Ein Erfolg des Todes unseres Herrn ist, dass er seinem Volk Nahrung gibt; sein gebrochener Leib ist Brot für unsere Seelen geworden; ja, er ist rechte Speise. Sein Blut, das für viele vergossen ist zur Vergebung der Sünden, ist wirklicher Trank geworden. Durch seinen Tod hat Christus uns Leben gegeben und durch die Vollständigkeit seines Erlösungswerkes und durch seine beständige Fürbitte hat er uns Brot und Wein gegeben, wodurch dieses Leben genährt werden kann. Er hat alles vollbracht, und er ist in die Herrlichkeit eingegangen, um die Erfüllung seines vollendeten Werkes zu sichern. Indem wir um seinen Tisch sitzen, werden wir an die vollbrachte Erlösung erinnert; das Brot ist bereit, der Kelch gefüllt. Wir haben mit der Zubereitung des Festes nichts zu tun; alles, was wir zu tun haben, ist zu kommen, teilzunehmen und uns an der himmlischen Nahrung zu weiden. Wenn wir also, liebe Freunde, in rechtem Geist zu diesem Tisch kommen, müssen wir uns unseres Herrn freuen und seiner Liebe gedenken.
Ich denke auch, dass hier ein weiterer Grund ist, aus welchem wir uns unseres Herrn freuen und seiner Liebe gedenken sollten, weil nämlich unser Herr die Feier an diesem Tisch zu einem Fest gemacht hat. Wer da meint, dass das Knien um einen Altar der Inhalt des Abendmahls ist, hat den Sinn des Abendmahls nicht erkannt. Was hier beabsichtigt ist, das ist Gemeinschaft; wir kommen hierher, um Gemeinschaft mit ihm zu haben, der mit seinen Jüngern zu Tisch saß und sie bei diesem letzten Mahl zu seinen Leidensgefährten machte. Bei einem königlichen Fest ist Freude geboten. Wie, wollt ihr mit traurigen Gesichtern zu des Königs Tisch kommen? Wollt ihr kommen, um betrübt zu sehen, was er euch gebracht hat? Wenn er Brot und Wein als ein Fest für eure Seelen bereitet hat, wollt ihr kommen und eure Köpfe hängen lassen? Nein, macht dies zu eurem Entschluss: „Wir wollen frohlocken und uns an dir freuen; wir wollen deiner Liebe mehr als des Weines gedenken.“
Wenn Könige Feste veranstalten, dann erklingen die Gläser, und es gibt ein freudiges Jauchzen; und soll der armselige Weinstock dieser Welt, dessen Saft für den Menschen Gift gleich dem Wein von Gomorra ist, größere Freude bieten, als wir sie haben, die wir trinken von dem Wein, der von Gottes Weinstock kommt und dessen Trauben Christus in der Presse zerdrückt hat? Nein, unsere Freude an diesem Fest ist herrlicher, tiefer, wirklicher und wahrer als irgendetwas, das Wein oder Wohlstand jemals gewähren kann. „Wir wollen frohlocken und an dir uns freuen; wir wollen deiner Liebe mehr gedenken als des Weines.“ O Gott, hilf uns, diesen Entschluss auszuführen!
Lasst uns auch bedenken, dass wir, wenn wir zum Tisch des Herrn kommen, eine sehr glückliche Vereinigung feiern. Unser Text spricht in der Mehrzahl: „Wir wollen frohlocken und uns an dir freuen; wir wollen deiner Liebe mehr als des Weines gedenken.“ Ich weiß nicht, wie ihr empfindet, Brüder und Schwestern, aber ich möchte nicht gern allein zum Himmel wandern. Obgleich ich die Gemeinschaft meines Herrn haben würde, wenn ich sein einzig Geliebter wäre, so vermehrt es doch meine Freude wesentlich, wenn ich eure Angesichter sehen darf, die ich seit einer Reihe von Jahren kenne und mit denen ich lange Zeit in inniger Verbindung gestanden habe. Viele unter euch, die einst „voll bitterer Galle waren und verknüpft mit Ungerechtigkeit“, sind durch die Predigt des Evangeliums gleich brennenden Holzstücken aus dem Feuer gerissen worden, und es ist so herrlich, dass wir hier miteinander um den Tisch des Herrn versammelt sein dürfen.
Es gehört sich nicht, mit einem bedrückten Herzen zum Abendmahl zu kommen, wenn wir bedenken, dass es nicht nur eine Gedächtnisfeier, sondern ein Vorausgenuss ist. Wir tun dies, „bis dass er kommt“. Habe ich nicht heute früh versucht, die Posaune seiner Wiederkunft zu blasen? Es würde mich nicht in Erstaunen gesetzt haben, wenn er gekommen wäre, während wir versammelt waren und ich von der herrlichen Erscheinung des großen Gottes und unseres Heilandes Jesu Christi redete. Es sollte auch niemand unter euch in Erstaunen setzen, wenn ihr mitten in der nächsten Nacht den Ruf hörtet: „Siehe, der Bräutigam kommt!“, denn er kann jeden Augenblick kommen, und er wird kommen „zu einer Stunde, da ihr es nicht meint“. Lasst uns bei dem Gedanken an diese freudige Hoffnung vor Freuden hüpfen und das Fest in lebendiger Hoffnung feiern; und während ihr zum Tisch kommt, lasst eure Herzen sich am Herrn freuen, an dessen Liebe ihr euch bei diesem heiligen Fest besonders erinnert.
