euch: Das macht richtig Spaß! Zuerst zieht ihr »Kartoffelfurchen«. Das heißt, ihr buddelt eine etwa 20 Zentimeter tiefe keilförmige Rille und legt die Pflanz- oder Saatkartoffeln in etwa 30 Zentimeter Abstand zueinander und mit dem Austrieb nach oben hinein. Dann bedeckt ihr die Kartoffeln etwa 10 Zentimeter mit Erde.
Den Rest der Erde, die ihr für das Anlegen der Furche zur Seite gebuddelt hattet, lasst ihr erst einmal dort liegen. Sobald die Triebe dann nach oben ans Licht gewachsen sind und die Pflanzen etwa 10 Zentimeter hoch sind, gebt ihr wieder 10 Zentimeter Erde auf die Pflanzen, sodass sie erneut komplett bedeckt sind. Und wenn sie es nach einigen Tagen wieder geschafft haben, sich oben im Licht zu zeigen, schaufelt ihr noch mal etwa 10 Zentimeter Erde auf sie drauf. Jetzt wachsen eure Kartoffeln auf einem Hügel, während zwischen den Kartoffelreihen eine kleine Furche entstanden ist. Ich habe das Ganze sogar noch ein viertes Mal gemacht, sodass ich am Ende einen richtigen kleinen »Kartoffelwall« hatte, weil ich immer wieder Erde angehäufelt habe. So heißt das übrigens im Fachjargon: die Kartoffeln anhäufeln. Aber ansonsten müsst ihr auch hier nichts weiter machen, außer gießen, wenn es zu wenig regnet – einfach warten, dass alles wächst. Und nach etwa drei Monaten könnt ihr ernten.
Die Pflanzkartoffeln bekommt ihr übrigens im Handel, in einem Baumarkt mit Gartenabteilung oder im Gartenmarkt. Ihr könnt aber auch einfach Bio-Kartoffeln im Supermarkt kaufen und die dann an einem dunklen Ort treiben lassen. Wenn aus den Kartoffeln kleine grüne Triebe wachsen, sind sie zu Pflanz- beziehungsweise Saatkartoffeln geworden und ihr könnt sie einpflanzen. Theoretisch könntet ihr die Kartoffeln sogar direkt ins Beet legen und dort treiben lassen. Aber dann dauert der ganze Prozess sehr lang.
Eine noch bessere Idee ist es, eine Kartoffel genau unter die Lupe zu nehmen, die schon ausgetrieben hat. Ihr werdet sehen, dass sie meistens nicht nur einen Trieb hat, sondern mehrere. Schneidet die Kartoffel dann einfach in kleinere Stücke, von denen jedes einen eigenen Trieb oder ein »Auge« hat (Augen sind die Stellen, aus denen die Triebe wachsen; ihr seht dann so kleine Kreise). Ihr könnt nämlich auch diese einzelnen Stücke als Pflanzkartoffeln verwenden und habt so im Handumdrehen ein Vielfaches an Saatgut mehr.
Ich habe gute Erfahrungen mit der Sorte »Sieglinde« gemacht. Sie gehört zu den »frühen« Sorten, das heißt, ihr legt sie im April in die Erde und könnt schon im Juli ernten. Außerdem kann ich die Sorte »Blaue St. Galler« empfehlen. Sie kommt ebenfalls im April in die Erde, wird aber erst im August geerntet. Ihre Knollen sind lilafarben und sehen zwischen dem Grillgemüse wie Schmuckstücke aus.
Übrigens: Wenn eine Kartoffel sich grünlich verfärbt (die Verfärbung ist dann stark, ihr seht sie auf den ersten Blick), solltet ihr sie nicht mehr essen. Dann ist sie ungenießbar.
MÖHREN
Für mich gehören auch Möhren zum Motivationsgemüse, obwohl meine beim ersten Versuch, sie zu pflanzen, viel zu klein waren. Das lag aber daran, dass ich wichtige Tipps nicht beherzigt habe, weil ich schlichtweg nichts von ihnen wusste.
Der erste Tipp lautet: Kauft die Samen schon fertig auf einem Saatband. Denn Möhren müsst ihr ausdünnen, wenn sie schön groß werden sollen. Haben sie nicht genug Platz im Beet, dann bleiben es kleine, schwindsüchtige, dünne Wurzeln, an denen ihr keinen Spaß habt. Das Saatband ist also hier schon mal die halbe Miete.
