Alfred Bekker

5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten


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      "So etwas lässt sich nicht mit Geld regeln. Das ist ausgeschlossen. Ich sehe jede Nacht diesen Mann vor mir, mit seiner Pistole... Können Sie sich vorstellen, wie das ist? Können Sie das?"

      "Wahrscheinlich nicht", gab Carola zu und dachte gleichzeitig fieberhaft nach. "Wenn Sie so sehr von der Schuld meines Mannes überzeugt sind - weshalb gehen Sie dann nicht zur Polizei, anstatt hier mit einer Pistole aufzutauchen."

      Er schüttelte den Kopf.

      Sein Ton wurde bitter.

      "Das ich nicht lache! Wissen Sie, wie viel man auf die Erinnerung eines Vierjährigen gibt? Nein, das würde nur im Sande verlaufen. Ihr Mann war Profi. Er hat seine Sache gut gemacht. Es dürfte schwer sein, heute noch Beweise beizubringen, die ein Gericht akzeptieren könnte!" Er machte eine Pause. Dann fragte er unvermittelt: "Ist Ihr Mann eigentlich bewaffnet?"

      "Nein", sagte Carola.

      "Soll ich das glauben?"

      "Glauben Sie, was Sie wollen! Er hat eine Pistole. Aber nicht bei sich. Soll ich sie Ihnen zeigen?"

      Der Mann zögerte und schien einen Moment lang nachdenken zu müssen.

      Dann nickte er schließlich langsam, aber bestimmt.

      "Ja."

      Er fuchtelte mit der Pistole hin und her. Carola erhob sich vorsichtig.

      "Seien Sie ja vorsichtig mit dem Ding, hören Sie?", murmelte sie.

      "Lassen Sie das ruhig meine Sorge sein! Wo ist die Waffe?"

      "In der Küche."

      "Versuchen Sie keine Tricks, ja? Es würde Ihnen schlecht bekommen!"

      Er ließ Carola vor sich her gehen.

      "Werden Sie mich nicht ohnehin töten?", fragte sie, als sie die Küche erreicht hatten.

      "Warum sollte ich?"

      Plötzlich klang Carolas Stimme sehr stark und bestimmt.

      "Das sagen Sie nur, um mir Hoffnung zu machen!", stellte sie kühl fest.

      "Ich sage es, weil es die Wahrheit ist. Außerdem habe ich einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Ihr Mann hat den Tod verdient, sogar mehr als das! Aber sie haben damit nichts zu tun."

      "Aber ich wäre eine Zeugin."

      "Wirklich?" Er lachte. "Was wissen Sie von mir? Nichts. Ihr Mann war Profi, aber ich werde nicht weniger geschickt vorgehen. Wo ist jetzt die verdammte Pistole?"

      Carola öffnete eine Schublade. "Hier!", sagte sie.

      "Finger weg!", fauchte er. "Das ist ein ziemlich altes Ding, was?"

      Da klang so etwas wie Zweifel mit und deshalb beeilte sich Carola zu sagen: "Er hat sie auch ziemlich lange nicht mehr gebraucht!"

      Er wandte den Kopf zu ihr. Vielleicht musterte er sie.

      Carola sah den blicklosen Helm fest an und hoffte, dass man ihr glaubte.

      "Sie wollen mich wohl für dumm verkaufen, was?", kam es ihr kalt entgegen.

      "Das würde ich nie wagen!"

      "Ach, nein?"

      "Nicht solange Sie mit Ihrer Waffe vor meinem Gesicht herumfuchteln!"

      Er nahm die Waffe in die Linke und hielt sie Carola entgegen.

      "Das ist eine Sportpistole!", stellte er fest. "Ich will ja nicht bestreiten, dass man damit nicht auch jemanden umbringen kann, aber..."

      Er richtete den Lauf auf Carola und bohrte ihn dann schmerzhaft in ihren Hals. Vielleicht fünf volle Sekunden lang machte er das. Carola wagte nicht einmal zu schlucken.