III.
„Wir wollen deiner Liebe gedenken.“ Lieber Heiland, das, woran wir zu denken haben, ist deine Liebe, deine Liebe von Ewigkeit her, deine voraussehende Liebe, die uns durch den Fall zugrunde gerichtet sah und uns trotzdem liebte. Wir gedenken deiner Liebe, da du dich deinem Volk vertrautest und dich entschlossest, dein Los mit deinen Erwählten zu teilen. Der Herr Jesus entschloss sich, mit seiner Gemeinde eins zu werden; zu diesem Zweck verließ er seinen Vater, damit er mit seiner Braut eins werden könne. Ich komme zu großen Tiefen, wenn ich fortfahre, über Christi Liebe zu sprechen.
„Wir wollen deiner Liebe gedenken“, der Liebe, die, nachdem sie einmal angefangen hat, nie wankend geworden ist, sich nie verringert und nie aufgehört hat.
Wir gedenken der Liebe, die Jesus in seinem Herzen hinauftrug in die Herrlichkeit zur Rechten des Vaters, der Liebe, die noch ebenso groß ist, als sie war, als er auf Golgatha hing, um uns zu erlösen. Das Wunderbare an dem allen ist mir, dass es die Liebe einer Person ist, wie Christus es ist. Dass eine so göttliche Person uns seine Liebe zuwenden konnte, ist unausdenklich wunderbar. Ich kann meiner Mutter Liebe verstehen, ich kann meines Kindes Liebe verstehen, ich kann die Liebe meiner Frau verstehen; aber Christi Liebe kann ich nicht verstehen. Brüder, wir sind alle abtrünnige Versager; doch dieser herrliche „Alles“, dieser „Alles in Allem“ hat uns tatsächlich seine Liebe zugewandt! Nehmt an, dass alle heiligen Engel uns geliebt hätten und dass alle Erlösten Gottes uns geliebt hätten; dies alles zusammengenommen würden nur soviel Stäublein sein, die die Waagschale nicht erschweren, aber Christi Liebe ist ein Berg, nein, sie ist mehr als alle Berge im Universum. Ich weiß nichts, womit ich sie vergleichen könnte.
Auf diese Art können wir zunächst diesen doppelten Entschluss ausführen; wir gedenken der Liebe Christi und freuen uns an ihr.
Demnächst möge jeder einzelne unter uns zu Christus sagen: „Ich will deiner Liebe zu mir gedenken.“ Brüder und Schwestern, ich kann glauben, dass Christus euch liebt; aber es gibt Zeiten, da es mir als ein großes Geheimnis erscheint, dass er jemals mich geliebt haben könne. Ich kann in Wahrheit sagen, dass ich oft gefühlt habe, dass ich es als himmlisch ansehen würde, zu den Füßen der Ärmsten, Geringsten der Knechte Gottes sitzen und ihnen dienen zu können, wenn ich nur der Liebe Christi zu meiner eigenen Seele gewiss wäre.
Ich sehe in meinen Brüdern und Schwestern so viele Schönheiten, dass ich die Gnade Gottes in ihnen bewundern kann; aber oft sehe und fühle ich so viele Unvollkommenheiten in mir, dass ich mich nur darüber wundern kann, dass Christus mich je geliebt haben soll. Ich nehme an, dass jeder unter euch ebenso empfindet; ich bin gewiss, dass ihr es tut, wenn euer Herzenszustand der rechte ist, denn um die Wahrheit zu sagen, gibt es keine Schönheit in jemand unter uns, die er wünschen könnte, und in keinem ist eine derartige Vortrefflichkeit, dass er es der Mühe wert halten sollte, für uns zu sterben. „Gott preist seine Liebe gegen uns, dass Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren.“ „Da wir noch schwach waren nach der Zeit, ist Christus für uns Gottlose gestorben.“ Kommt denn, wollt ihr nicht frohlocken und euch darüber freuen, dass Christus euch geliebt hat? Wollt ihr euch nicht darüber wundern, dass es ihm jemals möglich gewesen ist, euch „mit Banden der Liebe“ zu ziehen und euch in eine lebendige, liebevolle, ewige Verbindung mit sich zu bringen?
Doch selbst dies ist nicht alles. Der Text spricht nicht nur von Christi Liebe und Christi Liebe zu mir, sondern er spricht von Christus selbst. Wir frohlocken und freuen uns an dir, nicht nur an deiner Liebe, sondern an dir selbst. Versucht es, teure Freunde, eure Gedanken auf Christus zu lenken, auf seine zusammengesetzte Person als Gott und Mensch und auf alle die Wunder, die in dem Immanuel, Gott mit uns, eingehüllt sind. Dein Werk, Herr, ist schön; aber die Hand, die das Werk gewirkt hat, ist noch schöner. Alle deine Liebesabsichten sind glanzvoll; aber was sollen wir sagen von dem Geist, der solche Absichten hegte? Der Herr Jesus ist besser als alles, das von ihm kommt; seine Gaben sind unendlich köstlich, was aber muss er dann selber sein? Kommt denn, lasst uns frohlocken und uns an ihm freuen, und lasst uns seiner Liebe mehr gedenken als des Weines.
Der Text sagt: „Wir wollen gedenken“, aber einige unter euch können nicht gedenken, weil ihr nichts wisst. Ein Mensch kann