Alfred Bekker

Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band


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krachte in das Holz des Türrahmens hinein und ließ es splittern.

      Ich riss den Arm mit meiner SIG empor, feuerte zurück.

      Die Kugel erwischte den Kerl im Oberkörper, er taumelte zurück, schlug der Länge nach hin. Ich rappelte mich auf.

      Milo stürmte vorwärts, hatte einen Augenblick später den Mann im dunklen Anzug erreicht. Er lag im Eingang zum Wohnzimmer, ausgestreckt auf dem Boden. Er war tot.

      Der Raum war vollgestellt mit Kartons, ordentlich aufgeschichtet zu einer brusthohen Wand.

      Milo umrundete sie, senkte die Waffe. "Hier ist niemand mehr!", rief er.

      Orry und Fred nahmen sich die anderen Räume vor.

      Der Kerl, der seine Automatik auf uns abgefeuert hatte, war offenbar allein hier gewesen.

      Milo rief über Handy Verstärkung. Unsere Erkennungsdienstler sollten sich diese Wohnung mal genauer ansehen. Fred betrat das Wohnzimmer und begann, einen der Kartons zu öffnen. "Ich bin ja kein Fachmann für so etwas, aber das, was hier drin ist, sieht so ähnlich aus wie die Geräte, die in den Kliniken gefunden wurden..."

      Mir fielen Blutspuren im hinteren Teil des Raums auf. Sie konnten unmöglich von dem Erschossenen stammen.

      "Vielleicht war Robert Davis ja doch pünktlich", meinte ich.

      Milo trat auf mich zu.

      "Du meinst, er kam her und entweder hat jemand auf ihn gewartet oder ist ihm gefolgt..."

      "Du weißt wie kompromisslos diese KIRCHE DER WAHREN HEILIGEN mit Abtrünnigen ist!"

      Orry beugte sich über den Toten, klappte das Jackett zur Seite. Er hatte Papiere bei sich, darunter einen Führerschein, der auf den Namen James McLure ausgestellt war.

      Das Handy war aktiviert.

      Orry sah sich das Menue an.

      "Ich wette, die Nummer dieses selbsternannten Heiligen ist zahlreich in den Anruflisten vertreten", war ich überzeugt.

      28

      Der Elektroschocker knisterte.

      Rob Davis schrie auf.

      Er war auf einer Liege festgeschnallt worden.

      Schweißperlen rannen ihm über die Stirn. Er war halb wahnsinnig vor Schmerz.

      "Lass es gut sein!", sagte John Nathanael Broxon. Er näherte sich der Liege, machte dem grauhaarigen Folterer ein Zeichen, das ihn zur Seite treten ließ.

      Angst leuchtete aus Davis' fiebrig glänzenden Augen heraus. Er zitterte.

      "Ich habe dir vertraut, mein Sohn. Ich habe dich für einen Kämpfer Gottes gehalten. Für einen Krieger des Guten, der dem Bösen kompromisslos die Stirn bietet..."

      "Ich..." Es war kam mehr als ein krächzender Laut, der über Rob Davis' Lippen kam. Er wusste, dass er diesen grell erleuchteten und akustisch vollkommen abgeschirmten Raum nicht lebend verlassen würde.

      Davis wusste zumindest in groben Zügen, was in diesem Raum sonst stattgefunden hatte.

      Gehirnwäsche gegenüber in ihrem Glauben unsicher gewordenen Mitgliedern. Davis hatte Menschen erlebt, deren Willen hier gebrochen worden war. Zerstörte Persönlichkeiten, die keinen eigenen Willen mehr gehabt hatten.

      Aber Davis war auch klar, dass man mit ihm mehr vorhatte.

      Er hatte keine Überlebenschance. Und mittlerweile war ihm das auch gleichgültig. Er wollte nur noch, dass die Schmerzen aufhörten. Das war alles.

      So hatten sie schließlich auch den Pincode seines Handy aus ihm herausgeholt und die Nummer des FBI in der Anrufliste gefunden.

      "Ich möchte dich gerne verstehen, mein Sohn", sagte der selbsternannte Heilige mit dunkler Stimme. Sein Timbre hatte beinahe einen sanften, väterlichen Klang.

      "Es tut mir leid...", jammerte Davis. Blut rann ihm aus dem Mund heraus. Man hatte ihm einige Zähne eingeschlagen.

      Er sprach daher sehr undeutlich.

      "Ich habe immer nur das Beste für dich gewollt. Aber jetzt bist du des Satans. Unrettbar verloren. Du wirst sehr bald vor dem großen Weltenrichter stehen..."

      Tränen rannen Davis über die Wangen.

      "Du hast all denen, die mit dir für das Gute eingetreten sind und gegen dieses korrupte neue Babylon gekämpft haben, das Schlimmste angetan, was man sich vorstellen kann..."

      Davis schluchzte.

      "Du hast uns alle verraten. Der Herr wird dich richten, dessen sei gewiss. Aber uns wirst du nicht stoppen können. Es führt keine Spur von dieser Wohnung in der 86. Straße zu meiner Kirche. Die FBI-Agenten werden dort nichts weiter finden, als ein paar eigenartige Apparaturen..."

      Einer der anderen Männer im Raum hatte ein Handy am Ohr und blickte etwas angestrengt drein.

      Er wandte sich an Broxon.

      "Ich habe versucht, McLure zu erreichen. Aber irgendetwas stimmt da nicht. Er nimmt nicht ab!"

      Broxons Gesicht bekam einen grimmigen Zug.

      "Dann haben sie ihn erwischt", knurrte er.

      "Verdammt!", murmelte der Grauhaarige.

      "Er wird schweigen", war sich Broxon sicher. "Er weiß, was er der Sache des HERRN schuldig ist."

      29

      Mit einem halben Dutzend Einsatzfahrzeugen erreichten wir die Zentrale, den sogenannten Tempel der KIRCHE DER WAHREN HEILIGEN in der 73. Straße. Mit Kevlar-Weste und der SIG im Anschlag drangen wir in die untere der beiden Etagen vor, die von der KIRCHE DER WAHREN HEILIGEN angemietet worden waren. Wir trafen auf keinen Widerstand. Die wenigen Sektenmitglieder, die uns begegneten, waren völlig überrascht.

      Raum für Raum arbeiteten wir uns mit etwa zwei Dutzend Kollegen vor.

      Von außen war das gesamte Gebäude abgeriegelt worden.

      Niemand sollte uns entkommen.

      Mister McKee hatte grünes Licht für diesen Einsatz gegeben, obwohl wir uns damit auf ganz dünnem Eis befanden.

      Ich war überzeugt davon, dass Gefahr im Verzug war, aber handfeste Beweise lagen in dieser Hinsicht nicht vor. Und wenn wir bei dieser Aktion am Ende mit leeren Händen dastanden, würde uns die Justiz die Ohren langziehen.

      Aber es ging