      Dann nahm er das Eisen wieder weg und schüttelte den Kopf.

      "Sie haben gefragt, ob mein Mann eine Waffe bei sich hat", sagte sie dann so ruhig sie eben konnte. "Und ich habe Sie Ihnen jetzt gezeigt. Mehr kann ich dazu nicht sagen."

      "Ja, ja... Die Rolle des Unschuldslamms, die steht Ihnen prächtig!", versetzte er zynisch.

      "Mein Gott, was erwarten Sie denn von mir?"

      "Schon gut. Gehen wir wieder ins Wohnzimmer."

      Er wandte ein wenig den Kopf und dann ging alles sehr schnell.

      Ein Ruck ging durch seinen Körper. Er wollte die Rechte hochreißen, aber es war zu spät.

      Zwei Schüsse kurz hintereinander abgefeuert trafen ihn im Oberkörper, rissen ihn nach hinten und ließen ihn dann der Länge nach zu Boden schlagen. Blut sickerte auf den kalten Kachelboden in der Küche.

      42

      "Er ist tot...", flüsterte Carola.

      Feller stand in der Tür und hielt in der Rechten immer noch die Pistole.

      "Ja, wir haben Glück gehabt", meinte er dazu. Er wirkte kühl und beherrscht. "Ich bin ums Haus gegangen, weil ich meinen Hausschlüssel vergessen hatte. Du weißt, das passiert mir öfter. Deshalb habe ich ja auch den Ersatzschlüssel bei den Waschbetonsteinen. Tja, und dann habe ich Stimmen gehört! Wie kommt es, dass du schon zu Hause bist? Überstunden?"

      "Ist doch jetzt unwichtig!", zischte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie versuchte, die Leiche nicht anzusehen.

      Wie durch einen Nebel hörte sie Martins Stimme. Es schien auf einmal die Stimme eines Fremden zu sein.

      "Es war gut, dass du ihn hier her gelockt hast", sagte er.

      "Warum auch immer."

      "Wegen der Waffe", gab sie Auskunft. "Er fragte, ob du sie bei dir hättest und ich wollte ihm einreden, dass du unbewaffnet wärst. Deshalb habe ich ihm die Sportpistole gezeigt."

      Ein mattes Lächeln ging über Martins Gesicht. Er schien erleichtert.

      "Clever bist du jedenfalls!", meinte er.

      Carola fühlte Panik in sich aufsteigen.

      "Was machen wir jetzt! Wir haben einen Toten hier und die ganze Nachbarschaft hat die Schüsse bestimmt gehört."

      "Die Kirchbaums sind jedenfalls einkaufen."

      "Woher willst du das wissen?"

      "Weil Donnerstag ist und der Wagen nicht dort steht, wo er hingehört."

      "Trotzdem. Wir sollten..."

      "Die Polizei rufen?"

      Sie nickte.

      "Ja."

      Martin steckte die Pistole weg und näherte sich der Leiche.

      Er blickte nachdenklich hinab.

      "Ja, ich glaube auch", murmelte er dann. "Es war Notwehr. Und dieser Kommissar Moeller weiß ja, dass es jemand auf mich abgesehen hat. Komm, pack mit an!"

      "Was?"

      Sie glaubte fast, sich verhört zu haben.

      "Ja, nun tu nicht so, als wärst du schwer von Begriff! Wir müssen den Kerl noch etwas überzeugender drapieren, damit man uns unsere Story auch glaubt!"

      Martin beugte sich über den Toten, aber Carola zögerte.

      Und plötzlich begriff sie. "Dich interessiert gar nicht, wer er ist", stellte sie fest.

      Martin richtete sich wieder auf und musterte sie einen Moment lang. Dann zuckte er die Schultern.

      "Doch, sicher interessiert mich das!"

      Carola hatte unterdessen die Leiche umrundet und versuchte, den Helm zu lösen.

      "Was machst du denn da?", rief Feller. "Nichts anfassen, du hinterlässt doch nur Spuren!"

      "Hilf