Gene Stone

How Not To Die


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mit Nadeln Proben aus dem Gesäß der Probanden, die sich unterschiedlich ernährten, und stellten fest, dass diejenigen, die sich neun Monate oder länger vollwertig und pflanzenbasiert ernährten, scheinbar alle Transfette aus ihrem Körper (oder wenigstens ihrem Gesäß) entfernen konnten.111 Die Neuropathie-Patienten brauchten aber keine neun Monate, bis sich ihr Zustand verbesserte. Es ging ihnen bereits in etwa neun Tagen besser. Es ist wahrscheinlicher, dass diese wunderbare Heilung durch eine verbesserte Durchblutung zustande kam.112

      Nerven enthalten winzige kleine Blutgefäße, die verstopfen können und dadurch die Sauerstoffzufuhr zu den Nerven verhindern. So haben Biopsien an Beinnerven von Diabetikern mit stark fortgeschrittener Neuropathie gezeigt, dass der Nervus suralis im Inneren des Beins von einer Arterienkrankheit betroffen war.113 Nach nur einigen Tagen mit gesünderen Mahlzeiten aber kann sich die Durchblutung so stark verbessern, dass die Neuropathie vollständig verschwindet.114 Nach durchschnittlich zwei Jahren mit einer pflanzenbasierten Ernährung, die hauptsächlich aus Reis und Obst besteht, kann sogar der durch die Diabetes entstandene Verlust der Sehkraft bei mehr als 30 Prozent aller Patienten umgekehrt werden.115

      Warum habe ich darüber nichts während meines Medizinstudiums gelernt? Weil sich mit dem Verschreiben von Pflanzen nicht so viel Geld wie mit dem Verschreiben von Pillen verdienen lässt. Die Untersuchungsergebnisse zur Umkehrung neuropathiebedingter Schmerzen wurden bereits vor über zwanzig Jahren veröffentlicht, und die zur Umkehrung von Sehkraftverlust schon vor über fünfzig Jahren. Ein Kommentator drückte es so aus: „Die Vernachlässigung dieser wichtigen Erkenntnisse seitens des Großteils der Ärzteschaft grenzt an Skrupellosigkeit.“116

       WHtR oder BMI?

      Der Body Mass Index (BMI) ist ein besserer Prädiktor für die Entstehung von Krankheiten als nur das Körpergewicht, da der BMI auch die Körperhöhe einbezieht. Der BMI wird aber bereits seit Langem dafür kritisiert, dass er weder die Verteilung noch die Art des Körpergewichts berücksichtigt. Bodybuilder haben bspw. einen extrem geringen Körperfettanteil, können aber aufgrund ihrer Muskelmasse einen BMI-Wert haben, der durch die Decke schießt, da Muskeln wesentlich schwerer als Fett sind.

      Heutzutage gilt es als allgemein anerkannt, dass Gesundheitsrisiken gleichermaßen durch die relative Verteilung von Körperfett wie auch durch die gesamte Körperfettmenge bestimmt werden können.117 Welche Art von Körperfett ist am schlimmsten? Bauchfett – die Art, die sich um die inneren Organe herum breitmacht. Ein dicker Bauch kann daher ein starker Prädiktor für einen frühzeitigen Tod sein.118

       Abbildung 3

      Beide Männer in der Abbildung haben denselben BMI, die Gewichtsverteilung aber ist extrem unterschiedlich. Menschen mit einer sogenannten Apfelfigur, bei denen sich das Bauchfett in der Körpermitte konzentriert, haben vermutlich die geringste Lebenserwartung.119

      Erfreulicherweise gibt es ein noch besseres Instrument als den BMI, um die gesundheitlichen Risiken von Körperfett einzuschätzen. Dieses nennt sich Waist-to-Height Ratio (Taille-Körperhöhe-Verhältnis) oder kurz WHtR.120 Greifen Sie statt zur Waage zu einem einfachen alten Maßband. Stellen Sie sich gerade hin, atmen Sie tief ein, atmen Sie aus und lassen Sie alles locker. Der Umfang Ihres Bauches (in der Mitte zwischen dem oberen Ende Ihrer Hüftknochen und dem unteren Ende Ihres Brustkorbs) sollte die Hälfte Ihrer Körperhöhe betragen, im Idealfall sogar weniger. Wenn Ihr Bauchumfang größer als die Hälfte Ihrer Körperhöhe ist, ist es höchste Zeit, gesünder zu essen und mehr Sport zu treiben, egal wie hoch Ihr Gewicht gerade ist.121

