beschleunigende Lösung für Ihr Knochenwachstum injiziert, aber es wird schon noch einige Wochen dauern, bis Sie wieder zu hundert Prozent fit sind.«
Rangan schaute auf und bemerkte ihr langes Haar erneut.
Diese grünen Augen. Die Art, wie sie ihre Finger bewegte, während sie sprach. »Danke.«
»Und …«, sagte Melanie. »Sie haben ein Souvenir mitgebracht.«
Sie wandte sich von ihm ab und kam dann mit einem winzigen Plastikbeutel mit einem kleinen schwarzen Ding darin zurück. Rangan streckte seinen Arm aus und nahm ihn in seine freie Hand. Er hielt ihn gegen das Licht der Lampe.
»Eine Kugel«, sagte er.
Sie nickte. »Sie hatte bereits an Geschwindigkeit verloren, als sie Sie getroffen hat. Und hat alles Wesentliche verfehlt. Ein paar Zentimeter weiter und die Dinge hätten schlecht um Sie gestanden. Sie hatten Glück. Ziemlich viel Glück.«
Rangan starrte auf die Kugel. »Ich kann nicht fassen, dass dieser Cop einfach auf mich geschossen hat. Verdammtes Arschloch.«
Melanies Gesicht verfinsterte sich, als sie das hörte. Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Ihre Lippen kniffen sich zu einer dünnen Linie zusammen.
»Dieser Cop«, sagte sie vorsichtig und sprach dabei jedes Wort ganz deutlich aus, »wurde mit schweren Verbrennungen zweiten und dritten Grades an der Hälfte seines Körpers nach Charlottesville verlegt. Er ist in einer sehr viel schlimmeren Verfassung als Sie.«
Rangan starrte sie an. »Er hat auf mich geschossen. Was, wenn Kinder in dem Van gewesen wären?«
Melanie schüttelte den Kopf. »Er dachte, er würde nur seinen Job machen.«
»Und das macht es okay?«
Melanie seufzte und ließ sich auf einen Stuhl neben Rangans Liege nieder. »Sehen Sie, der Haftbefehl, der im Umlauf war … Sie wurden als Terrorist beschrieben. Die sagten, Sie wären aus der Untersuchungshaft des DHS ausgebrochen. Und dass Sie bewaffnet und extrem gefährlich wären. Dass man sich Ihnen nur mit größter Vorsicht nähern sollte. Dass man Sie festnehmen oder Sie aufhalten sollte, koste es, was es wolle. Das hier ist eine kleine Stadt, Rangan.
Die kriegen solche Befehle normalerweise nicht. Und erst recht nicht, wenn sie sowieso schon damit überfordert sind, die Menschen während eines Hurrikans in Sicherheit zu bringen. Owen dachte, er würde Leben retten.«
Rangan starrte sie an. »Owen? Sie kennen ihn?«
Melanie starrte zurück. »Ich bin hier aufgewachsen. Meine Mutter ist ein Cop. Ich kenne alle Cops in diesem Landkreis.«
Rangan senkte den Blick. Er wurde von diesem Bastard Holtzman frei gelassen. Dann von einem Pastor gerettet, der dachte, dass der Hurrikan ein Geschenk Gottes war. Und war wieder zusammengeflickt worden von einer Freundin des Cops, der auf ihn geschossen hatte.
Ich habe keine Ahnung mehr, was um mich herum passiert, stellte er fest.
Er schaute wieder hinauf zu Melanie. Sie sah auf ihre Hände hinab. »Es tut mir leid«, sagte er behutsam. »Ich hoffe, Ihr Freund wird wieder. Ich schätze ich habe einfach … na ja … ein paar schlechte Monate mit den Autoritäten hinter mir.«
Melanie schaute auf und lächelte ihn traurig an. »Ich weiß. Ich habe etwas von dem Video gesehen. Es tut mir leid, was Sie alles durchgemacht haben.
Sie schaute ihm eine ganze Weile in die Augen. Dann stand sie auf.
»Ich muss gehen. Ich bin nur hier, weil Georgetown stillgelegt wurde. Aber da ich gerade hier bin, helfe ich dem medizinischen Notfallteam dabei, Menschen zu verarzten, die von Zoe in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Da sind noch mehr Leute, die mich brauchen.«
Rangan nickte. »Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Melanie.«
Sie nickte ebenfalls und packte ihre Sachen in den Medizinkoffer.
