Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band
kriegst dein Geld."
"Mein Instinkt sagt mir, dass ich es mir holen muss."
"Ron, sind wir Freunde oder was?"
Ron lachte heiser.
"Unsere Freundschaft ist wahrscheinlich mehr wert als die zwischen dir und Jacky Tasso, der jetzt im FBI-Gewahrsam sitzt, während du keinen Finger für ihn rührst."
"Was soll ich denn machen? Red doch keinen Mist!"
"Ich mache dir ja auch keinen Vorwurf. Mir geht es um mein Geld. Angeblich soll das FBI ja auch schon hinter dir her sein."
"Ein bisschen Geduld, Ron. Wenn mein Plan aufgeht..."
"Ich will nicht auf irgendeinen Supercoup am Sanktnimmerleinstag warten, Dale. Ich will jetzt 50 Riesen."
"Das ist doppelt so viel wie üblich!"
"Die Sache ist auch heißer geworden."
"Scheiße, ich habe keine fünfzig Riesen hier!"
"Du Ärmster!"
"Hör mal, diese Spinner, von denen ich dir erzählt habe, die wollen einen Anschlag auf die Börse verüben. Und sobald die Kurse fallen..."
"Dann bist du ein reicher Junge, ich weiß. Aber ich will meinen Teil jetzt, um abzutauchen."
"Ron..."
In aller Seelenruhe nahm Ron einen Schalldämpfer aus der Innentasche seiner Jacke heraus und begann, ihn auf seine Waffe aufzuschrauben. "Das Meeresrauschen ist zwar eigentlich laut genug, aber man kann ja nie wissen..."
Dale Johnson begriff plötzlich, dass Ron es wirklich ernst meinte. Johnson setzte alles auf eine Karte. Er schleuderte seinem Gegenüber die Supermarkttüten entgegen. Ein Schuss löste sich aus Rons Waffe, sorgte dafür, dass eine der Tüten buchstäblich zerfetzt wurde.
Johnson rannte zur Tür, gelangte ins Freie.
Seine Waffe befand sich im Handschuhfach des Wagens.
Er riss die Beifahrertür auf, holte seine Automatik hervor.
Ron erschien an der Tür, feuerte sofort.
Johnson duckte sich, während die Frontscheibe zersprang.
Rons zweiter Schuss ging durch das dünne Blech der geöffneten Beifahrertür und zuckte haarscharf an ihm vorbei. Er tauchte aus seiner Deckung hervor, feuerte.
Er traf Ron zwischen die Augen.
Der Killer taumelte zurück, rutschte am Türrahmen zu Boden und zog dabei eine blutige Schmierspur hinter sich her.
25
Wir warteten vergeblich auf einen weiteren Anruf des Unbekannten. Statt dessen ermittelten unsere Innendienstler anhand unserer Angaben die vermutliche Identität des Mannes.
Er hieß Robert J. Davis und war seit drei Jahren aktives Mitglied der sogenannten Kirche und hatte sich in dieser Zeit aktiv an verschiedenen illegalen Aktionen der Gruppe beteiligt. Insbesondere hatte er an Blockade-Aktionen vor Abtreibungskliniken teilgenommen und war deswegen auch mehrfach verurteilt worden.
Eine aktuelle Wohnadresse war nicht zu ermitteln.
"Diese Sekte mietet unter dem Namen von Strohmännern Wohnungen für ihre Mitglieder an, die auch sehr gut für konspirative Treffen genutzt werden können", meinte Max Carter, der mit uns zusammen in dem Dienstzimmer platzgenommen hatte, dass ich mir mit Milo teilte. Der Computermonitor flimmerte.
"Angenommen, dieser Davis hat Gewissensbisse gekriegt und will irgendwie aus der Sache aussteigen, dann ist er in höchster Gefahr und wir müssen uns gut überlegen, was wir tun", meinte Milo.
"Jede Kontaktaufnahme unsererseits könnte ihn den Kragen kosten", gestand ich zu.