      Typ-2-Diabetes nimmt in den USA bereits epidemieartige Ausmaße an. Die CDC schätzen, dass 37 Prozent aller US-amerikanischen Erwachsenen und 51 Prozent aller über Fünfundsechzigjährigen Prädiabetes haben. Das sind sechsundachtzig Millionen US-Amerikaner122 – mehr als die gesamte deutsche Bevölkerung – von denen die meisten eine ausgeprägte Form von Diabetes entwickeln werden.123 Typ-2-Diabetes lässt sich aber mit einer Ernährung, die gesund genug ist, verhindern, aufhalten und sogar umkehren. Leider informieren Ärzte ihre Patienten aber nicht darüber, wie sie Diabetes vorbeugen können. Nur einer von drei Patienten mit Prädiabetes gibt an, von seinem Arzt dazu angehalten geworden zu sein, sich mehr zu bewegen oder die eigene Ernährung zu verbessern.124 Mögliche Gründe dafür, dass die Patienten nicht beraten werden, sind die fehlende Vergütung für die dafür aufgebrachte Zeit, mangelnde Ressourcen, Zeitmangel und unzureichendes Wissen.125 Wir bilden Ärzte einfach nicht dazu aus, die Menschen, denen sie helfen wollen, so zu schulen, dass sie sich selbst helfen können.

      Das gegenwärtige medizinische Ausbildungssystem muss sich noch an die seit Längerem stattfindende Entwicklung anpassen, die aus akuten Krankheiten chronische Zustände werden lässt. Bei der Medizin geht es längst nicht mehr nur darum, gebrochene Knochen zu richten oder Halsentzündungen zu kurieren. Chronische Krankheiten wie Diabetes sind heutzutage die Hauptursachen für Todesfälle und Behinderungen in den USA und fressen drei Viertel des Gesundheitsbudgets auf. Die medizinische Ausbildung muss das sich verändernde Wesen von Krankheitsbildern anerkennen und adäquat darauf reagieren. Das wiederum erfordert, dass die Prävention und eine veränderte Lebensweise in den medizinischen Fokus gerückt werden.126 Wie rückständig ist die Ärzteschaft? Ein Bericht des Institute of Medicine über die medizinische Ausbildung in den USA kam zu dem Schluss, dass sich der grundsätzliche Ansatz der medizinischen Ausbildung seit 1910 nicht mehr viel geändert hat.127

      Vor nicht allzu langer Zeit bekam ich eine E-Mail, die ganz gut zusammenfasst, auf welchem Stand wir sind. Tonah, ein fünfundsechzigjähriger US-amerikanischer Ureinwohner, injizierte sich seit siebenundzwanzig Jahren wegen seiner Typ-2-Diabetes Insulin. Sein Arzt hatte ihm gesagt, dass amerikanische Ureinwohner eine „genetische Veranlagung“ für Diabetes hätten. Er musste also damit leben, wie auch mit den qualvollen Nervenschmerzen, seinen drei Herz-Stents und den Erektionsstörungen. Nachdem er mein Video mit dem Titel „Die häufigsten Todesursachen beseitigen“ auf der Webseite NutritionFacts.org gesehen hatte, überzeugte ihn seine Enkeltochter, eine pflanzenbasierte Ernährung auszuprobieren.

      Das war nicht leicht, da der nächstliegende Laden, der frische Lebensmittel verkaufte, fünfzig Meilen weit entfernt lag. Dennoch schaffte es Tonah, sein Leben innerhalb von zwei Wochen von Grund auf zu verändern. Seine Nervenschmerzen nahmen enorm ab – bis zu dem Punkt, dass sie ihn nachts nicht länger wach hielten. Er nahm innerhalb weniger Monate fast fünfzehn Kilo ab und brauchte kein Insulin mehr. Sein eigener Arzt konnte nicht glauben, dass dies möglich sei, und ordnete ein CT an, um ihn auf Tumore untersuchen zu lassen. Es wurde nichts gefunden. Heute fühlt sich Tonah besser als etliche Jahre zuvor.

      „Ich bin dankbar dafür, dass ich für meine Enkeltochter kein alter kranker Mann mehr bin“, schloss Tonah seinen Bericht. „Ich fühle mich wieder jung, Doc.“

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