mutter

      Diejenigen, die dem Licht der Wahrheit helfen möchten, über die Kräfte der Dunkelheit und Falschheit zu triumphieren, können dies tun, indem sie aufmerksam die initiierenden Impulse ihrer Regungen und Handlungen beobachten, und zwischen jenen unterscheiden, die aus der Wahrheit kommen und jenen, die der Falschheit entstammen, um den ersteren zu gehorchen und den anderen zu widerstehen oder sie abzulehnen.

      Diese Kraft der Unterscheidung ist eine der ersten Auswirkungen der Ankunft des Wahrheitslichtes in der Erdatmosphäre.

      Es ist tatsächlich sehr schwer, die Impulse der Wahrheit von den Impulsen der Falschheit zu unterscheiden, wenn man nicht dieses besondere Geschenk des Unterscheidungsvermögens empfangen hat, das durch das Licht der Wahrheit bewirkt wurde.

      Wie auch immer, als anfängliche Hilfe kann man die leitende Regel nehmen, dass alles was Frieden, Glauben, Freude, Harmonie, Weite, Einheit und aufsteigendes Wachsen mit sich bringt, oder sie schafft, der Wahrheit entstammt; während alles was Ruhelosigkeit, Zweifel, Skeptizismus, Kummer, Uneinigkeit, selbstbezogene Enge, Trägheit, Entmutigung und Verzweiflung mit sich bringt, geradewegs der Falschheit entspringt.

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      Worte der Mutter

      Was jedoch wirklichen Wert hat, das ist das Urteil der Wahrheit. Wenn jemand mit der Göttlichen Wahrheit in Verbindung steht und sie auszudrücken vermag, sind die Meinungen, die er abgibt, keine gewöhnlichen Komplimente oder Kritiken, sondern das, was das Göttliche von dir denkt, der Wert, den es deinen Qualitäten beimisst, der untrügliche Stempel, den es auf deine Bemühung prägt. Du solltest bestrebt sein, einzig auf das Wort der Wahrheit wert zu legen, und um dich auf diese Höhe zu erheben, musst du in dir Agni, die Seelen-Flamme der Transformation, brennen lassen. Es ist übrigens bemerkenswert, dass du, sobald Agni aufflammt, billiges Lob zu verabscheuen anfängst, das dir früher so sehr zu gefallen pflegte, und du begreifst klar, dass deine Wertschätzung des Beifalls eine niedrige Regung in deinem ungewandelten Wesen war. Agni lässt dich erkennen, welch weite Aussicht auf mögliche Verbesserung vor dir liegt und erfüllt dich mit dem Gefühl deines gegenwärtigen Ungenügens. Die dir von anderen erteilten Belobigungen sind dir so zuwider, dass du fast eine Abneigung gegen jene empfindest, die du früher für Freunde gehalten hättest. Alle Kritiken hingegen nimmst du im Guten auf, denn sie dienen dir als Öl ins Feuer deines demütigen Strebens nach der Wahrheit. Du fühlst dich durch Feindseligkeit anderer nicht mehr niedergeschlagen oder herabgemindert. Mindestens bist du fähig, sie mit der größten Leichtigkeit zu übersehen, und bestenfalls begrüßt du sie als neuen Beweis für deinen gegenwärtigen ungewandelten Zustand, was dich zum Selbstübersteigen anspornt, indem du dich dem Göttlichen überantwortest.

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      Worte der Mutter

      Die Zeit ist gekommen, dass die Herrschaft der Falschheit endet. Allein in der Wahrheit liegt die Erlösung.

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      Worte der Mutter

      Der Augenblick naht, in dem die Wahrheit die Welt regieren wird.

      Willst du mit daran arbeiten, ihr Kommen zu beschleunigen?

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      Kapitel 8

      Wahrheit im Sprechen

      Worte Sri Aurobindos

      Die volle Wahrheit in der Rede ist für den Sadhak sehr wichtig und eine große Hilfe, um die Wahrheit in das Bewusstsein zu bringen. Es ist aber gleichzeitig schwierig, das Sprechen unter Kontrolle zu bringen; denn die Menschen sind daran gewöhnt, das zu sagen, was ihnen in den Sinn kommt, ohne es zu überprüfen und zu kontrollieren. Im Reden liegt etwas Mechanisches, und es auf die Ebene des höchsten Bewusstseins zu erheben ist niemals leicht. Das ist einer der Gründe, warum es förderlich ist, mit dem Reden sparsam zu sein. Es verhilft zu einer bewussteren Kontrolle und verhindert, dass die Zunge mit einem durchgeht und tut, was sie will.

      Zurückzustehen bedeutet, ein Betrachter des eigenen Mentals und der eigenen Rede zu werden, sie anzusehen, als würden sie nicht zu einem selbst gehören und sich nicht mit ihnen zu identifizieren. Wenn man sie als ein Betrachter beobachtet, getrennt von ihnen, gelangt man dahin zu erkennen, was sie sind, wie sie wirken, und kann dann eine Kontrolle über sie ausüben – zurückweisen, was man nicht billigt und nur das denken und sprechen, was man als die Wahrheit empfindet. Das kann natürlich nicht alles auf einmal geschehen. Es kostet Zeit, diese Haltung des Getrenntseins einzunehmen, und noch mehr Zeit, die Kontrolle zu errichten. Mit Übung und Beharrlichkeit jedoch ist es möglich.

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      Worte Sri Aurobindos

      Die Charakterschwäche, die du erwähnst, ist allgemein und beinahe universal in der menschlichen Natur. Es ist ein sehr allgemeiner Impuls, die Unwahrheit zu sprechen oder mindestens zu übertreiben oder zu untertreiben oder die Wahrheit zu entstellen, um der eigenen Eitelkeit zu schmeicheln, den Vorlieben und Wünschen zu entsprechen, oder um einen Vorteil zu ergattern oder die Erfüllung eines Wunsches zu sichern. Man muss jedoch lernen, nur die Wahrheit zu sprechen, wenn man die Natur wirklich erfolgreich wandeln will.

      Sich dessen bewusst zu werden, was in der Natur gewandelt werden muss, ist der erste Schritt zur Wandlung. Diese Dinge müssen jedoch gewandelt