Sturm über dem Ozean anzuschauen. Das trotzige Feuer, das in ihren grauen Augen loderte, brannte strahlend. Aber er entdeckte etwas unter dem Zorn.
Er konnte nicht anders als sich zu fragen, was ihre Geschichte war. Anders als jeder andere Student kam sie in lockeren Baumwollhosen und einem zerknitterten Trägerhemd im Speisesaal an. Ryker neigte seinen Kopf und bemerkte, dass ihre Füße auch nackt waren. Das war eine Neue.
In einem Sekundenbruchteil trat die Frau den Fae zu ihrer Rechten. Ryker zuckte zusammen und umfasste seine Leiste, als ihr Fuß genau zwischen die Beine der Wache traf. Jeder Mann im Raum ergriff sich selbst in Mitgefühl. Es brauchte einen Schlag in dieses Gebiet, so dass man den Schmerz eines Hiebs dort kennenlernte.
Sie war im nächsten Augenblick in Bewegung, ihre Finger ausgestreckt, und kratzte über das Gesicht des anderen Mannes. »Maurelle«, bellte eine ältere Frau.
Als die wütende Frau aufhörte und aufschaute, erkannte er, dass Pinkes-Haar Maurelle genannt wurde. Er konnte nicht anders als zu bemerken, dass ihre Brust sich schwer hob und Tränen sich in ihren Augen sammelten, als sie aufhörte und die ältere Fae anblickte.
»Wer ist das?«, flüsterte Ryker, da er keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte, aber brannte darauf zu wissen, warum die Frau aufgehört hat zu kämpfen. Es gab eine leicht stechende Empfindung, die durch die Luft filterte, was Ryker seine Zähne zusammenbeißen ließ.
»Das ist die Schulleiterin Gullvieg. Sie muss die Mächtigste bei geistiger Manipulation in Bramble’s Edge sein«, erwiderte Sol.
»Werden Sie mich jetzt auch umbringen?«, spie Maurelle aus, als sie ihre Schulter zurückwarf, um die Hand, die darauf gelandet war, abzuschütteln.
Anspannung erfüllte bei ihrer Frage den Raum. Ryker wartete weiterhin darauf, dass jemand Maurelle aufhalten würde Gullviegs Autorität herauszufordern, aber nichts geschah. Die Schulleiterin kniff ihre Augen zusammen und näherte sich der angepissten Frau.
»Ich habe auf Ihre Ankunft gewartet, so dass ich meine Willkommensrede halten kann. Die ganze Akademie wartet darauf, dass Sie Ihr Essen holen und Platz nehmen«, wurde sie von der Schulleiterin informiert. Der scharfe Ton, als sie vor einem Moment Maurelles Namen gesagt hatte, war verschwunden. Soweit Ryker wusste, hätte sie über das Wetter sprechen können. Es gab kein Anzeichen, dass Maurelle sie überhaupt verärgert hatte.
Die zwei Männer standen an jeder von Maurelles Seiten, was sie sich versteifen ließ. Bevor Ryker es wusste, war er auf seinen Füßen. Brokks Hand auf seinem Unterarm, hielt ihn davon ab der Frau Beistand zu leisten.
Nachdem sie den Männern ein Wenn-Blicke-töten-könnten-Starren zuwarf, hob Maurelle ihr Kinn und steuerte in den Raum. Ihr Blick erhaschte Rykers und er musste daran arbeiten, dass sich seine Reaktion nicht zeigte.
Sie war schön, dachte er. Ihr schmales Gesicht stand in völligem Widerspruch zu ihrem kurvigen Körper. Sie war groß, aber hatte nicht die typische strichgerade Figur einer Fae. Das Trägerhemd zog sich eng über ihre über die Normalgröße hinaus großen Brüste und ihre Hüften schwangen mit jedem Schritt, den sie machte.
Als ein Fae war Ryker Sex nicht fremd, aber Maurelle ließ seinen Geist geradewegs zum Schlafzimmer stürzen. Er fragte sich, wie weich ihre Lippen waren. Im Moment waren sie geschürzt und überhaupt nicht einladend, aber das schmälerte ihre Attraktivität nicht.
Ryker fiel auf seinen Stuhl und schaute zu, während sie ihre Fäuste ballte und die Schulleiterin finster anblickte.
Sie stand für einige Sekunden dort, bevor sie zu einem Tisch steuerte, während sie ihren Blick auf Ryker verschränkt hielt. Ihre Flügel flatterten ruhelos an ihrem Rücken. Das strahlende Türkis und Pink passte zu dem, was er von ihrer Persönlichkeit gesehen hatte. Sie war eine der stärksten Frauen, die er jemals gesehen hatte.
Die Tatsache, dass sie sich nicht herumrollte und wie eine friedliche Puppe hereinkam, zog ihn so sehr an wie ihre Figur. Ihr Feuer zog ihn zu ihr, bevor er einen guten Blick auf sie bekam. Nachdem sie etwas Brot und andere Dinge hatte, blickte sie sich im Raum um.
