Alfred Bekker

5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten


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ja?"

      "So hat er sich Ihnen gegenüber genannt."

      "Arbeiten Sie für dieselben Leute wie Otto?"

      Der Mann nickte. Ganz langsam.

      "Ja."

      Feller zuckte die Schultern und wusste nicht so recht, ob er darüber nun erleichtert sein sollte.

      "Dann verstehe ich nicht, wieso..."

      Der Mann unterbrach ihn: "Seien Sie jetzt besser still und hören Sie mir genau zu!"

      Feller schluckte, während er dem toten Otto noch einen kurzen Blick zukommen ließ.

      "Ich höre."

      Als Feller dann die Stimme seines Gegenübers hörte, dachte er an klirrendes Eis.

      "Sie haben unsere Aufträge immer zu unserer Zufriedenheit durchgeführt. Sie bekommen jetzt einen letzten."

      "Und der wäre?"

      "Sorgen Sie dafür, dass Otto verschwindet. Für immer."

      "Wie soll ich das machen?"

      Schulterzucken.

      "Ihr Problem. Ich will auch gar nicht wissen, was Sie tun, aber ich nehme an, dass Ihre Fantasie ausreicht, um die Sache über die Bühne zu bringen. Die Zahlung erfolgt auf dem üblichen Weg."

      Dann näherte sich der Mann, sah Feller einen Augenblick lang nachdenklich an und wandte sich schließlich der Leiche zu. Er beugte sich über den Toten und suchte in dessen Jackentaschen herum.

      "Was machen Sie da?", fragte Feller dämlicherweise.

      "Ich nehme Otto die Papiere ab - und was er sonst noch so in den Taschen hat. Er braucht das Zeug ja jetzt nicht mehr."

      28

      "Und dann?", drang Carolas glasklare Stimme in Fellers Bewusstsein.

      Er zuckte die Achseln.

      "Na, ich habe gemacht, was der Kerl gesagt hat."

      "Du hast..."

      "...eine Leiche verschwinden lassen, ja. Norbert hat mir geholfen. Was weiß ich, warum Otto sterben musste? Vielleicht hat er doppeltes Spiel gespielt oder so etwas. Oder er ist irgendeiner internen Intrige zum Opfer gefallen. Ich konnte ihn jedenfalls nicht wieder lebendig machen."

      "Was hast du mit ihm gemacht?"

      "Verbuddelt."

      "Einfach vergraben?"

      Feller hasste es über diese Sache zu sprechen. Aber besonders hasste er es, nach Details gefragt zu werden. Er antwortete aber trotzdem. "Vorher habe ich ihn noch ein bisschen mit Säure behandelt. Wegen den Fingerabdrücken und so. Das Gesicht habe ich auch unkenntlich gemacht."

      Carola seufzte.

      "Wo liegt Otto?"

      "Spielt doch keine Rolle", grunzte er.

      "Doch, das spielt eine Rolle", sagte sie. "Ich muss dir glauben können, verstehst du?"

      Feller seufzte.

      "Damals wurden im Brighouse-Park gerade die Wege gemacht. Norbert und ich sind in der Nacht dorthin gefahren und haben ihn da vergraben. Heute gehen Spaziergänger darüber. Kein Mensch wird da auf absehbare Zeit nochmal graben..."

      "Und jetzt hast du den Kerl in Verdacht, den du in der Wohnung getroffen hast?", schloss Carola messerscharf. "Du denkst, dass er etwas mit dem Anschlag zu tun hat!"

      "Natürlich!"

      "Wie sah er aus, wie alt war er?"

      "Etwas älter als ich", sagte Feller.

      "Dann glaube ich nicht, dass er es war, der auf dem Motorrad saß."

      "Bist du dir da wirklich sicher?" Fellers Tonfall hatte einen Anflug von Sarkasmus.

      "Naja...", meinte sie und hob hilflos die Hände.

      "Der Mann war sehr hager und sehr gut durchtrainiert, so jedenfalls mein Eindruck. Und wenn er das Gewicht gehalten hat... Der Motorradfahrer hatte immerhin einen Helm auf! Was willst du da schon erkannt haben!"

      Carola atmete tief durch, erhob sich und ging dann unruhig vor dem Fenster auf und ab. "Vielleicht hast du recht", murmelte sie.

      Feller nickte.

      "Sicher habe ich recht!"

      "Und was sollen wir jetzt machen? Rumsitzen und Däumchen drehen, bis er dich erwischt hat? Auf diesen Killer warten wie ein Kaninchen vor der Schlange? Nee, du, dazu habe ich keine Lust!"

      Feller lachte heiser und mit einem Anflug von Verzweiflung. "Und was schlägst du vor?", fragte er dann.

      "Und wenn du doch zur Polizei...?"

      "Meinst du, ich habe Lust, in den Knast zu wandern?"

      Indessen ging die Haustür auf. Jemand kam ins Haus.

      "Das wird Sven sein", vermutete Carola.

      Feller nickte leicht. "Möchte wissen, wo der Junge sich den ganzen Tag herumtreibt! Für sein Abi macht er jedenfalls nichts!"

      Carola konnte da nur die Augen verdrehen.

      "Das ist doch jetzt wohl völlig unwichtig!", behauptete sie.

      Mit schlurfenden Schritten kam ein hochgewachsener, schlaksiger Lockenkopf durch die Tür. Das war Sven, der Sohn des Hauses, auf dem alle Hoffnungen ruhten und der so wenig davon erfüllen konnte.

      "Hallo", nuschelte er so nachlässig, wie er in allem anderen auch war.

      "Hallo", erwiderte Feller, ohne seinen Sohn anzusehen.

      Feller nahm einen Schluck aus der Bierflasche. Dann blickte er auf und fragte: "Ist was?"

      Sven hatte die Hände in den Taschen seiner überweiten und megacoolen Jeans vergraben und zuckte die schmalen Schultern.

      "Mama hat mir gesagt, du wolltest noch ein Hühnchen mit mir rupfen."

      Martin Feller machte eine wegwerfende Handbewegung.

      "Ein andernmal", murmelte er.

      "Mir auch recht.

      "Gut."

      "Noch was anderes."

      Feller sah seinen Sohn erstaunt an.

      "Was denn?"

      Sven fingerte einen Umschlag aus der Jackentasche heraus und legte ihn auf den niedrigen Wohnzimmertisch.

      "Hier, das klemmte im Briefschlitz!", sagte er dazu.

      "Ein Umschlag?"

      Feller nahm ihn an sich. Keine Adresse, nichts. Aber zugeklebt war er.

      "Was ist drin! Nun mach doch schon auf!", forderte Carola.

      "Nein...", murmelte Feller. "Jetzt nicht." Und dabei fühlte er, wie seine Hände zitterten, als er den Umschlag in die Hemdtasche steckte.

      29

      Feller öffnete den Umschlag später, im Schlafzimmer. Ein Foto, mehr war nicht darin. An der linken Ecke oben hatte es ein Eselsohr.

      Auf dem Bild war das Gesicht eines Mannes zu sehen. Die Augen waren weit aufgerissen und starr. Aus dem Mund sickerte Blut. Man hatte ihm die Zähne eingeschlagen und auf seiner Stirn war ein kleines, rotes Einschussloch.

      Feller lief es eiskalt über den Rücken, und das nicht nur wegen des Zustandes, in dem sich der Abgebildete befand.

      Carola kam herein.

      Sie sah Feller auf der Bettkante sitzen, das Gesicht farblos, der Blick leer und ins