Günter Dönges

Butler Parker Staffel 6 – Kriminalroman


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verstehe ich nicht! Wußten Sie, daß die Maschine gestohlen worden war?“

      „Ich ahnte es!“

      „Von wem denn?“

      „Diese Frage kann ich nur andeutungsweise beantworten“, antwortete Parker, „wahrscheinlich brauchte sie ein gewisser Feuersalamander für einen kurzen, mißglückten Ausflug!“

      *

      Es war dunkel geworden.

      Mike Rander und sein Butler befanden sich im Bungalow des gutgeführten Motels und tauschten ihre Gedanken aus. Parker erwies sich als vollendeter Butler. Er hatte den Smoking seines jungen Herrn ausgebürstet und half Rander beim Ankleiden, was der junge Anwalt zwar überhaupt nicht schätzte, wogegen er aber nichts machen konnte. Parker konnte ungemein hartnäckig sein, wenn er als Butler agierte.

      „Dieser Hastert braucht also Geld, faßte Rander zusammen, „bei einem gewissen Joe Pollert ist er mit 45 000 Dollar verschuldet. Scheint sich bei diesem Mann um einen Kreditgeber zu handeln, ziemlich miese Type … Hasterts Frau ist jung und sieht sehr teuer aus. Gut zudem auch noch … Sie scheint von ihrem Mann nicht viel zu halten. Im übrigen kennt sie Gus Rittman, der ihr eine Stelle in seinen Nachtbetrieben angeboten haben muß. Interessante Zusammenhänge, wie?“

      „Trauen Sie Mister Hastert zu, Sir, als Feuersalamander auf zu treten?“

      „Eigentlich nicht“, antwortete der junge Anwalt und ließ sich die Smokingschleife von Parker binden, „Hastert hat in meinen Augen kein Format, noch nicht einmal ein negatives. Aber seine Frau, diese Hazel, die scheint durchtrieben und eiskalt zu sein. Eine gefährliche Frau!“

      „Die zudem noch Mister Rittman kennt, Sir. Rittman ist ein stadtbekannter Gangster, der sich auf legale Nachtclubs zurückgezogen hat, wie ich in Erfahrung bringen konnte. Zudem scheint er noch mit einem der Gangstersyndikate in Verbindung zu stehen.“

      „Könnte er der Feuersalamander sein, Parker?“

      „Ich bin mir nicht sicher, Sir! Seine Geschäfte scheinen gut zu gehen. Warum sollte sich solch ein Gangster in die Feuerlinie begeben, um es einmal volkstümlich auszudrücken? Dieses Risiko ist unter Umständen tödlich, und ein Mann wie Rittman müßte das sehr genau wissen.“

      „Also war es ein Zufall, daß Hastert und Halligon draußen neben unserem Wagen auftauchten? Halligon ist immerhin Fahrer einer Getränkefirma, die Rittman gehört.“

      „Diese Frage vermag ich mit letzter Sicherheit nicht zu beantworten, Sir.“

      „Also heißt die Parole abwarten, oder?“

      „Ich erlaube mir, mich Ihrer Parole anzuschließen, Sir. Darf ich jetzt den Wagen Vorfahren?“

      „Sie dürfen!“ Rander lächelte unwillkürlich. Parker hielt in allen Lebenslagen auf Form. So auch an diesem Abend, als sie zusammen zum Abendessen ausfahren wollten.

      Rander zündete sich eine Zigarette an und ging dann nach draußen, wo Josuah Parker bereits mit dem hochbeinigen Monstrum wartete. Als sie das Grundstück des Motels verließen, hängte sich prompt ein grauer Ford an sie.

      „Verfolger?“ fragte Rander, der sich umdrehte und den Wagen beobachtete.

      „Das ist sehr wahrscheinlich, Sir. Zwei Gruppen dürften sich für Sie und meine bescheidene Wenigkeit interessieren: Mister Rittman und der Feuersalamander, sofern diese beiden Gruppen nicht miteinander identisch sind.“

      „Rittman wird sich wundern, wohin wir fahren werden!“

      Es dauerte etwa dreißig Minuten, bis sie den Nachtclub erreicht hatten, den Parker ein paar Stunden vorher besucht hatte. Parker ließ seinen Spezialwagen auf dem großen Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen und begleitete seinen jungen Herrn dann hinüber zum Club.

      Am Eingang stand ein alter Bekannter.

      Es handelte sich um den vierschrötigen Boxer, der sich Charly nannte. Er trug einen uniformähnlichen Anzug und fiel aus allen Wolken, als Parker plötzlich vor ihm stand.

