religiöses, philosophisches) System gebunden; sie, die Anarchie ist schlichtweg die Suche des Menschen nach sich selbst: in seiner Un-bedingtheit, frei von allem und jedem, nur begrenzt durch die Unverletzlichkeit anderer freier Menschen und der Grenzen, die diese zum Schutz ihrer je eigenen Person setzen. Insofern ist Anarchie der Todfeind jeder Ordnung, die auf Herrschaft, Macht und Unterdrückung, auf oben und unten beruht; sie ist letztlich eine Gesellschaft von Freien unter Freien, sie ist die soziale und politische Manifestation von Humanismus und Aufklärung.
Mithin: Den aufrechten Gang müssen wir lernen: Ob wir ihn letztlich als Anarchisten, Sozialisten, Kommunisten oder Demokraten gehen ist oft und vielerorts beliebig (will meinen: dem Belieben des je Einzelnen anheim gestellt). Denn die, welche ihn, den aufrechten Gang üben, wollen nicht über andere herrschen; sie wollen nur Mensch sein unter Menschen.
Deshalb, gar wohl bedacht und frank und frei: Ich will nicht Herr sein, spricht der Anarchist, auch nicht Knecht, verabscheu jeden, der über Menschen herrschen möcht. Kurzum, damit ihr´s alle wisst: Ich bin und bleibe Anarchist. So spricht er, ob Demokrat er oder Kommunist, ob Sozialist, ob Christ.
Ich
will nicht
euer Hofnarr
sein
Als
mich
schaute
die Verzweiflung
dann aus jedem Winkel
meiner Seele an, war ich, obwohl
ich trug, wie all die andern auch, das
Narrenkleid, weiterhin nicht mehr bereit, zu
künden meinen Herrn – die nicht Gott als Herrn
mir aufgegeben, die aufgezwungen mir das Leben –,
wie wunderbar, wie lustig gar das Leben und ich der
Herren Hofnarr sei, deshalb sei, ohnehin, alles andere
dann einerlei. Nein. Nein. Und nochmals nein. So
riss ich mir vom Leib das Narrenkleid und sagte
meinen Oberen: Es kann nicht sein, dass ich,
während ich ganz heimlich wein, für euch,
gleichwohl, den Affen gebe, dabei
nichts höre, auch nichts se-
he und nichts rede.
Macht euren Affen selbst, macht ihn nur für euch allein.
Ich werd in Zukunft aufrecht gehen. Nur so kann ich ich, kann
Mensch ich sein.
„IHR ZIEL IST EINE BRÜDERLICHE GESELLSCHAFT, EINE IDYLLISCHE WELT. SIE NENNEN SICH MAOISTEN, TROTZKISTEN ODER KOMMUNISTEN. MAN NENNT SIE CHAOTEN. SIE SIND ANARCHISTEN“: WAS IST WAHRHEIT, WAS IST LÜGE?
„Sie agitieren bei wilden Streiks, besetzen Wohnungen, stürmen Rathäuser, und einige berauben Banken. Ihr Ziel ist eine brüderliche Gesellschaft, eine idyllische Welt. Sie nennen sich Maoisten, Trotzkisten oder Kommunisten. Man nennt sie Chaoten. Sie sind Anarchisten. Aber sie faszinieren die Jugend und infizieren Parteien.“ So, in seiner unnachahmlich differenzierten Art, DER SPIEGEL.
„´Das Epp’sche Corps ist unter großem Jubel in bester Haltung eingezogen´, schrieb er [Thomas Mann] am 5. Mai. ´Ich finde, daß es sich unter der Militärdiktatur bedeutend freier atmet, als unter der Herrschaft der Crapule [Schurken/Lumpen]´“: So der Lübecker Nobelpreisträger. Der München leuchten ließ. Sicherlich nicht durch die Räterepublik. Der er solcher Art huldigte.
Und John Henry Mackay, seines Zeichens selbst Anarchist, konstatierte zutreffend: „Die Aussprache des Wortes [Anarchismus] ... ist wie das Schwenken eines rothen Tuches – in blinder Wuth stürzen die Meisten auf dasselbe los, ohne sich Zeit zu ruhiger Prüfung und Ueberlegung zu lassen.“
Pierre-Joseph Proudhon fragte: „Qu’est-ce que la propriété? ne puis-je répondre de même, c’est le vol ...“ Und prägte damit das Schlagwort vom Eigentum als Diebstahl.
Ludwig Börne glaubte zu wissen: „Nicht darauf kommt es an, dass die Macht in dieser oder jener Hand sich befinde … Freiheit geht nur aus Anarchie hervor.“
Deshalb forderte Ludwig Feuerbach: „Homo tibi deus est“ – der Mensch sei sich selbst ein, sein Gott.
