Günter Dönges

Butler Parker Staffel 6 – Kriminalroman


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hast du Trottel da ’reingelassen?“ fauchte Rittman und deutete auf Parker, „’raus mit ihm, und wir sprechen uns später! Na, los, worauf wartest du noch?“

      Charly, auf seine Kraft vertrauend, griff nach Parkers Oberarm. Das heißt, er wollte dies tun, doch Parker hatte etwas dagegen. Er schlug nur ganz leicht und andeutungsweise mit dem Bambusgriff seines Universal-Regenschirms auf Charlys Handrücken.

      Charly stöhnte betroffen auf und schaute verdutzt auf seine schmerzende Hand.

      „Der gute Ton und die herrschende Konvention verlangen selbst in solchen Situationen die unbedingte Einhaltung der Formen“, erläuterte der Butler dazu, um sich dann wieder Rittman zuzuwenden, der ihn wie eine Erscheinung anstarrte.

      „Wollen … wollen Sie Ärger machen?“ fragte Rittman nun und sah den Butler wütend an, „Sie scheinen nicht zu wissen, wo Sie sind, mein Junge. Wollen Sie, daß man Sie auseinandernimmt?“

      „Wir wollen doch nicht unnötig dramatisieren“, entgegnet der Butler höflich und lächelte andeutungsweise dazu, „darf ich noch einmal präzisieren? Mich interessiert Ihre Cessna.“

      „Wer, zum Henker, sind Sie?“ Rittman wollte ablenken, um seinem Gorilla die Chance zu geben, erneut anzugreifen. Charly hatte sich nämlich gefaßt und startete seinen zweiten Angriff.

      Er holte zu einem gewaltigen Schlag aus, der einen Ochsen mit Sicherheit in die Knie gezwungen hätte. Doch Charly entwickelte sehr viel Pech an diesem frühen Nachmittag. Er verfehlte sein Ziel und wurde vom Schwung fast ganz um seine Längsachse gerissen. Er verlor das Gleichgewicht und fiel anschließend kraftlos in einen Sessel. Er hatte überhaupt nicht mitbekommen, daß sich der verflixte Bambusgriff des Regenschirms fast liebevoll auf sein schütteres Haar gesenkt hatte.

      „Ich beschwöre Sie, es nicht zu tun“, sagte Parker dann zu Gus Rittman, der eine Schublade seines Schreibtisches auf reißen wollte. „Warum wollen Sie Ihre Gesundheit unnötig gefährden!“ Rittman begriff. Er sah ein, daß er es nicht mit einem üblichen Besucher zu tun hatte, der vor ihm kuschte. Instinktiv spürte er die geistige und körperliche Überlegenheit des Butlers.

      „Was … was wollen Sie denn nun wirklich?“ wiederholte er seine Grundfrage.

      „Ich bedaure unendlich, mich wiederholen zu müssen. Es handelt sich um Ihre Cessna. Sind Sie in der Lage festzustellen, ob diese Maschine sich ordnungsgemäß im Hangar befindet?“

      „Na, schön!“ Rittman griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer. Nach wenigen Sekunden hatte er seine Verbindung. Er fragte nach seiner Cessna, erhielt die Antwort und sah dann den Butler völlig verblüfft an.

      „Sie ist weg“, sagte er, während er auflegte, „sie ist gestohlen worden! Eben haben sie’s draußen auf dem Platz gemerkt!“

      „War das alles?“ fragte Parker weiter.

      „Sie ist eben zu Bruch gegangen, als sie landete. Dadurch haben sie’s überhaupt gemerkt. Der Pilot ist getürmt. Verstehen Sie das?“

      „Sie überschätzen meine Wenigkeit“, antwortete Parker, „eine Frage am Rande, haben Sie einen Privatpiloten?“

      „No, die Maschine steuere ich allein! Aber nun sagen Sie endlich, was überhaupt anliegt! Haben Sie eine Ahnung, wer sich die Maschine unter den Nagel gerissen haben könnte?“

      „Der Feuersalamander“, sagte Parker knapp, lüftete seine Melone und verließ ohne weiteren Kommentar das Zimmer. Gus Rittman starrte ihm nach. Dann fluchte er, und es klang wie das Zischen einer Giftschlange. Er drückte auf einen Klingelknopf, der auf seinem Arbeitstisch angebracht war und war endlich in der Lage, so etwas wie ein Lächeln zu produzieren. Doch dieses Lächeln war nichts anderes als eine Grimasse der nackten Bosheit!

