Dana Lyons

Blut Und Feuer


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Deck von Ebene 3, wo das Pantheon Management residierte. Sie glättete ihr Kleid über ihrer Hüfte und als die Aufzugtüren sich öffneten, schaute sie rasch nach rechts und links, da sie nicht wollte, dass man sie sah.

      Sie wusste, dass sie kurz davor war etwas moralisch Falsches und explizit entgegen der Regeln der Station zu tun, aber sie ging geradewegs zu Mr. Meyers’ Tür, dem für den Transport zuständigen Personalmanager. Letzte Nacht, nachdem David mit ihr geschlafen hatte, wie es nur ein sinnlich verstärkter Drache konnte, sah sie, wie er auf den Ring spähte, den er neben dem Bett versteckt hatte.

      Auf Meyers zuzugehen, um auf die Liste zu kommen, machte ihren Magen nervös und Schweiß befeuchtete ihre Handflächen. Sie hatte ein schlechtes Gefühl bei dem, was sie tun würde, aber sie konnte das Bild von ihrer Leiche, die ewig durch den Weltraum schwebte, nicht auslöschen.

      Sie atmete aus und leckte sich über ihre Lippen.

       Ich will runter von der Draco Station, bevor ich hier sterbe.

      Sie drückte den Klingelknopf.

      »Wer ist da?«

      »Hilde Martin, Mr. Meyers. Ich bin eine der Entertainerinnen. Ich muss mit Ihnen sprechen.«

      »Kommen Sie morgen in mein Büro, Hilde.«

      »Sir, es ist persönlich.« Sie hasste es zu betteln. Sie schloss ihre Augen, sah umgehend ihren Leichensack völlig alleine dahintreiben. Das Bild ließ sie sich mulmig fühlen und sie legte eine Hand über ihren Mund – aber die Vorstellung wollte nicht weggehen. »Bitte, darf ich hereinkommen?«

      Die Tür öffnete sich und Meyers prüfte sie sorgfältig von oben bis unten. Er hatte Knopfaugen und seine Haut war blass. Sie unterdrückte einen Schauer, fühlte sich, als ob eine Ratte ihr Kleid hochgekrochen war. Sie lächelte stattdessen.

      Er lehnte sich gegen die Türzarge, witterte einen Handel in der Luft. Sex war eine häufige Währung auf der Station. Aber Sex, um die Abflugliste zu ändern, war streng verboten. Wenn David, oder irgendjemand, herausfand, was sie tat, würde es sie teuer zu stehen kommen. Vom Ausdruck auf Meyers’ Gesicht konnte sie sagen, dass er sich im Moment nicht um die Rechnung sorgte.

      »Hilde, Sie sind eine Tänzerin, oder?« Er trat zurück und bedeutete ihr hereinzukommen.

      Dankbar aus dem Flur draußen zu sein, trat sie über die Schwelle. Er schloss die Tür und sie schluckte. »Mr. Meyers –«

      »Bitte, nennen Sie mich Chuck.«

      Chuck war weich, einer der wenigen übergewichtigen Menschen auf Draco. Er war verschwitzt und seine Finger waren wie Würstchen. Nachdem sie von einem Dämon geliebt worden war, war das, was sie gleich mit diesem abstoßenden Menschen tun würde, nicht lieben. »Ich muss auf den nächsten Flug kommen.«

      »Hilde, die Liste ist voll. Als eine Entertainerin können sie die Station zu jeder Zeit nach ihrem Vertrag verlassen ohne die Gefahr des Limbus’. Ich kann Sie ganz oben auf die nächste Liste setzen. Wozu die Eile?«

      »Wie ich sagte, es ist persönlich«, stammelte sie. Sie wusste, dass er sie in seinem Geist bereits auszog und ihr Entschluss wankte. Da sie befürchtete aufgrund des Gestanks, der von ihm kam, zu würgen, schloss sie ihre Augen.

      Ihr dahintreibender Leichensack wartete … und würde weiterhin warten, bis sie auf diese Liste kam. Sie öffnete ihre Augen und ließ ihr Kleid vorsichtig über einer Schulter herunter, entblößte dabei ihre Haut für seinen ekelhaften Blick. »Können Sie mir helfen, Chuck?«

      Leonard Jeffrey entspannte sich in dem Wissen, dass seine Zeit auf Draco beinahe vorbei war, in seiner Wohnung. Mit Pantheon hierherzukommen war ein entsetzlicher Fehler gewesen, aber zu gehen würde alles korrigieren und sein Leben zurück in die Spur bringen.

