Stephanie von Deyen

Mami Staffel 9 – Familienroman


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ihre Wangen glühten vor Begeisterung.

      »Wie heißen die Tiere?« wollte sie ganz dringend wissen.

      »Max ist das Shetlandpony, na, und die Schafe habe ich Bim und Bam genannt. Bim ist übrigens das schwarze.«

      »Darf ich jeden Tag vorbeikommen?« Saras Augen glänzten. »Ich mag Tiere so gern. Wenn wir zum Strand gehen, müssen wir doch sowieso hier lang: Mami, bitte!«

      »Aber Mausi!« Isabel räusperte sich. »So einfach geht das nun wirklich nicht. Du kannst doch Herrn Wilms nicht stören. Weißt du, er ist Architekt und hat auch unser Ferienhaus gebaut. Sicher muß er viel arbeiten und…«

      »Das stimmt schon, Frau…«

      »Sievers. Isabel Sievers.«

      Sekundenlang verlor sich sein Blick in ihren Augen.

      »Hm… also Frau Sievers, natürlich habe ich viel zu tun, aber ich bin auch froh, wenn ich mal eine Pause einlegen kann. Zur Zeit bin ich mit der Planung eines Ferienzentrums in Kiel beschäftigt, ebenfalls im Auftrag der Firma Reiter.«

      Es fiel Isabel gar nicht so leicht, gleichmütig zu bleiben. Irgend etwas an diesem sehr sympathischen Mann verwirrte sie. War es sein Lächeln? Oder lag es an seinen Augen, die blau waren und einen attraktiven Gegensatz zu seinem dunkelbraunen Haar bildeten?

      »Und Sie haben Ihr Büro hier im Haus?« fragte sie, wobei sie Sara festhielt. Die Kleine machte nämlich gerade Anstalten, noch einmal hinüber zu den beiden Schafen zu laufen.

      Gero Wilms nickte.

      »Ja, genauer gesagt: Ich arbeite da drüben im Anbau. Das Haus habe ich von meinen Eltern übernommen, innen ist einiges modernisiert worden. Ich könnte mir keinen schöneren Platz zum Leben vorstellen als Hohensand… ich bin hier aufgewachsen, und ich will hier auch alt werden!«

      Er lachte und fügte hinzu: »Sicher kommen Sie aus der Stadt, Frau Sievers, und können meine Vorliebe für das idyllische Leben auf dem Land nicht verstehen!«

      »Und ob ich Sie verstehe, Herr Wilms!« erwiderte Isabel. »Es ist wirklich schön hier. Übrigens haben Sie richtig geraten, wir leben in Köln, am Stadtrand.«

      Eine kleine Pause entstand. Ehe Isabel sich rasch verabschieden konnte, meinte der Architekt freundlich:

      »Ich könnte Ihnen den einen oder anderen Tip geben, was Hohensand und die Umgebung anbelangt. Wenn Sara morgen wieder das Pony und die Schafe besuchen möchte, dann nehmen Sie sich doch ein bißchen Zeit, Frau Sievers. Wir könnten uns in den Garten setzen, Kaffee trinken und ein bißchen reden. Ich würde mich wirklich sehr freuen… dann habe ich wenigstens einen triftigen Grund, meine Pläne mal aus der Hand zu legen!«

      »O ja, bitte, Mami!« bettelte Sara begeistert. »Dürfen wir Kiki auch mitbringen?«

      »Aber Sara!« Isabel schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht.«

      »Wer ist denn Kiki?« erkundigte sich Gero Wilms amüsiert. Das lebhafte kleine Mädchen mit den Strahleaugen war ein richtiger kleiner Schatz, fand er. Ein bißchen blaß war sie noch, die Kleine, und daß sie ab und zu hustete, gefiel ihm auch nicht. Aber die gute Seeluft würde das ihrige tun.

      »Kiki ist unser Kakadu!« erklärte Sara vergnügt. »Den haben wir mitgebracht, und er ist ganz ganz lieb! Außerdem quasselt er dauernd!«

      »Aha… nun, so einen Vogel wollte ich schon immer mal kennenlernen!« meinte der nette Architekt augenzwinkernd. »Kiki ist auch eingeladen. Das versteht sich doch von selber!«

      »Sara hat manchmal sehr ausgefallene Ideen!« entschuldigte sich Isabel. »Also, ich weiß wirklich nicht, ob wir das mit dem Käfig auf uns nehmen sollen. Aber was Sara und mich betrifft, wir nehmen Ihre spontane Einladung gerne an!«

      »Sagen wir so um sechzehn Uhr… Kaffeezeit?« Gero reichte ihr die Hand und streichelte dann Saras Blondkopf. »Bis morgen, die Damen!«

      Später, als Mutter und Tochter verschwunden waren, kehrte er ins Haus zurück. Für heute wollte er seine Arbeit beenden. Es wurde wirklich Zeit, daß er sich ein bißchen Ruhe gönnte. Urlaub war aus Zeitmangel in diesem Jahr überhaupt nicht drin.