      „Wollen Sie nicht die Tür öffnen, wie es sich für einen Portier geziemt?“ fragte Parker und schüttelte andeutungsweise vorwurfsvoll den Kopf, „ich muß auch hier einen Verfall der guten Sitten und Manieren konstatieren!“

      Charly wußte nicht, was er tun sollte. Er schnaufte wie unter einer starken körperlichen Belastung.

      Dann handelte er. Er verbeugte sich devot und beeilte sich, die Tür zum Nachtclub zu öffnen. Rander und Parker traten ein und ließen sich vom Oberkellner einen Tisch geben.

      „Na, das wird ja ein gemütliches Abendessen werden“, sagte Rander skeptisch, „gewisse Leute werden doch bereits durchdrehen! Ich glaube, Parker, wir hätten uns ein anderes Lokal aussuchen sollen!“

      *

      Gus Rittman hielt Kriegsrat in seinem Büro.

      Charly und die beiden anderen Gorillas sahen ihn hündisch ergeben an. Sie lauschten den Worten ihres Meisters.

      „Wir machen das ganz unauffällig“, sagte Rittman, „Parker und dieser junge Laffe müssen ohne jede äußere Gewaltanwendung aus dem Verkehr gezogen werden.“

      „Aber wie! Sie kennen Parker doch, Chef. Der wehrt sich.“

      „Ohne jede Gewaltanwendung“, wiederholte Rittman noch einmal, „ich will nicht die Polizei auf dem Hals haben. Ich gehe gleich ’runter in die Küche. Sobald Parker und sein Chef Essen bestellt haben, geht das alles über die Bühne. Ich mixe dem Essen ein ganz bestimmtes Pulver bei. Und schon wird den beiden Schnüfflern so schlecht, daß sie nicht schnell genug in den Waschraum kommen können. Auf dem Weg dorthin schnappen wir sie uns dann, klar?“

      „Okay, Chef, verdammt raffiniert“, lobte Charly anerkennend, „darauf wär’ ich niemals gekommen!“

      „Man hat eben so seine Erfahrungen“, lobte sich Gus Rittman und dachte unwillkürlich an seine große Zeit. „So, ihr wißt jetzt Bescheid, geht auf eure Posten! Und daß mir keine Panne passiert, können wir uns nicht leisten!“

      Charly und die beiden anderen Gorillas, die übrigens in Smokings staken, stoben aus dem Privatbüro, dessen Tür zum Vorzimmer weit geöffnet war.

      Und in diesem Vorzimmer befand sich immerhin ein kleiner Mikrosender, den Parker dort plaziert hatte. Dieser Sender war mit einer Aufnahmeanlage gekoppelt und so in der Lage, Gespräche aller Art an den Empfänger zu transportieren, doch davon ahnte Mister Rittman nichts!

      *

      Parkers ausdrucksvolle Hände spielten mit einer der schwarzen Zigarren, die er dem schäbigen, abgewetzten Etui entnommen hatte. Selbst einem sehr aufmerksamen Beobachter wäre entgangen, daß Parker diese Zigarre nach einer leichten Drehung auseinanderzog. In der freigelegten Mitte wurde ein Miniaturlautsprecher frei, der die Unterhaltung Mister Rittmans mit seinen Mitarbeitern Wort für Wort übertrug.

      „Warum ist Rittman hinter uns her?“ fragte Rander, als die Privatübertragung beendet war, „stören wir seine Kreise? Steckt er mit den Salamandern unter einer Decke?“

      „Nach wie vor möchte ich mich auf keinen Fall festlegen, Sir. Kein gefühlsmäßig aber neige ich dazu, in Mister Rittman nicht den Feuersalamander zu sehen. Seine große Zeit dürfte lange vorüber sein. Er fürchtet vielleicht um seine kleinen und großen Gaunereien, die er sehr wahrscheinlich nach wie vor betreibt.“

      „Der Oberkellner“, sagte Rander und unterdrückte ein Lächeln, „dann werde ich mal bestellen!“

      Der Oberkellner, ob informiert oder nicht, nahm die lange Liste der Bestellung entgegen und entwich mit fliegenden Frackschößen.

      „Mister Rittman, stellte Parker fest, als der Gangsterboß in der Nachtbar erschien.

      Rittman strahlte wie ein Honigkuchenpferd, wie der Volksmund es mit Sicherheit ausgedrückt hätte. Er tat so, als freue er sich, Parker zu sehen und wieselte an den Tisch.