hält nichts mehr auf der Leiter. Entgegen aller Vernunft baume ich ab, ich muss zum Anschuss!
Friederike rufe ich zu, sie soll kommen und mir die große Taschenlampe bringen. Hastig und am ganzen Körper zitternd kommt sie quer über die Wiese gerannt, stolpert vor Aufregung fast über ein paar Maulwurfshügel und sprudelt los wie ein Wasserfall: „Papi, Papi, ich wusste du würdest schießen, ich habe alles genau gesehen, ich bin ja so aufgeregt!“
Dann beruhigt sie sich ein wenig und erzählt mir genau, auf welches Schwein ich geschossen habe, dass es so im Zick-Zack weggelaufen sei und dass es das linke gewesen sei. Und sofort müssten wir es suchen, es liegt bestimmt ganz vorne im Wald!
Die Süße, ich könnte sie drücken und tue das auch. Nicht nur weil sie alles so erstaunlich gut beobachtet hat, sondern weil sich alles mit meinen Eindrücken deckt. Vor allem aber. Dass sie so mutig sein will, die Sau jetzt auch noch zu finden.
Ich kann sie kaum bändigen und dieser Eifer entspricht genau ihrem Naturell. Langsam versuche ich ihr den weiteren Verlauf zu erklären und gemeinsam suchen wir den Anschuss. Erstaunlich, wie ruhig und besonnen sie dabei mit mir vorgeht und meine Hinweise ernst nimmt.
Und es ist tatsächlich Friederike, die in dem hellen Strahl der Taschenlampe den ersten Schweißtropfen auf einem trockenen Eichenblatt entdeckt! Vorsichtig hebe ich das Blatt auf, markiere den Punkt mit einem frischen Reiser, spieße ein Stück Tempotaschentuch daran und suche weiter. Nach wenigen Metern ist die Fährte nicht mehr zu übersehen und verdichtet sich zu hellrotem Lungenschweiß.
Die Sau muss liegen. Eine Zentnerlast fällt mir vom Herzen. Weitermachen oder nicht? Es gibt ein Für und Wider. Ich wäge ab: die Situation ist so einmalig und ungewöhnlich und die Aussicht die Sau schnell zu finden und Friederike dabei zu haben kommt vielleicht nie wieder…also weitermachen! Außerdem habe ich Sorge, dass der Fuchs das Stück über Nacht anschneidet und es unverwertbar macht.
Die einzige Konzession ist noch eine kleine Wartezeit. Die nutzen wir, unsere Sachen einzusammeln, zum Auto zu gehen und den Wagen noch ein wenig näher ranzuholen.
Keine fünfzig Meter im Altholz liegt das Stück mausetot und mit einem sauberen Schuss ins Leben. Friederike erlebt das alles zum ersten Mal und hält sich erstaunlich tapfer. Während sie mir beim Aufbrechen die Taschenlampe hält und sich doch das eine oder andere „Ihh und Ohh…“nicht verkneifen kann, verrichte ich die Rote Arbeit und spüre, wie sich meine innere Anspannung langsam legt und mein verlorenes Selbstvertrauen allmählich zurückkehrt. Aber vor allem die Freude über dieses gemeinsame Erlebnis mit meiner Tochter setzt einen Adrenalinstoß an Stolz und Glück frei, der das Sauentrauma für immer verdrängt.
Nur schade, dass es davon keine Fotos gibt…
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