      »Hmh«, grunzte er. »Pantheon, du unternehmerische Schlampe; von dir loszukommen ist wie sich scheiden zu lassen. Ohne Zweifel wirst du mich ausbluten, wenn du die Chance bekommst.«

      Der nächste Flug auf Draco war eine Woche entfernt. Das Schiff würde zehn Tage lang für den Ladungstransfer an der Station sein und dann würde er rechtzeitig an Bord sein, um es zu vermeiden in den Limbus zu fallen und einen weiteren Vertrag zu unterschreiben.

      »Ich entwische dir, Schlampe«, murmelte er. »Ich werde nicht weitere fünf Jahre im Fegefeuer verbringen.« Er zog sich für seine Schicht an und sammelte seinen Rucksack ein.

      Da er auf die Ebene 5 herunter musste, wartete er an der Aufzugbatterie. Die erste Kabine, die einlief, kam von den Residenzen des Managements auf dem obersten Deck. Seltsam, dachte er, als er auf seine Uhr blickte. Selten kam irgendjemand vom obersten Deck auf diese Ebene herunter und Arbeitern wurde davon abgeraten das obere Management außerhalb ihrer Büros zu kontaktieren.

      Die Aufzugtüre öffnete sich. Ein Mädchen, die er als eine der Tänzerinnen erkannte, stürzte heraus, streifte ihn dabei. Sie weinte und ihre Kleider waren verknittert. Als sie an ihm vorbeiging, bemerkte er, dass einer ihrer Ohrringe fehlte.

      Er betrat den Aufzug, drückte den Knopf für Ebene 5 und lächelte.

       Jemand wurde flachgelegt.

      Im Genetiklabor ließ Dr. Lazar die neuesten Unternehmensforderungen in den Abfalleimer fallen. »Diese Idioten von Pantheon werden Draco schneller zerstören als die Dämonen.«

      Er ging zu seinem privaten Arbeitsplatz in geschlossener Umgebung, tippte Kommandos für die Roboterarme ein, trat zurück und beobachtete, wie Perfektion erschaffen wurde.

      Dies war die neueste Nobility-Rezeptur, angepasst, nachdem die Untersuchung einer vorigen Probe eine Fehlberechnung in der Formel enthüllte, die ernste Todesfälle verursacht hätte. Bevor er die tödliche Mischung zerstörte, hatte er eine Probe zur Analyse beiseitegelegt. Aber als er die Probe holen wollte –

       Fehlte sie. Genau als diese bedauernswerte Frau Annie Cooper im Labor hingefallen ist und sich ihren Kopf aufgeknackt hat.

      Die Roboterarme vollendeten ihre Anweisungen und eine dicht versiegelte Röhre der Nobility-Rezeptur war produziert. Er nahm die Verpackung und legte sie in seinen privaten Safe. »Endlich, das Noble der Menschheit ist fertig.«

      Im Vorzimmer trat der Manager der Station Ryan Thomas ein und gaffte umher. Lazar erschauderte innerlich, da er wusste was kam.

      »Lazar«, rief Thomas. Er bedeutete dem Doktor zu kommen, um zu sprechen.

      Lazar ging hinaus, entsann sich der neuen Unternehmensforderungen, die er gerade in den Müll geworfen hatte. »Ryan«, grüßte er und täuschte ein Lächeln vor.

      »Ich schätze, Sie haben die neuen Verfügungen gesehen.«

      »Ja, und sie gehen über meine Empfehlungen hinaus. Ich werde dafür nicht verantwortlich gemacht werden.« Er erklärte dies kategorisch.

      Thomas zog sich bei Lazars Tonfall zurück. »Sind Sie plötzlich vom Gewinnbeteiligungs-Wagen gefallen?«, prustete er amüsiert und bleckte die Zähne.

      Lazar ließ ihn glucksen. Er wusste, dass die Drachen kurz davor waren unter den beständig ansteigenden Unternehmensforderungen zu brechen, aber es war ihm egal. Er hatte Nobility und brauchte Pantheon nicht länger. Er würde gehen.

      Draco Station konnte zur Hölle fahren.

      Auf der Oberfläche von Draco Prime schaltete Nate Givens seine Maschine ab und schaute auf seine Uhr.

       Wenn ich fliege, werde ich mein Zeitlimit überschreiten.

      Das Hochgefühl des Flugs war zum süchtig machenden Ruf des Wunsches seiner sich ausbreitenden Drachen DNS nach »Ausdruck« geworden. Jedes Mal,