glänzend, ganz wie ein Käferflügel, nicht weich oder feucht oder behaart, wie sie bei einem Wirbeltier wäre. Den Kamm des Kopfes entlang lief ein Grat weißlicher Stacheln, die von hinten nach vorn zeigten, und ein weit größerer Kamm bog sich auf beiden Seiten über den Augen. Der Selenit, der mich losband, nahm seinen Mund den Händen zur Hilfe.
»Sie scheinen uns zu begreifen«, sagte Cavor. »Bedenken Sie, dass wir auf dem Mond sind! Machen Sie keine plötzlichen Bewegungen!«
»Wollen Sie es mit der Geometrie versuchen?«
»Wenn ich eine Gelegenheit bekomme. Aber natürlich machen sie vielleicht einen ersten Schritt.«
Wir blieben passiv, und als die Seleniten ihre Vorkehrungen beendet hatten, traten sie von uns zurück und schienen uns anzusehen. Ich sage, schienen, denn da ihre Augen seitlich standen und nicht nach vorn, so hatte man die gleiche Schwierigkeit, wenn man die Richtung feststellen wollte, in der sie blickten, auf die man im Fall einer Henne oder eines Fisches stößt. Sie sprachen miteinander in ihren Flötentönen, die nachzuahmen oder zu definieren mir unmöglich schien. Die Tür hinter uns öffnete sich weiter, und als ich über die Schulter blickte, sah ich dahinter einen unbestimmten weiten Raum, in dem ein ganz kleiner Auflauf von Seleniten stand. Es schien ein merkwürdig gemischter Haufe zu sein.
»Wollen sie, wir sollen diese Töne nachahmen?«, fragte ich Cavor.
»Ich glaube nicht«, sagte er.
»Mir scheint, sie versuchen, uns etwas verständlich zu machen.«
»Ich kann aus ihren Gesten nicht klug werden. Sehen Sie diesen da, der wie ein Mensch in ’nem unbequemen Kragen mit dem Kopf würgt?«
»Lassen Sie uns doch den Kopf gegen ihn schütteln.«
Wir taten das, und da wir es als wirkungslos erfanden, versuchten wir eine Nachahmung der Bewegungen der Seleniten. Auf jeden Fall begannen sie alle mit derselben Bewegung. Da das aber zu nichts zu führen schien, hörten wir schließlich auf, und auch sie taten das und begannen unter sich eine pfeifende Debatte. Dann kauerte sich plötzlich einer von ihnen, der kürzer und sehr viel dicker war als die anderen und einen besonders weiten Mund hatte, neben Cavor nieder und legte Hände und Füße in dieselbe Haltung, wie Cavors gebunden waren, und stand dann mit einer geschickten Bewegung auf.
»Cavor«, rief ich, »sie wollen, wir sollen aufstehn!«
Er starrte mich mit offenem Munde an. »Natürlich!«, sagte er.
Und mit vielem Winden und Grunzen – denn unsere Hände waren zusammengebunden – gelang es uns, uns auf die Füße zu arbeiten. Die Seleniten machten für unsere elefantenmäßigen Bewegungen Platz und schienen noch beredter zu zwitschern. Sobald wir auf den Füßen standen, kam der untersetzte Selenit, befühlte unsere Gesichter mit seinen Tastern und ging auf die offene Tür zu. Auch das war deutlich genug, und wir folgten ihm. Wir sahen, dass vier von den Seleniten, die in der Tür standen, viel größer waren als die anderen, und ebenso gekleidet wie die, die wir im Krater beobachtet hatten, nämlich mit runden, spitzigen Helmen und zylindrischen Leibeshüllen, und dass jeder der vier einen Treibstock mit Stachel und Schutzgriff trug, der aus demselben stumpfaussehenden Metall bestand wie die Schüsseln. Diese vier nahmen uns zwischen sich, je zwei zu beiden Seiten von uns, als wir aus unserm Raume in die Höhle auftauchten, aus der das Licht gekommen war.