»Es hat mich auch gefreut, Sie kennenzulernen, Rangan.« Sie hielt für einen kurzen Moment inne und ging dann Richtung Tür. Mit dem Türgriff in der Hand drehte sie sich wieder zu ihm um.
»Owen wird es übrigens überleben. Seine Haut wird erst wieder nachwachsen müssen, aber er wird sich davon erholen.« Sie schaute ihm in die Augen.
»Ich bin froh, dass Sie diese Kinder da rausgeholt haben.« Dann lächelte sie. »Apropos, ich glaube, Sie haben da ein paar Freunde, die darauf warten, Ihnen Hallo zu sagen.«
Sie öffnete die Türen und die Gedanken prasselten auf ihn ein. Ein Schwall von Gedanken. Enthusiastisch, freundlich, ungeduldig und chaotisch kamen sie hineingestürzt, um ihn zu begrüßen.
Die Jungs drängten sich um seine Liege. Bobby und Pedro und Tim und Jason und Tyrone. Alle. Ihre Gedanken liefen über vor Freude und Aufregung. Sie bombardierten ihn mit Bildern und Ideen und Fragen und Informationen. Und das schneller als er überhaupt folgen konnte.
… wir gehen nach KUBA …
… KUBA KUBA KUBA …
… viele andere Kinder mit NEXUS …
… und diese neue APP kann dir LANDKARTEN und BILDER zeigen in deinem KOPF …
… Hurrikane kommen von HEISSEN OZEANEN …
… und du kannst <so> reden …
… ALFONSO IST ZURÜCK …
Das schockierte ihn. Und da war er, ganz dort hinten. Alfonso, der Junge, den das ERD gefoltert hatte, bis er nachgegeben und Nexus aus seinem eigenen Gehirn abgestoßen hatte.
»Alfonso«, sagte Rangan. Er streckte seine Hand und seine Gedanken nach dem Jungen aus und zog ihn zu sich heran, bis Alfonso ganz vorne in dieser kleinen Gruppe stand. Er setzte sich auf den Stuhl, auf dem Melanie gerade gesessen hatte und hielt Rangans Hand.
»Wie?«, fragte Rangan. Hatte sich sein Gehirn irgendwie erholt?
… sie gaben ihm mehr Nexus …
… machten ihn wieder ECHT …
»Jeder ist echt!«
Die Worte kamen harscher aus ihm heraus als beabsichtigt. Und die Jungs wurden still.
Er ermahnte sich selbst.
Es waren nur Jungs. Jungs, die von ihren Eltern weggerissen wurden.
Er lächelte. »Tut mir leid.« Er schaute in die Runde, sendete den Jungs Liebe, sendete ihnen seine Freude darüber, sie zu sehen, wie sehr er sie vermisst hatte.
Dann drückte er Alfonsos Hand fester.
»Alfonso war echt, auch als er kein Nexus in sich hatte. Er konnte nur nicht mit euch kommunizieren. Er war immer noch eine Person. Er war nur einsamer.«
Er versuchte, es ihnen zu zeigen. Die Ausschnitte, die er aus Bobbys Augen gesehen hatte. Und aus Tims Augen. Von Alfonso, der weinend in der Ecke kauerte. Versuchte ihnen zu zeigen, dass das bedeutete, dass Alfonso traurig war. So wie sie alle manchmal traurig waren.
Er fühlte Alfonsos Erinnerungen in den Raum sickern, fühlte die Erfahrungen aus Alfonsos Perspektive, fühlte, wie die Jungs die Verbindung aufbauten. Nur ein kleines bisschen. Aber das musste reichen.
Dann unterbrach Pedro den Moment.
… wurdest du wirklich von der POLIZEI VERFOLGT und sie haben auf dich geschossen und du hast einen Van in die LUFT GEJAGT und bist ihnen wie ein NINJA ENTKOMMEN wie in den NINJA FILMEN …
Und dann drängten alle Jungs auf ihn ein. Sie waren ganz aufgeregt, neugierig und eben genauso, wie er, als er ein Kind war.
Zeig uns, wie man ein Ninja ist!