Günter Dönges

Butler Parker Staffel 6 – Kriminalroman


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das in greifbarer Nähe vor ihnen war.

      Vance war vom Jagdfieber gepackt. Sein an sich vertrocknet aussehendes Gesicht hatte sich wie in wildem Triumph verzerrt. Es zeigte gerade in diesen Sekunden und Minuten wirkliches Leben, es ließ deutlich werden, von welchen Leidenschaften dieser Mann regiert wurde.

      „Laßt ihn nicht aus dem Visier …!“ rief er Steve und Clive zu, die bereits aus allen Rohren auf den seltsam aussehenden Wagen schossen, ohne aber Schaden anzurichten.

      Vance trat das Gaspedal seines Fords noch weiter gegen das Bodenbrett. Der Wagen wurde schneller und holte auf. Es war nur noch eine Frage von wenigen Augenblicken, bis Clive und Steve das Feuer wieder aufnehmen konnten.

      Eigenartigerweise aber vergrößerte sich plötzlich wieder der Abstand zwischen beiden Wagen.

      „Was ist denn mit dem Wagen los?“ fragte Vance wütend und sah seinen Nebenmann Clive wütend an, „der Schlitten zieht ja plötzlich nicht mehr!“

      „Sie müssen sich bei Gelegenheit doch mal ’n neuen Wagen anschaffen“, antwortete Clive gereizt, „das Modell war vor fünf Jahren mal Klasse …!“

      Clive freute sich, es seinem geizigen Boß mal so richtig geben zu können. Warum sparte Vance auch an Wagen? Wie dumm das war, zeigte sich gerade jetzt.

      „Wir kommen wieder näher“, rief Steve, der hinter Clive saß und seinen Kopf durch das Wagenfenster geschoben hatte, „drücken Sie noch mal auf die Tube, Boß, dann kann ich losballern …!“

      Doch daraus wurde nichts.

      Das hochbeinige Monstrum verließ nach einem scharfen Haken die Asphaltstraße und schaukelte in das Gelände hinein. Vance folgte bedingungslos, zumal der seltsame Wagen vor ihm eindeutig an Fahrt verlor.

      Vance geriet wieder in Jagdfieber. Er sah nicht nach links oder rechts. Er starrte nur auf das Heck des vorausschaukelnden Wagens und ließ sich immer tiefer in das unwegsame Gelände hineinlocken. Vom Highway war schon längst nichts mehr zu sehen.

      „Wir fahren uns fest, Boß …!“ rief Steve plötzlich warnend, „passen Sie auf …!“

      Zu spät …!

      Die Räder des Fords mahlten bereits im losen Flugsand, das Wagenheck setzte auf. Ruckartig war die Verfolgungsjagd beendet, während das hochbeinige Monstrum gemächlich und sicher weiterfuhr, um dann hinter einer Felsnase zu verschwinden.

      „Ihr Idioten …!“ brüllte Vance aufgebracht, „konntet ihr denn nicht aufpassen …!?“

      „Aber Sie haben doch gefahren“, antwortete Clive in beleidigtem Ton.

      „Na, und …?“ brüllte Vance aufgebracht zurück, „was besagt das schon …!? Aussteigen … schaufelt die Kiste frei … Worauf wartet ihr noch …?!“

      *

      Hartley, der leicht angekratzte Crane, Freddy und die übrigen drei Gangster waren zur Ranch zurückgekehrt.

      „Dieser verdammte Parker hat uns eine Falle gestellt“, berichtete Hartley seinem Geschäftsfreund Clemetti, „um ein Haar hätten wir uns noch gegenseitig umgebracht … Hat Vance wenigstens etwas erreicht?“

      „Er scheint ihm auf den Fersen zu sein“, antwortete Clemetti, „vielleicht hat er mehr Glück als wir …!“

      „Jetzt brauche ich erst mal einen richtigen Schluck“, redete Hartley weiter, „und dann sollten wir mal richtig überlegen, was zu tun ist …! So wie bisher geht’s nicht weiter … Dieser Parker führt uns dauernd an der Nase herum!“

      Clemetti und Hartley gingen hinüber ins Ranchhaus. Und es war psychologisch sehr interessant und aufschlußreich, daß beide hinauf zum Felsgrat schauten. Rechneten sie mit einem weiteren Felsklotz …!?

      Sie standen gerade in der großen Wohndiele, als das Telefon klingelte.