Trotzdem solltet ihr die Möhren ein bisschen im Blick behalten. Wenn sie trotz Saatband so eng stehen, dass sie sich beim weiteren Wachsen ins Gehege kommen würden, dann müsst ihr einige Pflänzchen aus dem Beet entfernen, das heißt, ihr müsst sie ausdünnen. Ich weiß, dass das nicht einfach ist. Ihr werdet verstehen, was ich meine, wenn ihr es das erste Mal macht. Weil man selbst die Auslese treffen muss und bei den zu eng stehenden Möhren natürlich die entfernt, die am kleinsten und dünnsten sind. Das tut weh, denn ihr werdet stolz auf alles sein, was bei euch wächst – auch auf die schwächeren Möhrchen. Vielleicht tröstet ihr euch damit, dass die Möhren zu ganz wunderbarem Humus werden, wenn ihr sie auf den Komposthaufen werft. Vielleicht freut sich auch ein Pferd auf Nachbars Weide oder beim Spazierengehen darüber. Bei Pferden dann aber bitte nicht das Blattgrün füttern: nur die kleine Möhre untendran.
Aber von vorn: Ihr müsst ja erst noch einsäen. Das könnt ihr ab März bis Juni tun – direkt draußen ins Beet. Ihr zieht mit dem Finger wieder eine ca. 1 Zentimeter tiefe Furche in euer Beet oder Hochbeet und legt das Saatband hinein. Dann befeuchtet ihr es vorsichtig und packt die Erde wieder obendrauf. Dann nur feucht halten und den Möhren beim Wachsen zusehen.
Zuerst wird das Grün oben aus der Erde wachsen und dann entwickelt sich unten im Boden auch die Möhre immer mehr. Am Ende wird sie oben sogar ein klein wenig aus der Erde gucken, sodass ihr, ohne zu buddeln, sehen könnt, wie groß die Möhre schon geworden ist.
Damit Möhren so schön werden wie auf dem Bild links, dürfen sie nicht zu dicht stehen. Was wie hier zu eng wächst, müsst ihr ausdünnen.
Geerntet werden die Möhren dann, wenn ihr Lust darauf habt, sie als Rohkost in den Salat zu schneiden, direkt zu knabbern oder zu kochen. Im dritten Teil dieses Buches habe ich ein paar Tipps für euch zusammengestellt, wie ihr die einzelnen Gemüse aus eurem Garten verarbeiten und richtig lagern könnt. Denn im Idealfall habt ihr das ganze Jahr etwas von eurem selbst gezüchteten Gemüse und nicht nur zur Erntezeit.
Wenn die Möhren im Beet nicht genug Platz haben, bleiben sie klein. Schmecken tun sie trotzdem, wie man sieht.
Es gibt übrigens sehr viele verschiedene Möhrensorten. Bei mir hat die Sorte »Nantaise« überhaupt nicht funktioniert, die Sorte »Narbonne« dafür sehr gut. Und schon im zweiten Jahr habe ich mich getraut, auch Möhren anzupflanzen, die es eben nicht gibt im Supermarkt. Möhren, die von außen lila sind und von innen orange. Eine solche Sorte heißt »Purple Haze« und sieht toll aus, wenn ihr Grillgemüse damit macht.
Ich gebe hier übrigens gern zu, dass ich die Möhren auch deshalb zum Motivationsgemüse zähle, weil ich sie so vielfältig verwenden kann: Ich liebe es, sie direkt als Rohkost zu snacken, ich mag sie aber auch als warmes Gemüse. Meine Stute Sazou leckt sich alle vier Hufe danach ab und auch die Hühner und Küken kann ich damit glücklich machen. Wenn ihr Homefarming betreibt, darf die Möhre einfach nicht fehlen.
Als Youngster ist Kohlrabi noch sehr zart – und ein Festessen für Schnecken. Ihr solltet ihn daher unbedingt mit einem Schneckenzaun schützen.
KOHLRABI
Habt ihr schon mal Kohlrabi gegessen? Und wenn ja: War er dann in weiße Stifte geschnitten und schwamm in einer geschmacksfreien beigefarbenen Grundsoße? So jedenfalls kannte ich Kohlrabi und fand ihn als Gemüse deshalb todlangweilig. Ich möchte euch dennoch raten, es mal mit Kohlrabi im Garten zu versuchen, weil diese Pflanze einfach wunderschön und anspruchslos ist. Ihr sät die Samen mit ordentlichem Abstand (etwa 30 Zentimeter) im April oder Mai direkt ins Beet oder Hochbeet und habt dann im August eine wirklich schöne, große Kohlrabi-Knolle, die ihr ganz wunderbar auf den Grill legen könnt. Mariniert mit Balsamico-Essig, etwas Knoblauch, Olivenöl, Salz und Pfeffer ist das ein Traum. Und ersetzt sogar das Grillfleisch, weil man den Kohlrabi in Scheiben geschnitten servieren kann und so richtig was zu beißen hat. Das Rezept findet ihr im dritten Teil des Buches (siehe >). Ihr müsst es probieren! Denn Kohlrabi ist wirklich eine Entdeckung und außerdem total gesund: Er ist sehr Vitamin-C-haltig, hat viel Magnesium und einen Blähbauch bekommt ihr davon auch nicht.
Ein