Der sogenannte Tempel der KIRCHE DER WAHREN HEILIGEN wurde auf Anweisung von Mister McKee beobachtet. Gleichzeitig versuchte unser Chef, eine Genehmigung zum Abhören von Telefon- und Emailverkehr zu bekommen. Aber angesichts der bis jetzt sehr mageren Beweislage war nicht damit zu rechnen.
Dies änderte sich zwei Stunden später.
Mit Hilfe entsprechender Computerprogramme waren die Video-Aufzeichnungen, die in den vom sogenannten Klinik-Skandal betroffenen Krankenhäusern beschlagnahmt worden waren, mit Bildmaterial von Rob Davis verglichen worden. Da unsere Spezialisten die Videobänder in den letzten Tagen längst auf elektronische Speichermedien übertragen hatten, ging das relativ schnell. Gewisse Merkmale eines Gesichts oder des Körperbaus änderten sich nicht, und so war es nicht so schlimm, dass unsere vom Datenverbundsystem NYSIS gelieferten Vergleichsfotos nicht auf dem allerneuesten Stand waren. Gab es ein gewisses Maß an Übereinstimmung, zeigte das Computerprogramm dies an. Das letzte Urteil darüber, ob es sich tatsächlich um den Gesuchten handelte, konnte immer noch der Mensch treffen.
Was Davis betraf, gab es zwei Treffer.
In zwei, der von Mikrowellenattentaten betroffenen Kliniken war er deutlich zu sehen, jedesmal als Handwerker verkleidet. Der Werkzeugkoffer, den er dabei mit sich führte, konnte gut eines der Aggregate enthalten haben, die unsere Kollegen gefunden hatten.
Dass das Zufall war, hielten wir alle für ausgeschlossen.
Davis war keineswegs der unbedeutende Typ eines Empfangschefs, wie wir ihn im Tempelbüro des selbsternannten Heiligen kennengelernt hatten.
Er war so etwas wie das ausführende Organ bei einer Reihe von Aktionen gewesen, an deren Ende der Tod von Menschen gestanden hatte.
Am frühen Abend kehrten Jay und Leslie aus Newark mit dem Inhalt des Schließfachs an der Grand National Bank zurück.
Auf den ersten Blick war sichtbar, dass das Band im !VENGA! aufgenommen worden war.
Jacky Tasso war dort zu sehen. Ein barbusiges Girl saß auf seinem Schoß und Tasso war gerade dabei auszuprobieren, wie Kokain schmeckte, wenn man es in Whiskey auflöste.
Das barbusige Girl war niemand anderes als Isabel Norales.
"Sieh an, Miss Norales wusste also genau über den Inhalt des Gesprächs Bescheid", stellte Milo fest, als wir uns das Band in Mister McKees Besprechungszimmer ansahen. Wir warteten noch auf den Lippenleser, denn die Musik im !VENGA! wummerte so laut, dass man nicht ein Wort verstehen konnte. Lediglich Isabels schrilles Lachen drang hin und wieder durch die Bässe hindurch.
Roy Ortega war ebenfalls kurz im Bildausschnitt zu sehen.
Jedenfalls war er nahe genug dran gewesen, um mitzubekommen, was besprochen wurde.
Am Tisch saß noch ein etwas ratloser Leibwächter aus Tassos Mannschaft.
Dale Johnson war auch dabei. Er schien der einzige in der Runde zu sein, der stocknüchtern war. Eines der anderen Girls näherte sich ihm, schwirrte aber wieder ab, als er sie mit irgendeiner passenden Bemerkung und einer eindeutigen Handbewegung wegschickte.
Ein grauhaariger Mann war nur von hinten erkennbar. Er saß mit dem Rücken zur Kamera, schnupfte Koks und hörte ansonsten den Ausführungen Jacky Tassos zu, der sich regelrecht in Rage redete.
Der Musiktitel wurde plötzlich ausgeblendet. Der stampfende Latin Pop wurde leiser. Gesprächsfetzen