      „Clemetti“, meldete sich der Gangsterboß von Las Vegas, „wer spricht da? Parker …? Soll das ein Witz sein …!? Was wollen Sie …?“

      Während er redete, winkte er Hartley an den Wandtisch heran und deutete mit der freien Hand auf einen Zweithörer, den Hartley sofort in die Hand nahm.

      „Ich möchte auf keinen Fall lästig werden“, sagte Parkers Stimme würdevoll und gemessen, „aber aus Gründen der Menschlichkeit fühle ich mich verpflichtet, Sie eindringlich zu warnen.“

      „Vor was …?“ fragte Clemetti kurz und knapp zurück.

      „Vor einem gewissen Mr. Hartley“, kam die prompte Antwort, „dieser Herr wird Ihnen ja sicher bekannt sein, wie ich wohl vermuten darf.“

      „Selbst wenn …!“

      „Nach meinen sehr privaten Vermutungen plant Mr. Hartley, den ich gerade erwähnte, einen Coup besonderer Art … Er möchte Sie und einen gewissen Mr. Vance unschädlich machen, um sich das Erbe eines gewissen Mr. Portland allein anzueignen …!“

      Hartley verlor die Nerven.

      Er riß Clemetti den Hörer aus der Hand.

      „Sie verdammter Lügner …!“ brüllte er dann in den Hörer hinein, „einen Dreck will ich …! Was Sie da sagen, haben Sie sich doch aus den Fingern gesogen …!“

      „In der Tat“, antwortete Parker gemessen und höflich, „aber das sollte im Augenblick nicht besonders wichtig sein. Sind Sie sicher, Mr. Hartley, daß Mr. Clemetti nicht ebenfalls so denkt wie Sie …? Portlands Erbe ist schon einen kleinen Verrat wert, finden Sie nicht auch …?“

      Da Clemetti inzwischen den Zweithörer am Ohr hielt, bekam er jedes Wort mit.

      Er sah Hartley wütend an. Hartley erwiderte diesen Blick mit Grimm und Zorn. Die beiden Gangsterbosse fühlten sich durchschaut.

      „Es kann natürlich sein, daß ich mich irre, wofür ich mich dann aber schon jetzt und an dieser Stelle entschuldigen möchte“, redete Josuah Parker inzwischen weiter, „es liegt im Bereich der Möglichkeit, daß meine herben Vermutungen nur auf Mr. Vance allein zutreffen. Ihm wäre solch ein Plan durchaus zuzutrauen, finden Sie nicht auch …?“

      „Hören Sie jetzt mal genau zu“, sagte Hartley und zwang sich zur Ruhe, „wenn Sie glauben, uns gegenseitig hochbringen zu können, dann befinden Sie sich auf dem Holzweg …! Uns bringen Sie nicht auseinander, darauf können Sie Gift nehmen.“

      „Die Götter, wenn ich mich so ausdrücken darf, mögen Ihnen Ihre optimistische Grundeinschätzung erhalten“, kam Parkers prompte Antwort, „doch an Ihrer Stelle würde ich noch nicht einmal meinem Schatten trauen … Ich bedanke mich für dieses interessante und aufschlußreiche Gespräch …!“

      Es knackte in der Leitung, dann war sie tot.

      Hartley und Clemetti sahen sich reichlich finster an.

      „Er will uns aufeinanderhetzen“, sagte Clemetti wegwerfend.

      „Möglich“, gab Hartley nachdenklich zurück, „aber auf Vance sollten wir doch ein Auge halten, finden Sie nicht auch?“

      *

      „Die schuften ganz schön“, stellte Mike Rander fest. Er lag zusammen mit seinem Butler in einem freundlichen, vor allen Dingen schattigen Versteck und beobachtete die beiden Gangster Steve und Clive, die den Ford freischaufelten.

      Gangsterboß Vance beaufsichtigte die Arbeiten und sparte nicht mit Kommentaren. Damit brachte er Steve und Clive langsam aber sicher auf die bewußte Palme, doch er merkte es nicht.

      „Wie haben Clemetti und Hartley auf den Anruf reagiert?“ stellte Rander seine nächste Frage.

      „Wie erwartet, Sir …! Die Saat des Mißtrauens wird mit einiger Sicherheit aufgehen … Meiner bescheidenen Ansicht nach kann es nicht mehr lange dauern, bis die Gangsterbosse sich in gegenseitiger Unfreundlichkeit ergehen.“

      „Ich frage mich die ganze Zeit, ob wir