      *

      „Keine Ahnung, warum wir angegriffen wurden“, sagte Mike Rander etwa um diese Zeit zu Lieutenant Mallick von der Mordkommission. Mallick war ein großer, schlanker Mann mit eisgrauen Augen. Er grinste skeptisch, als Rander geendet hatte.

      „Sie kamen also vom Gelände der All Texas Oil“, faßte er dann zusammen, „und unterwegs erfolgten dann die beiden Tiefangriffe durch die Cessna, oder?“

      „Genauso ist es gewesen“, antwortete Rander, „Sie können sich ja draußen am Ort und Stelle davon überzeugen, daß ich nicht gelogen habe. Die Splitterbombe hat schließlich deutliche Spuren hinterlassen.“

      „Was hatten Sie bei der All Texas zu tun? Kamen Sie im Zusammenhang mit dem Brand der Tankkessel?“

      „Genau … Ich vertrete eine Versicherungsgesellschaft … Die Unterlagen stelle ich Ihnen gern zur Verfügung.“

      „Na, so eilig ist das nicht.“ Lieutenant Mallick sah nachdenklich zum Fenster hinaus, „Sie bleiben ja vorerst in Midland, oder?“

      „Selbstverständlich.“

      „Und bevor Sie losfahren, sollten Sie uns verständigen“, redete Mallick weiter, „wäre ja nicht schön, wenn ich nach Ihnen fahnden lassen müßte.“

      „Ich habe verstanden“, Rander grinste. „Sie wollen sich an meinen Butler und an mich halten, wie?“

      „Verwundert Sie das? Dieser Luftangriff ist eine erste Spur im Zusammenhang mit der Bombardierung der Tankkessel.“

      „Wer ist der Mann, der die Polizei informierte?“

      „Meinen Sie den, der die Streife anrief, nachdem Sie angegriffen wurden?“

      „Richtig.“

      „Glenn Hastert … ein ehemaliger Angestellter der All Texas.“

      „Ein wahrscheinlich leitender Angestellter, wie?“

      „Kann man wohl sagen. Er war Chef der Werbeabteilung.“

      „Schied er auf eigenen Wunsch aus?“

      „Bestimmt nicht. Hastert wurde gefeuert. Er war wohl nicht so gut, wie man es sich vorgestellt hatte. Warum fragen Sie nach ihm?“

      „Nun, ich möchte mich wegen der Hilfeleistung bei ihm bedanken, sehr einfach!“

      „Hören Sie, Rander, Sie verschweigen mir doch nichts?“

      „Kaum, Mallick“, Rander lächelte neutral, „und wer ist der Fahrer des Kleinlasters?“

      „Ein gewisser Norman Halligon. Wollen Sie sich auch bei ihm bedanken?“

      „Erraten, Lieutenant. Man ist ja schließlich ein höflicher Mensch. Wo und für wen arbeitet dieser Halligon?“

      „Für eine Getränkefirma. Sie gehört einem gewissen Gus Rittman. Das nur für den Fall, daß Sie weitere Fragen stellen!“ Lieutenant Mallick lächelte ironisch. „Mir scheint, daß Sie mehr als nur eine Versicherung vertreten.“

      „Sie sind fast ein Hellseher, Lieutenant.“

      „Wenn Sie etwas verschweigen, was die Untersuchung angeht, können Sie verdammt schnell in des Teufels Küche kommen. Ich möchte Sie nur warnen.“

      „Akzeptiert. Ich werde mich mit Sicherheit wieder bei Ihnen melden, Lieutenant.“

      Rander nickte dem Lieutenant zu und ging hinüber zur Bürotür, um das Gebäude der Polizei zu verlassen.

      „Noch etwas … noch eine Warnung“, sagte Lieutenant Mallick fast beiläufig, „Gus Rittman ist gefährlicher als eine schwarze Mamba … Kommen Sie ihm nicht in die Quere! Es könnte dann sein, daß ich nichts mehr für Sie tun kann.“

      „Ich werde es meinem Butler ausrichten“, entgegnete der junge Anwalt, „ich hoffe, er zeigt sich wenigstens ein bißchen beeindruckt.“

      *

      Parker hatte die Tür noch nicht ganz hinter sich geschlossen, als er bereits überrascht wurde.

      Zwei Männer, ebenfalls stämmig und bullig