Sein Herz begann zu rasen und er wollte aufstehen und zu ihr gehen, als sie in seine Richtung steuerte. Da sein Magen sich verkrampfte und sich Schweiß auf seiner Stirn bildete, hatte er es schwer still zu sitzen. Es war nicht so, dass sie zu seinem Tisch steuerte, es gab mindestens zehn andere Tische um ihn herum. Das Letzte, das er brauchte, war eine Freundschaft mit dieser unruhestiftenden Frau. Er war den Mächten der Akademie bereits genug auf den Sack gegangen, als er versucht hatte der Sammlung zu entfliehen.
Ryker zwang seinen Blick auf sein eigenes Essen zurück, nahm seine Gabel auf und begann zu essen. Es war schwer nicht aufzuschauen und zu sehen, wo sie beschloss zu sitzen. Als eine zarte Hand neben ihm landete, schoss sein Kopf wie eine Rakete hoch.
Maurelle zog den Stuhl neben ihm heraus. Als sie seinem Blick begegnete, konnte er nicht anders, als die dunklen Ringe unter ihren Augen zu bemerken. Es ließ ihn denken, dass sie ebenso hart kämpfte wie er.
»Hey du«, sagte Brokk mit einem Winken über den Tisch hinweg. Maurelle schaute hinüber und nickte ihm mit ihrem Kopf zu. »Ich bin Brokk. Ich hab’ Gullvieg dich Maurelle nennen hören, ist das richtig?«
»Ja«, erwiderte sie und drehte ihren Kopf zu Ryker »Du bist neu hier, oder? Wie geht es deinem Flügel?«
Sein Mund klappte für eine Sekunde auf und er überdeckte den Schock, indem er einen Bissen seines Essens in seinen Mund stopfte. Er nickte mit dem Kopf, während er kaute und schluckte. »Ich bin Ryker. Und dem Flügel geht es besser. Die Heiler haben sehr viel getan, um ihn einsatzfähig zu machen.« Er spannte seinen Flügelmuskel noch einmal an, ließ ihn über seine Schulter springen, bevor er ihn wieder senkte. Er wollte kein Arschloch sein, also sprach er mit ihr, aber er wollte es auch nicht viel weiter treiben.
Er hatte mit seinem Fluchtversuch bereits genug Aufmerksamkeit erregt und brauchte sie nicht auf seiner Liste enger Freunde hinzufügen, um Gullviegs intensive Überprüfung auf sich zu ziehen. Er hoffte, dass er es geschafft hatte jedwede Bedenken, welche die abscheuliche Schulleiterin wegen ihm hatte, zu zerstreuen.
Sie lehnte sich auf ihrem Platz zurück, brachte ihre Hand hoch in deren Bereich und streckte sich, als ob sie seinen Flügel berühren wollte. Aus Instinkt wurde Ryker reglos. Da sie wahrscheinlich den Grund hinter seiner Bewegung verstand, ließ sie ihre Hand fallen. Es war das Beste, wenn sie miteinander auf Distanz blieben, trotz seiner lodernden Anziehung zu ihr.
»Zumindest lebst du noch. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du auch tot wärst«, sagte sie zu ihm, während sie mit einer Grimasse auf ihrem Gesicht das Essen auf ihrem Teller herumschob.
Die Schulleiterin stand auf und streckte ihre Arme an ihren Seiten aus. »Ich möchte jeden zu einem weiteren Jahr an der Bramble’s Edge Akademie willkommen heißen. Ich bin stolz darauf diese Institution für die vergangenen dreihundert Jahre geleitet zu haben. Sie werden keine bessere Ausbildung in der Kontrolle ihrer Fähigkeiten erhalten. Wir haben einige neue Studenten, die übermorgen eingeschätzt werden.«
Ryker hörte zu, während Gullvieg ihnen erzählte, wo die Klassenzimmer ebenso wie die verschiedenen Übungsfelder verortet waren. Er schaltete die Rede ab und konzentrierte sich auf Maurelle. Wie hatte diese Frau von seinem Fluchtversuch gewusst? Hatte sie ihn gesehen, wie er gefesselt versucht hatte zu fliegen? Seine Mitbewohner entschuldigten sich in der Sekunde, in der das Willkommen im Gange war, da sie nicht hören mussten, was sie sagte.
Er rutschte mit seinem Hocker näher zu Maurelle, beugte sich nahe zu ihr und fragte: »Woher wusstest du, was mit mir passiert war?«
Ihre grauen Augen waren rotgerändert, als sie sich wieder auf ihn konzentrierte, und Schweiß sprenkelte ihre Stirn. »Oh. Der Sammler, der mich abgeholt hat, hat diese magischen Bänder benutzt …«
»Fesseleisen«, unterbrach er, als er den Namen der Schelle erklärte.
Sie winkte als Erwiderung mit ihrer Hand. »Wie auch immer, ich habe in der Sekunde, in der ich sie berührt habe, gesehen, wie du versucht hast zu fliehen und wie du gefallen bist, nachdem du die Barriere getroffen