Unseren Eindruck von dieser Höhle erhielten wir nicht sofort. Unsere Aufmerksamkeit war von den Bewegungen und Haltungen der Seleniten in Anspruch genommen, die uns unmittelbar umgaben, und von dem Zwange, unsere Bewegung zu beherrschen, damit wir sie nicht durch übermäßige Schritte erschreckten und ängstigten. Vor uns ging das kurze, untersetzte Wesen, das das Problem gelöst hatte, uns zum Aufstehn zu bewegen, und er bewegte sich mit Gesten, die uns fast alle verständlich erschienen und uns aufforderten, ihm zu folgen. Sein schnabelartiges Gesicht wandte sich mit einer Geschwindigkeit vom einen von uns zum anderen, die offenbar fragend war. Eine Zeit lang, sage ich, waren wir von diesen Dingen in Anspruch genommen.
Aber schließlich machte sich der große Raum, der den Hintergrund zu unsern Bewegungen abgab, geltend. Es stellte sich heraus, dass die Quelle wenigstens eines großen Teils des Tumults von Tönen, der unsere Ohren erfüllt hatte, seit wir uns von der Erstarrung durch den Pilz erholt hatten, eine riesige Masse von Maschinerie in Bewegung war, deren fliegende und wirbelnde Teile undeutlich über den Köpfen und zwischen den Körpern der Seleniten hindurch zu sehen waren, die um uns gingen. Und nicht nur das Gewebe von Tönen, das die Luft erfüllte, rührte von diesem Mechanismus her, sondern auch das eigentümliche blaue Licht, das den ganzen Raum durchstrahlte. Wir hatten es als etwas Natürliches hingenommen, dass eine unterirdische Höhle künstlich beleuchtet war, und noch jetzt, wo mir doch die Tatsache offen vor Augen lag, erfasste ich ihre Bedeutung nicht völlig, bis alsbald das Dunkel kam. Den Sinn und den Bau dieses riesigen Apparats, den wir sahen, kann ich nicht erklären, weil wir beide nicht erfuhren, wozu er da war und wie er arbeitete. Einer nach dem anderen flogen dicke metallene Schafte von seinem Zentrum aus und empor, deren Köpfe eine Kurve beschrieben, die mir parabolisch zu sein schien, und jeder warf ein Art baumelndes Armes aus, wenn er zu seinem Höhepunkt aufstieg und in einen vertikalen Zylinder niedertauchte, den er damit abwärts zwang. Darum bewegten sich die Gestalten von Wächtern, kleine Figuren, die irgendwie anders erschienen als die Wesen um uns. Wenn einer der drei baumelnden Arme der Maschine niedertauchte, gab es ein Geklirr und dann ein Brüllen, und aus dem vertikalen Zylinder floss oben dieser leuchtende Stoff über, der den Raum erhellte; er lief über, wie Milch in einem kochenden Topf überläuft, und tröpfelte unten leuchtend in einen Lichtkessel. Es war ein kaltes blaues Licht, eine Art phosphoreszierenden Scheins, nur unendlich viel heller, und aus den Kesseln, in die es fiel, lief es in Leitungen quer durch die Höhle.
Bum, bum, bum, bum, bum machten die fliegenden Arme dieses unverständlichen Apparats, und die Licht-Substanz zischte und floss. Anfangs schien uns das Ding nur ziemlich groß und uns nahe, und dann sah ich, wie außerordentlich klein die Seleniten darauf erschienen, und mir wurde die ganze Riesenhaftigkeit von Höhle und Maschine klar. Ich blickte nach dieser riesigen Affäre mit neuem Respekt auf die Gesichter der Seleniten. Ich stand still, und Cavor stand still und starrte diese kolossale Maschine an.
»Aber das ist unheimlich!«, sagte ich. »Wozu kann das sein?«
Cavors blaubeleuchtetes Gesicht war voll von intelligentem Respekt. »Ich kann nicht träumen! Diese