davon“, und niemand von ihnen wird sagen: „Genieße sie mäßig“, sondern alle wahren Christen werden die Worte des himmlischen Bräutigams wiedergeben: „Trinkt, meine Lieben, trinkt reichlich.“ Die Weisheit, die Liebe Christi gern in uns aufzunehmen, wird nicht einmal von den reinen Geistern im Himmel angezweifelt werden; dies ist der Wein, den sie selbst aus ewigen Schalen zur Rechten Gottes reichlich trinken, und der Herr der Herrlichkeit fordert sie selber auf, reichlich davon zu trinken. Dies ist die höchste Wonne aller, welche Christus kennen und durch die neuschaffende Kraft des Heiligen Geistes neue Menschen geworden sind; dies ist die größte Freude hier auf Erden, und wir können nie zu viel davon haben. Viele glückliche Dinge, viele irdische Freuden, viele Vergnügungen dieser Welt sind sehr zweifelhafte Genüsse, und Christen tun wohl daran, sich fernzuhalten von allem, worin ihr Gewissen nicht vollkommen klar ist; aber im Blick auf den Herrn Jesus und die Liebe unserer Herzen zu ihm ist unser Gewissen rein, so dass in dieser Hinsicht seine Liebe besser ist als Wein.
Christi Liebe ist auch besser als Wein, weil sie ohne Geld zu haben ist. So mancher Mensch hat durch seine Liebe zu weltlichen Vergnügungen und besonders durch seinen Hang zum Wein sein Vermögen verschwendet und sich an den Rand des Ruins gebracht; nur die Liebe Christi ist ohne Geld zu haben. Was lesen wir in der Schrift? „Kommt und kauft beides, Wein und Milch, ohne Geld und umsonst.“ Die Liebe Christi ist nicht zu kaufen. Die Liebe Jesu kommt umsonst zu seinem Volk, nicht weil sie sie verdienen oder jemals verdienen werden, nicht weil sie sie durch ihre Verdienste oder Gebete gesichert haben; es ist freiwillige Liebe, die gleich einem Strom aus einer immer sprudelnden Quelle aus dem Herzen Christi fließt, weil sie kommen muss. Wenn ihr fragt, warum Jesus sein Volk liebe, können wir keinen anderen Grund angeben als diesen: „Also ist es wohlgefällig vor dir.“ Christi Liebe ist so weit wie der Sonnenstrahl, herrlich wie der Bergstrom, umfassend wie die Luft, die uns empfängt. Sie wird dem Kind Gottes ohne Kauf und ohne Verdienst zuteil, schon in dieser Hinsicht ist sie besser als Wein.
Darüber hinaus ist Christi Liebe besser als Wein, weil sie ohne Übersättigung zu genießen ist. Auch die süßesten Stoffe, die eine Zeitlang dem Geschmack angenehm sind, werden früher oder später widerlich. Wenn du Honig findest, magst du soviel davon essen, dass du die Süßigkeit nicht mehr ausstehen kannst; aber die Liebe Jesu ist einer neugeborenen Seele noch nie widerlich geworden. Wer am meisten von Christi Liebe hat, schreit: „Ich will mehr, mehr, mehr!“
Wir wünschen uns, in die Liebe Christi eingetaucht, in den Ozean der Liebe unseres Heilands eingesenkt zu werden. Kein Vertrauter des Herrn Jesus hat jemals gesagt, dass er von Christi Liebe genug habe. Armer Alkoholiker, wohl magst du des Teufels Kelch von dir werfen, weil du von dem tödlichen Trank übersättigt bist; wer aber von dem Wein der Liebe Christi trinkt, wird nie übersättigt oder auch nur befriedigt; er wünscht immer mehr und noch mehr davon.
Ferner ist Christi Liebe besser als Wein, weil sie ohne widerlichen Bodensatz ist. Jeder Wein hat etwas an sich, das ihn unvollkommen macht; da ist etwas, das sich setzen und abklären muss. So ist es mit allen Erden-freuden; es ist gewiss etwas in ihnen, das ihre Vollkommenheit stört. Die Menschen haben viele Künste bei ihren Freuden und Vergnügungen und Wonnen angewandt; aber sie haben immer irgendwo einen Haken oder Fleck gefunden.
Die Liebe Christi ist auch besser als Wein, weil sie nie sauer wird, was doch bei dem Wein der Fall sein kann. In gewissen Stadien der Entwicklung und unter gewissen Einflüssen bildet sich Essig anstatt Wein. Aber bei Christus sind solche Einflüsse wirkungslos. O, wie oft haben wir Ihn betrübt! Wir sind kalt und frostig gegen Ihn gewesen, wo wir wie im Feuer entzündete Kohlen hätten glühen sollen. Wir haben die Dinge dieser Welt geliebt, wir sind unserem Vielgeliebten untreu gewesen und unsere Herzen sind umhergeirrt; aber er ist nie sauer uns gegenüber geworden und wird es nie werden. Viele Wasser können seine Liebe nicht auslöschen und viele Ströme sie nicht ersäufen. Er ist jetzt noch derselbe liebende Heiland, der er gewesen ist und allezeit sein wird, und er wird uns zu der Ruhe bringen, die dem Volk Gottes noch vorhanden ist. Wahrlich, in allen diesen Beziehungen ist seine Liebe besser als Wein, weil keine dieser Unvollkommenheiten daran klebt.