      In der Küche stand ein duftender Rührkuchen, den seine Haushälterin Thea Keller heute morgen für ihm mitgebracht hatte. Sie kannte seine Vorliebe für hausgemachtes Gebäck. Ab und zu schüttelte sie den Kopf darüber, daß er noch immer nicht verheiratet war.

      »Ihnen fehlt eine nette Frau, Herr Wilms!« pflegte sie zu sagen. »Tun Sie nur nicht so wie ein hartgesottener Junggeselle… Sie sind im Grunde keiner! Und das Alleinsein tut Ihnen auf die Dauer nicht gut. Daß ab und zu diese Frau Kraus aus Kiel hier auftaucht, also, das zählt doch nicht!«

      Gero lächelte und beschloß, den Kuchen für morgen aufzuheben. Der kleinen Sara und ihrer hübschen Mutter würde er sicher ebenfalls gut schmecken.

      In der modern eingerichteten Küche des Reetdachhauses bereitete er sich ein schnelles Abendessen. Thea ging jeden Tag kurz nach zwölf, wenn sie gekocht hatte. Pünktlich um acht stand sie immer vor der Tür, das Wochenende ausgenommen.

      Zum Teil hatte sie recht, die gute, wenn sie immer wieder erklärte: »Das Alleinsein ist nicht gut.«

      Solange Gero zu tun hatte – und über mangelnde Aufträge konnte sich der begabte junge Architekt nicht beklagen – geriet er natürlich nicht ins Grübeln. Aber oft genug dachte er doch über seine Zukunft nach… und darüber, ob es irgendwo auf dieser Welt eine Frau gab, mit der er die berühmte Liebe auf den ersten Blick erleben würde.

      Merkwürdig, daß ihm gerade heute wieder diese Gedanken durch den Kopf gingen. Während er nach dem Essen draußen auf der Terrasse ein Glas Wein trank, fiel ihm Marita ein.

      Marita Kraus, zweiunddreißig, verlockend schön auf der einen Seite, auf der anderen Seite Geschäftsfrau durch und durch. Eine, die keine Skrupel kannte, wenn es darauf ankam. Grünliche Augen, kastanienrotes Haar… und rechte Hand von Eugen Reiter, dem Seniorchef der Immobilienfirma Reiter & Co. in Kiel. Durch seine Tätigkeit für dieses Unternehmen hatte Gero Marita kennengelernt und war eine Zeitlang ihrem verführerischen Charme erlegen… bis er festgestellt hatte, wie egoistisch und gefühllos sie war.

      Marita… nein, sie und er waren wie Feuer und Wasser, wie Scharz und Weiß. Und er hatte ihr nun schon monatelang zu erklären versucht, daß ihn nichts mehr mit ihr verband… außer geschäftlichen Beziehungen.

      Gero starrte in den abendlichen Garten hinaus.

      »Sie gibt nicht auf!« murmelte er vor sich hin. »Und ich fürchte, wenn ich nicht noch deutlicher werde, heftet sie sich weiter wie eine Klette an mich…«

      Marita kam in unregelmäßigen Abständen nach Hohensand, und zwar ohne vorherige Anmeldung. Offenbar gefiel es ihr, wenn sie sein entgeistertes Gesicht sah… In der Ferienanlage stand immer eine Wohnung für sie parat. Sonnenklar, schließlich hieß es in Kiel, Eugen Reiter werde sie demnächst zur Geschäftsführerin befördern.

      Hätte ich mich nur nie mit ihr eingelassen, dachte Gero mißmutig. Aber, mein Gott… ich wußte ja nicht, daß sie sich als menschliches Schlinggewächs entpuppen würde.

      Er seufzte. Frauen… ein Kapitel für sich, auf das er nicht gern zu sprechen kam. Stellte er vielleicht zu hohe Ansprüche? Oder wie kam es, daß er seine Traumprinzessin noch nicht gefunden hatte?

      Er lehnte sich zurück. Es war still, nur das Rauschen des Meeres drang herauf zu ihm in den großen grünen Garten. Und in diesem Moment fühlte Gero ganz deutlich, daß er wirklich nicht länger alleinsein wollte. Herrlich mußte es sein, das Leben mit einem geliebten Wesen zu teilen… oder auch mit zwei oder drei Kindern…

      Eine Familie, ein Nest der Geborgenheit und der gegenseitigen Liebe.

      Genau das wünschte sich Gero… aber diesen Wunsch verschloß er tief in seinem Herzen.

      *

      »Ich bleib’ hier!« heulte Sara. Dicke