Und es war wiederum Mackay, der Anarchie als „Forderung nach der Souveränität des Individuums gegenüber allen Versuchen zu seiner Beschränkung und Unterdrückung und gegenüber seinem größten und gefährlichsten Feinde: dem Staat“ bezeichnete und weiterhin feststellte: „Das neunzehnte Jahrhundert hat die Idee der Anarchie geboren. In seinen vierziger Jahren wurde der Grenzstein zwischen der alten Welt der Knechtschaft und der neuen der Freiheit gesetzt. Denn es war in diesem Jahrzehnt, daß P. J. Proudhon die titanische Arbeit seines Lebens mit: ´Qu'est-ce que la propriété?´ (1840) begann und Max Stirner sein unsterbliches Werk: ´Der Einzige und sein Eigenthum´ (1845) schrieb.“
Sollte der werte Leser mich selbst nach meiner Definition von Anarchie fragen, würde ich ihm, kurz und knapp, antworten: Ich will nicht Herr sein. Auch nicht Knecht. Ich bin und bleibe Anarchist.
In diesem Sinne schrieb meine Frau: Ich frage mich, Liebster, sind unsere Gehirne – durch neoliberale Indoktrination, durch all die „Hate-Speech“-Zensur-Kampagnen, durch gefakte Bewegungen wie Friday for Future („666“!), extinction rebellion und ähnlich unsägliche Bewegungen mehr, die wie Pilze aus dem Boden schießen, ohne dass der (heutzutage linke) Deutsche Michel (was indes nur Etikettenschwindel: frei nach Orwell wird nicht nur Hass zu Liebe und Sklaverei zu Freiheit, sondern auch links zu rechts und, bisweilen, umgekehrt), ohne dass der Deutsche Michel sich fragt, woher all die Mittel kommen, um solche Aktionen auf die Beine zu stellen, sich weiterhin fragt, wieso ein psychisch gestörtes Mädchen namens Greta scheinbar die Weisheit mit Löffeln gefressen hat und warum all die dringend notwendigen Maßnahmen im Umweltschutz an einer einzigen gigantischen Lüge, der des angeblich anthropogenen, CO2-gemachten Klimawandels aufgehängt werden –, sind unsere Gehirne, in der Tat, dermaßen gewaschen, dass wir nur noch wie Schafe hinter den Rattenfängern des Globalismus´, der NWO, der Völker- und Rassenvermischung, der Auslöschung jeglicher individueller wie nationaler Identität herlaufen?
Statt die individuelle Freiheit einzufordern, die Anarchisten selbst-verständlich, unverzichtbar ist, die (erst) unser Mensch-Sein im Feuerbach´schen Sinne („Homo tibi deus est“) begründet!
„Frieden oder Harmonie zwischen …. den Menschen hängt nicht allein von der formalen Gleichstellung der Menschen ab und setzt auch nicht das Auslöschen individueller Merkmale und Eigenarten voraus. Das Problem, das sich uns heute stellt und dessen Lösung dringend ansteht, liegt darin, seine eigenen Bedürfnisse zu leben und gleichzeitig die Bedürfnisse der anderen nicht außer acht zu lassen, auf andere Menschen eingehen zu können und doch die eigene Persönlichkeit zu bewahren. Für mich ist das die Basis, auf der sich die Massen und der Einzelne, der wahre Demokrat und der wahre Mensch, Mann und Frau ohne Feindschaft und Opposition begegnen können. Der Wahlspruch sollte nicht sein: Vergebt einander, sondern eher: Versucht, einander zu verstehen.“ So die Anarchistin und Frauenrechtlerin Emma Goldman.
Kant formulierte Inhalt und Wesen der Anarchie (noch) knapper: „Anarchismus ist Gesetz und Freiheit ohne Gewalt.“
Indes: Auch die Anarchie stellt keinen Endzustand dar – jede gesellschaftliche Veränderung schaffe gleichermaßen eine Topie (als Festschreibung der neuen Verhältnisse) wie eine Utopie (d.h. den Wunsch, auch diesen Zustand [bereits erreichter Anarchie] im erwünschten Sinne zu „transzendieren“): „Die neue Topie tritt ins Leben zur Rettung der Utopie, bedeutet aber ihren Untergang.“
Mithin – so Gustav Landauer – gebe es keinen Endpunkt in der gesellschaftlichen Entwicklung, vielmehr einen ständig fortschreitenden Prozess permanenter sozialer Umgestaltung