Noch eins, Christi Liebe ist besser als Wein, weil sie keine schlechten Wirkungen erzeugt. Viele gewaltige Menschen sind vom Wein ruiniert worden. Salomo sagt: „Wo ist Weh? Wo ist Leid? Wo ist Zank? Wo ist Klagen? Wo sind Wunden ohne Ursache? Wo sind trübe Augen? Wo man beim Wein liegt und kommt auszusaufen, was eingeschenkt ist.“ Aber wer ist jemals von Christi Liebe ruiniert worden? Wer ist jemals durch diese Liebe elend gemacht worden? Wir sind nie berauscht davon gewesen, denn die Liebe Christi bewirkt oft eine so heilige Entzückung, dass man nicht sagen kann, ob man in oder außer dem Leibe gewesen ist, doch böse Wirkungen hat es nie gegeben. Wer da will, kann aus diesem goldenen Kelch trinken, und er mag trinken, soviel er will, denn je mehr er trinkt, desto stärker und besser wird er werden. Möchte Gott es uns gewähren, zu erkennen die Liebe Christi, die die Erkenntnis übertrifft.
II.
Aber Christi Liebe ist besser als Wein in dem, was sie ist. Lasst mich euch an den Nutzen des Weins im Morgenland erinnern. Oft wurde er als Medizin angewandt, denn er hat gewisse heilende Eigenschaften. Als der barmherzige Samariter den niedergeschlagenen Menschen fand, goss er „Öl und Wein“ in seine Wunden. Aber die Liebe Christi ist besser als Wein; sie mag nicht Wunden des Fleisches heilen, aber sie heilt die Wunden des Geistes. Denkst du noch daran, wie dein armes Herz durch das Wort des Moses durchstochen wurde, wie du die Wunden fühltest, die dir durch das Gesetz geschlagen wurden, die tödlichen Verletzungen, die durch menschliche Geschicklichkeit nicht geheilt werden konnten? Wie angenehm war da der Wein der Liebe Christi, der sich in deine klaffenden Wunden ergoss? Es waren heilende Tropfen wie diese: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“; oder: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde“; oder: „Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben“; oder: „Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet.“ Vielleicht kann ich das Wort nicht zitieren, das wie Öl und Wein in deine Wunden floss; aber du erinnerst dich sehr wohl des Textes, der in dein Herz kam: „Wendet euch zu mir, aller Welt Enden, so werdet ihr selig.“ Wein, von Menschen gemacht, kann einem gebrochenen Herzen keine Medizin sein, schon gar nicht einen verwundeten Geist heilen; aber die Liebe Christi kann es, und sie tut es vollkommen.
Wein wurde von Menschen oft gebraucht, um den Schwachen Kräftigung zu bringen. Ob nun der Wein wirklich stärkt oder nicht, gewiss ist, dass die Liebe Jesu Kraft gibt, denn wenn die Liebe Jesu Christi in eines Menschen Herz ausgegossen wird, kann er schwere Lasten und Trübsale tragen. Die Liebe Christi hilft einem Menschen, die Kämpfe des Lebens zu bestehen; sie macht das Leben trotz aller Leiden und Trübsale zu einem glücklichen Leben; sie setzt einen Menschen in den Stand, große Taten zu tun; sie macht ihn stark zum Dulden, stark zum Selbstopfer und stark zum Dienst.
Wein wurde auch oft als das Symbol der Freude angewandt, und gewiss, in dieser Hinsicht ist Christi Liebe besser als Wein. Was für Freuden es auch in der Welt geben mag ‒ und es wäre töricht zu leugnen, dass es eine gewisse Art der Freude gibt, die auch die schlechtesten Menschen kennen ‒, so ist die Liebe Christi ihr doch weit überlegen. Menschliche Freude, aus irdischer Quelle geschöpft, ist ein trüber, schmutziger Pfuhl, davon Menschen nicht trinken würden, wenn sie wüssten, dass es einen kühleren, weit erfrischenderen Strom gibt. Die Liebe Jesu bringt eine Freude, die die Erde dem Himmel gleich macht. Sie ist deshalb viel besser als Wein.
Sie ist besser als Wein wegen der heiligen Heiterkeit, die sie schafft. Die Liebe Christi befähigt den ohnmächtigen Menschen, sich von seiner Schwäche zu erholen, so dass er sogar das Lager der Trübsal und Schwer-mut verlassen kann, und sie gibt dem Müden wieder neue Kraft. Bist du müde, Bruder, und fühlst du dich matt? Du hättest nur nötig, dass Christi Liebe in dein Herz ausgegossen würde. Ich bete zu Gott, dass wir alle da-von voll werden wie jene Gläubigen am Pfingsttage, von denen die Spötter sagten, dass sie voll süßen Weines wären. Mit Recht sagte Petrus, dass sie nicht trunken waren, wie die Menschen annahmen, sondern dass der Geist Gottes und die Liebe Christi sie mit ungewöhnlicher Kraft und ungewöhnlicher Energie erfüllten, und dass darum die Leute nicht wussten, was es war. Gott gewähre auch uns diese große Kraft, und Christus soll die ungeteilte Ehre dafür haben!
III.
Denkt an die Liebe, die er zu uns hatte,